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„Unser Kontakt zu den Flüchtenden ist in der Regel nur sehr kurz“, schildert Hans-Peter Buschheuer, Pressesprecher des Sea Eye e.V. „Wenige Stunden nach der Rettung auf See werden die Menschen von Marineschiffen oder der Küstenwache evakuiert. Unsere Konzentration gilt in dieser Zeit ausschließlich der Sicherheit der Menschen und dem Vermeiden von Panik. Die Migranten befinden sich auch nicht in der Verfassung, große Befragungen zu ertragen - von der sprachlichen Barriere ganz abgesehen.“

Trotzdem sind den Mitgliedern des Vereins persönliche Schicksale wichtig. „Wir lesen aber auch die Berichte der Überlebenden. Und schließlich sind es auch diese Schilderungen, die uns zum Handeln motiviert haben.“                              

Seit Herbst 2015 sind sie unterwegs um Flüchtlingen auf See zu helfen: die drei Boote des Regensburger Sea Eye e.V. Zwei ehemalige Schiffkutter unter dem Namen „Sea-Eye“ und „Seefuchs“, sowie das kleinere Boot „Speedy“ begeben sich furchtlos ins Mittelmeer und helfen, wo sie können. Selbst bergen können sie dabei nicht, anstatt dessen werden die in Not geratenen Flüchtlinge mit Rettungswesten und Wasser versorgt und sie werden, wenn nötig, an Bord in einer Krankenstation behandelt. Währenddessen wird ein Notruf an die Seenotleitstelle Mittelmeer gesendet, der größere Schiffe herbeiruft um die vielen Menschen zu bergen.

Allein im Jahr 2016 wurden so über 5500 Menschen aus der Seenot gerettet, insgesamt waren es bisher 7499. Der Verein, der in Regensburg seine Anfänge erlebte, besteht mittlerweile aus fast 500 Mitgliedern aus ganz Deutschland und Europa, die alles in ihrer Macht stehende tun, um Menschen in Not zu helfen und andere auf die Probleme aufmerksam zu machen.

Die aktiven Mitglieder des Vereins geben einiges, um anderen helfen zu können und begeben sich dabei unter Umständen auch in Gefahr: Am neunten September 2016 wurde die „Speedy“ von der Lybischen Küstenwache gekapert und bis heute nicht wiedererlangt. Das Boot befindet sich seitdem an einem unbekannten Ort in Libyen. „Wir haben keine großen Hoffnungen, das Boot wieder zu bekommen.“, kommentiert Hans-Peter Buschheuer. „ Unsere Sorge galt den beiden Besatzungsmitgliedern, die gottlob nach vier Tagen wieder freigelassen worden waren.“ Natürlich machen sich innerhalb der Organisation auch Befürchtungen breit: „Dass die Hasskampagne uns wirtschaftlich so trifft, dass wir nicht mehr weitermachen können ist eine große Angst“.

Auch an Ostern dieses Jahres lieferten Sea Eye Besatzungsmitglieder einen Kampf gegen den Tod von fast tausend Schiffbrüchigen vor den Küsten Afrikas. Für zehn kam die Rettung allerdings zu spät. „Unser Bestreben ist es, die Sicherheit der Crew zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten. Dies ist uns bisher gelungen. Etwas anders sieht es mit der physischen Belastung unserer Crew aus. Die Rettungsaktion an Ostern mit über 1400 Geretteten, aber leider auch zehn Toten, war sicherlich sehr belastend für die Mannschaft. Zur seelsorgerischen Betreuung unserer Aktiven stehen Fachkräfte der Malteser bereit“. Doch selbst wenn man nicht die Gefahren und möglicherweise traumatischen Erlebnisse eines tatsächlichen Rettungsversuches auf sich nehmen will, gibt es zahlreiche Möglichkeiten den Verein tatkräftig oder finanziell zu unterstützen.

Michael Buschheuer gründete den Verein gemeinsam mit Familie und Freunden. Er wollte nicht länger tatenlos zusehen, während in andern Teilen der Welt tausende Menschen auf ihrem gefährlichen Weg in ein sicheres Heim verunglückten. „2014/15 kam es zur Beendigung der Operation Mare Nostrum der italienischen Marine und Küstenwache, weil sich die europäischen Staaten nicht mehr an der Finanzierung beteiligen wollten. Daraufhin starben Tausende im Mittelmeer. Da entstand bei Michael Buschheuer die Idee, es selber zu machen“, so Hans-Peter Buschheuer. Für den Gründer des Vereins war Untätigkeit mit moralischem Versagen gleichzusetzen und somit nicht zu entschuldigen. Seitdem hat sich einiges getan und der Sea Eye e.V. hat unzählige Leben gerettet.

Das Ziel des Vereins ist ein simples: „dass wir überflüssig werden, weil entweder die Massenflucht endet, oder die EU-Staaten sich wieder auf ihre humanitäre Verpflichtung besinnen.“ Bis es soweit ist, ist der Verein, trotz der vielen Ehrenamtlichen Helfer, auf Spendengelder angewiesen, um Diesel, Flüge und Verpflegung für die Besatzungen der Boote zu zahlen. Spenden oder Mitglied werden können Sie ganz einfach unter http://sea-eye.org/.

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