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„Ach, du studierst Anglistik? Und was machst du dann mal beruflich?“ Wie oft ich diese Frage während meines Studiums gehört habe, weiß ich nicht. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Fakt ist, dass ich in 90 Prozent der Fälle damit rechnen konnte, diese Frage zu hören, wenn ich jemanden neu kennenlernte. Die anderen 10 Prozent waren Kommilitonen, die das gleiche studierten.

Wer einen Studiengang innerhalb der Geisteswissenschaften studiert, wird diese Frage schon unzählige Male gehört und genauso oft versucht haben, sie zufriedenstellend zu beantworten – oft ohne Erfolg. Das liegt nicht etwa daran, dass Studiengänge in diesem Feld nutzlos sind. Viel eher werden Studenten der Geisteswissenschaftlichen Richtungen bewusst nicht auf einen spezifischen Beruf vorbereitet. Und das zu verstehen, fällt besonders der älteren Generation, die es gewohnt ist, dass nach dem Schulabschluss eine Ausbildung begonnen wird, um anschließend den Rest seines Lebens in diesem Berufsfeld zu arbeiten, schwer.

Nach einigen Semestern, in denen ich neuen Bekanntschaften versucht hatte zu vermitteln, dass ich damit viele Sachen anstellen kann, jedoch immer wieder auf verdutzte Gesichter gestoßen war, legte ich mir eine scherzhafte Antwort zurecht: „Zur Not Taxifahrer.“ Die eine Hälfte verstand meine zynische Antwort als Wink mit dem Zaunpfahl, registrierte, dass mir die Frage gelinde gesagt zum Hals heraushing. Die andere Hälfte war verwirrt: „Wie Taxifahrer? Und dafür studierst du?“

Jeder Student, der nicht Jura, BWL, Medizin oder Lehramt studiert, sondern eine etwas unkonventionellere, weniger zukunftsweisende Richtung gewählt hat, wird meine Frustration nachvollziehen können. Was viele Menschen nicht zu verstehen scheinen, ist die Tatsache, dass das Studieren oft nicht auf einen bestimmten Beruf vorbereitet. Das ein Studiengang oft nicht gewählt wird, weil man damit dann diesen oder jenen Job ausüben kann. Oft nicht nach beruflichem Erfolg gelechzt wird, wenn man ein Studium beginnt. Nein, wer Geisteswissenschaften studiert, hat seine Gründe und oft haben diese wenig mit dem Wunsch nach Reichtum oder Erfolg zu tun.

Denn ein Studium ist nicht nur für berufliche Chancen zuträglich. Viele meiner ehemaligen Kommilitonen, ich eingeschlossen, haben ihren Studiengang nach Interessen gewählt. Nach dem Motto „Tu was dich interessiert und Gutes wird folgen.“ Dass es um meinen beruflichen Erfolg dadurch schlechter steht, als wenn ich mich für ein Jurastudium entschieden hätte, ist mir, und den meisten anderen, die diese Richtung wählen, bewusst. Genauso bewusst ist mir aber, dass ich, hätte ich Jura studiert, nicht gut darin gewesen wäre, denn es interessiert mich nicht. Ich hätte mich also ohne Begeisterung abgequält, um schlechte Ergebnisse zu erzielen. So habe ich mich auch abgequält. Aber es hat Spaß gemacht, meine Begeisterung geweckt, und war schließlich von guten Noten gekrönt.

Außerdem, hat mir das Studium viel auf den Weg mitgegeben. Denn ein Studium der Geisteswissenschaften vermittelt soft skills wie Teamfähigkeit, eine selbstständige Arbeitsweise, Kritikfähigkeit und ermutigt Studenten dazu, Dinge zu hinterfragen. Die Kreativität, die besonders in diesen Studiengängen gefördert wird, kann letztendlich auch im späteren Beruf nützlich sein - auch wenn einem kein bestimmter Beruf vor Augen steht. Sobald man die Bachelorarbeit in der Tasche hat, kann man doch so einiges anfangen mit einem Bachelor, oder sogar Master of Arts. Es stehen einem alle Türen offen, man hat sich nicht auf ein bestimmtes Berufsfeld eingeschränkt.

Wer nun seine Berufung im Gerichtssaal oder im OP-Raum sieht, der soll gerne Medizin oder Jura studieren. Trotzdem, sollten die Geisteswissenschaften nicht als nutzlos, oder Larifari-Studiengänge abgetan werden, die nur dazu da sind, Zeit zu schinden, damit der faule Student nicht so früh anfangen muss zu arbeiten.

Mag sein, dass ein Mensch, der Philosophie studiert, mehr Freizeit zur Verfügung hat, als einer der Chemie studiert. Mag auch sein, dass Pharmazie anspruchsvoller ist als Kulturwissenschaften. Letztendlich sollte jedoch jeder seinen Interessen und Begabungen folgen – was man damit dann beruflich anstellt, zeigt sich bei manchen Studiengängen konkret und von Beginn an, bei anderen müssen sich berufliche Perspektiven im Laufe der Zeit herauskristallisieren. Das bedeutet nicht, dass ein Studiengang wertloser ist als der andere.

Das nächste Mal, wenn Sie eine neue Bekanntschaft fragt, was sie mit ihrem Bachelor in Sprachwissenschaften mal machen wollen, antworten Sie doch einfach mit der Wahrheit: „Ich weiß es noch nicht – aber es wird mir Spaß machen und ich werde gut darin sein.“

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