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Aus Detlef Orlopps Fotografien spricht die Stille. Seine Motive – überwiegend Landschaften, Wasseroberflächen und Gesichter – spiegeln diese Ruhe wider. Detlef Orlopp (*1937 Elbing/Westpreußen, Kindheit in Saalfeld am Ewingsee/Ostpreußen) würdigt mit seiner intensiven, ergründenden Art der Begegnung seine Motive und schafft Annäherungen zwischen den Themen: Gesichter erkundet er wie Landschaften; Felsformationen oder Gletscher porträtiert er wie menschliche Wesen.

Bis heute arbeitet Orlopp mit der analogen Schwarz-weiß-Fotografie, um zu zeigen, wodurch sich die Welt bewegt und worin sie besteht. Die monochrome Ausführung unterstreicht die Vielfalt der Formen, die Wasser, Stein oder Eis annehmen können. Gleichzeitig trägt der Verzicht auf Farbigkeit dazu bei, dass die Materialität des jeweiligen Motivs für den Betrachter changiert und aufgrund der in ihr wirkenden physikalischen Kräfte unterschiedliche Assoziationen zulässt. „Die Stille fokussiert das dynamische Prinzip“, schrieb Orlopp 1994 dazu. Orlopps Landschaften sind menschenleer, auch Sträucher oder Bäume sind selten anzutreffen. Jeglicher Hinweis zum Erkennen des tatsächlichen Maßstabes ist getilgt. Seine Aufnahmen verortet er auch absichtlich nicht, denn es geht ihm nicht um die geographische Situation an sich, sondern vielmehr um ein spezifisches Zusammenwirken unterschiedlicher Faktoren: der Blickwinkel und die Entfernung, insbesondere aber auch das Lichtspiel, das je nach Tages- und Jahreszeit variiert. Orlopps Werke gleichen „Lichtzeichnungen“, weil „[…] das Silber auf dem Film und dem Papier reine Sonne ist […]“ (Raoul Schrott). Das überwiegend quadratische Format seiner Abzüge strukturiert und begrenzt, ohne Hierarchien zu setzen.

Die subjektive Fotografie der 1950er Jahre bald hinter sich lassend hat Orlopp in den rund 60 Jahren seines Schaffens mit großer Ernsthaftigkeit eine individuelle Bildsprache herausgearbeitet, die von analytischer Schärfe und poetischer Tiefe zeugt. In seinen Werken spürt man nicht nur Faszination für den unerschöpflichen morphologischen Reichtum der Welt, sondern auch Ehrfurcht und Dankbarkeit, die Orlopp selbst in Worte fasst: „Mit jeder Fotografie, die ich mache, gebe der Erde die Erde zurück.“ Sein Wunsch ist es, den Betrachter mit seinen Werken zu berühren und ihn für das Wunder der Natur zu sensibilisieren.

Detlef Orlopp in Regensburg Die Ausstellung präsentiert mit rund 180 Werken einen Querschnitt durch das Œuvre von Detlef Orlopp. Als umfassende Werkschau angelegt, werden seine wichtigsten Motivgruppen vorgestellt; dies sind vor allem seine Seestücke, Wasserlandschaften, Berg- und Gletscheransichten, aber auch die großformatigen Porträts, die experimentellen Objektdarstellungen sowie das Siegener Frühwerk.

Mit dem auf den ersten Blick widersprüchlichen Ausstellungstitel „Nur die Nähe – auch die Ferne“ bringt Orlopp den philosophischen Hintergrund seines Schaffens auf den Punkt, der von einem allumfassenden, positiven Prinzip bestimmt wird: „Der Titel enthält für mich die unterschiedlichsten Segmente in unserem Bewusstsein über die Welt.“
Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie übernimmt die Ausstellung vom Museum Folkwang in Essen, das 2013 ein Konvolut mit über 500 Werken Orlopps angekauft hat. Das Konzept erarbeitete der Essener Kurator Florian Ebner, der aus Regensburg stammt und unter anderem 2015 den Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig betreute. Im Kunstforum wurde die Präsentation in feiner Abstimmung mit dem Künstler an die räumliche Situation des Museums angepasst. „Sie könnten immer wieder neue Variationen in der Zusammenstellung der Werke durchspielen und dabei immer wieder ein neues Neben- und Miteinander entstehen lassen“, so Detlef Orlopp. Dies gilt insbesondere für die Landschaftsdarstellungen und Seestücke. In der Gegenüberstellung werden für den Betrachter erst die Formenvielfalt und gleichzeitig die Einzigartigkeit jeder einzelnen Aufnahme sichtbar. Ein Raum der chronologisch und nach Motiven angeordneten Schau widmet sich dem Porträt. Ausgewählt wurden streng frontale Aufnahmen von Gesichtern. Meistens handelt es sich um Frauenporträts.

Die Reihe beginnt mit einer Fotografie, die Ende der 1950er Jahre entstanden ist, und endet mit einem Porträt von 2014. Gemeinsam ist ihnen die intensive Auseinandersetzung mit dem Gegenüber, die dem Künstler ermöglicht, das Wesentliche herauszuarbeiten. Unter den Dargestellten, die Orlopp mehr oder weniger nahe standen oder stehen, befinden sich auch die deutschschweizerische Künstlerin und Lyrikerin Meret Oppenheim, der Wiener Aktionskünstler Erwin Puls sowie einige Galeristen. Detlef Orlopps Fotografien waren im KOG bereits 2013 in der Ausstellung „Dialog über Grenzen“ zu sehen, die die Sammlung des Kunstpublizisten Hans-Peter Riese vorstellte.

Im Rahmen des Begleitprogramms zu der aktuellen Ausstellung widmet Riese seinem langjährigen Freund Orlopp am Donnerstag, 7. April 2016, einen Vortrag mit dem Titel „Detlef Orlopp als Maler“.
Am Samstag, 5. März, um 11 Uhr wird der Künstler persönlich zusammen mit dem Essener Kurator Florian Ebener durch die Ausstellung führen.

Zur Ausstellung erschien ein gleichnamiger Katalog bei Edition Folkwang/Steidl Verlag mit einem literarischen Text von Raoul Schrott und einem Beitrag von Florian Ebner.

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Detlef Orlopp Ines, 28.5.1971 Silbergelatineabzug Museum Folkwang, Essen 

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