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Bislang gab es für Blutspender in Regensburg keine finanziellen Anreize. Beim Bayerischen Roten Kreuz setzt man auf Nächstenliebe und bietet den Spendern neben einer Wurstsemmel und einem Getränk höchstens ein kleines Geschenk. Die Haema AG, die ab 01. August ein Spendenzentrum in Regensburg übernimmt, macht dem BRK nun Konkurrenz und lockt mit Aufwandsentschädigungen.

Die Leipziger Haema AG ist Deutschlands größter unabhängiger Blutspendedienst. Im August expandiert der Konzern nach München und Regensburg und übernimmt zum 01.08. zwei Spendenzentren, die bisher der TIS Transfusionsinstitut Synlab GmbH gehörten. Anders als die Synlab GmbH wird die Haema AG in den Spendenzentren aber nicht nur Plasma entnehmen, sondern auch Konzentrate aus Blutkörperchen und Blutplättchen sowie Vollblutspenden. Damit tritt der Blutspendedienst, der für seine Spenden eine Aufwandsentschädigung verspricht, in Konkurrenz zum Bayerischen Roten Kreuz.

Es ist das erste Mal, dass in Bayern ein privater Anbieter Fertigkonserven zur direkten Verwendung am Patienten herstellt. Grundsätzlich wird der Markt überwiegend vom jeweiligen Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) als Grundversorger abgedeckt. In Bayern schätzt man den regionalen Marktanteil auf rund 70 Prozent, 30 Prozent entfallen auf kommunale Dienste wie die Universitätskliniken. Zudem sind private Anbieter auf dem Markt vertreten, die Blutplasma entnehmen. Die Haema AG hat einen bundesweiten Marktanteil von rund vier Prozent ? Tendenz stark steigend. Seit dem Jahr 2008 besitzt sie einen Kooperationsvertrag mit dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK), der kommunale und private Anbieter zu einem Mindestmaß an Zusammenarbeit verpflichtet. Für den Patienten heißt dies, dass er sich keine Sorgen machen muss, wenn der Lieferant des behandelnden Krankenhaus kein passendes Blut seiner Blutgruppe vorrätig hat. Denn dann ist der jeweils andere Anbieter verpflichtet auszuhelfen.

Dem privaten Blutspendedienst Haema und dem kommunalen Diensten des DRK liegen dabei ganz unterschiedliche Konzepte zu Grunde. Denn während das DRK auf reine Nächstenliebe als Anreiz zur Blutspende setzt und seine Spender höchstens mit Wurstsemmeln sowie einem kleinen Geschenk "belohnt", bietet die Haema AG eine finanzielle Aufwandsentschädigung an. Ob dies aus moralischer Sicht nicht verwerflich sei, ist umstritten. Gegner befürchten, dass durch finanzielle Anreize ein falsches Klientel angezogen werde. Spender könnten ihren Patientenbogen im Hinblick auf Krankheiten manipulieren, um so zugelassen zu werden. Besonders bei Krankheiten, die auch durch Tests schwer nachweisbar sind, ist dies ein großes Problem. Auch beim BRK wird in Ausnahmefällen, z.B. für Thrombozytenspenden, gezahlt ? allerdings tritt man dafür an potenzielle Spender selbst heran. Es entsteht also kein finanzieller Ansporn.

Auf ihrer Homepage verteidigt sich Haema:
"Dass diese Vorgehensweise (gemeint ist die Aufwandsentschädigung ? Anm. d. Redaktion) richtig ist, zeigt sich, wenn man einen genaueren Blick auf unsere Spender legt. Im Durchschnitt sind unsere Spender 30 Jahre alt. Viele 18-Jährige spenden in den Einrichtungen der Haema. Ganz im Gegensatz hierzu altert das Durchschnittsalter bei anderen Spendediensten von Jahr zu Jahr. Mit dem Konzept gelingt es offensichtlich, viele junge Spender zu motivieren.

Weiterhin kommen Spender bei Haema im Schnitt zweimal im Jahr Blut und 11 bis 15 mal Plasma spenden. Epidemiologisch ist vollkommen klar, dass der oft getestete Dauerspender ein wesentlich geringeres Risiko darstellt, als der selten getestete Gelegenheitsspender. Behauptungen, Blutprodukte, die aus Spenden mit Aufwandsentschädigung gewonnen werden, stellten ein größeres Risiko dar, sind nicht wissenschaftlich belegt. Anschuldigungen, die Zahlung einer Aufwandsentschädigung bei einzelnen Spendediensten würde bei anderen Spendediensten einen Rückgang der Spendezahlen verursachen, sind ebenfalls nicht wissenschaftlich belegt. "
(http://www.haema.de/blut-plasmaspende/aufwandsentschaedigung.html)

Auch was Werbung betrifft fährt die Haema AG, die als Aktiengesellschaft gezwungen ist Gewinne zu erwirtschaften, eine offensive Strategie. Gerade während in der Urlaubszeit die Zahl der Spender um rund 30 Prozent sinkt, wird die Werbetrommel gerührt. Und auch während der Fußball-WM rühte Haema auf Facebook kräftig die Werbetrommel. Auf ihrer Seite hieß es: "Entscheide selbst, ob du dir deine Aufwandsentschädigung wie gewohnt auszahlen lassen oder ob du einen universellen Einkaufsgutschein mit höherem Wert nehmen willst." Dazu postete Haema ein Bild, in dem konkrete Eurobeträge für die Spendenbereitschaft angegeben wurden. Verwerflich oder für einen guten Zweck gerechtfertigt? Haema sagt, dies sei eine interne Aktion zur Spenderbindung.

"Grundsätzlich jedoch ist es nach dem Heilmittelwerbegesetzt (§7, Absatz 3) verboten, für die Beschaffung von Blutspenden mit einer finanziellen Zuwendung oder Aufwandsentschädigung zu werben", erklärt uns auf Nachfrage ein Sprecher des BRK. Im Bezug auf die Haema AG sieht man beim BRK in Regensburg auch keine Gefahr, potentielle Spender zu verlieren. Man habe es noch nie erlebt, dass bei der Blutspende jemand den finanziellen Anreiz als Grund für einen Wechsel zum privaten Spendedienst nenne. "Bei uns steht die soziale Tat im Vordergrund", sagt man beim BRK. Die Spendensitutation in Regensburg ist mit der in vielen anderen Großstädten vergleichbar ? "wenn auch nicht ganz so extrem, da in Regensburg nicht so ein Maß an Anonymität herrscht wie beispielsweise in München." In Regensburg spenden rund 1 bis 2 %, auf dem Land ist die Situation mit einer Spendenbereitschaft von 10 bis 14 % deutlich besser. Der Grund: "Hier ist die soziale Verantwortung größer. Man kennt seinen Nachbarn und möchte etwas für die Gemeinschaft tun. Außerdem ist das Blutspenden ein Gesellschaftserlebnis", sagt der Sprecher des BRK.
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Bild: Rainer Sturm / www.pixelio.de

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