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Bei den Maßnahmen gegen das Corona-Virus in Bayern gibt es weitere Lockerungen: Ab 4. Mai dürfen Gottesdienste und Demos wieder stattfinden, auch dürfen alle großen Geschäfte wieder öffnen – allerdings unter strengen Auflagen. Die Ausgangsbeschränkungen bleiben in Bayern aber bis mindestens 10. Mai bestehen.

In Bayern werden die Ausgangsbeschränkungen bis zum 10. Mai verlängert. Das sagte der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann auf der Pressekonferenz des Bayerischen Ministerrats im Prinz Carl Palais, bei der erstmals seit Wochen wieder Journalisten anwesend waren. Trotz der Verlängerung gibt es jedoch auch weitere Lockerungen der geltenden Beschränkungen.  

Reproduktionszahl liegt in Bayern bei 0,57

Ministerpräsident Markus Söder betonte zu Beginn der Pressekonferenz, dass Corona „das dominante und de facto einzige Thema“ sei, „das uns beschäftigt“. Die Maßnahmen im Kampf gegen das Virus seien „überaus erfolgreich“, so Söder weiter. Die Neuinfektionen gingen zurück und die sogenannte Reproduktionszahl liege in Bayern bei 0,57. Das bedeutet, dass nicht jeder Infizierte einen weiteren Menschen in Bayern ansteckt. In Bayern liege die Entwicklung damit unter dem Bundesdurchschnitt, so Söder.

Das Robert Koch Institut (RKI) hatte jüngst bekanntgegeben, dass sich die Ansteckungskennziffer bundesweit leicht verschlechtert hat, obwohl es auch in Deutschland weniger Neuinfektionen gibt. RKI-Präsident Lothar Wieler betonte, dass man den „gemeinsamen Erfolg auch weiterhin verteidigen“ müsse. Der Blick auf den Reproduktionsfaktor sei dabei wichtig, auch wenn sie nicht die allein entscheidende Zahl in der Corona-Entwicklung sei.

Freizeitverhalten bleibt Herausforderung

Mit Blick auf den bundesweiten Anstieg der Reproduktionszahl zeigte sich Söder am Dienstag besorgt, weshalb er in Bayern weiterhin behutsam und vorsichtig vorgehen will. Man wolle ein „Leben mit Corona ermöglichen“ und einen behutsamen Weg aus dem Lockdown gehen, bei dem Normalität mit Sicherheit gepaart werde. Laut Söder bleiben außerdem das Freizeitverhalten mit Gruppenbildungen und die dortige Einhaltung der Maßnahmen die größere Herausforderung und nicht etwa die Geschäfte oder der ÖPNV.

Mit Blick auf die Öffnung von 80 Prozent der Geschäfte in Bayern am Montag betonte Söder, dass sich die Menschen überwiegend an die Maßnahmen und an die geltende Maskenpflicht halten würden. Die ersten Schritte seien hoffnungsvoll, müssten jedoch genau beobachtet werden. Söder prognostizierte am Dienstagmittag, dass die Fallzahlen durch die Lockerungen wohl nicht sinken werden, man aber dennoch schauen wolle, ob die Entwicklung vertretbar sei. Experimente mit der Gesundheit der bayerischen Bevölkerung würden weiterhin nicht zugelassen werden, so Söder. 96 Prozent der Toten seien Menschen über 60 Jahre, 64 Prozent über 80 Jahre. Es zeige sich jedoch, dass das Virus auch bei jungen Personen Folgeschäden hinterlassen kann.

Geschäfte über 800 Quadratmater dürfen Teilbereiche öffnen

Söder betonte, dass für Geschäfte die 800-Quadratmeter-Begrenzung bestehen bleibe, zudem müssen pro Person 20 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Neu ist jedoch, dass nun auch Geschäfte größer als 800 Quadratmeter öffnen dürfen, solange die Verkaufsfläche nicht die Begrenzung überschreitet.

Bis zum Sommer keine Normalität an den Schulen

Zum Brennthema Schule sagte Kultusminister Michael Piazolo auf der Pressekonferenz, dass man bestrebt sei, die Kinder zügig in die Schule zu bringen. Mittlerweile liege auch ein Rahmenkonzept der Kultusministerkonferenz vor, in dem es um Leitlinien, Notbetreuung und den Einsatz der Lehrkräfte gehe. Piazolo betonte jedoch, dass selbst bis zum Sommer keine Normalität an den Schulen einkehren und man die Schüler in Schritten an die Schule bringen werde.  

Am Montag startete bereits der Unterricht für 14 Prozent der Schüler – unter Einhaltung des Infektionsschutzes und mit kleineren Klassen. Ab 11. Mai beginnen für die Schüler der Abschlussklassen des nächsten Jahres der Unterricht sowie voraussichtlich für die Schüler der vierten Klasse der Grundschule. Der Unterricht fände unter neuen Bedingungen statt, bei denen es vor allem um die Unterrichtung in den Prüfungs- und Kernfächern gehe, so Piazolo weiter.

Wann für die restlichen Schüler der Unterricht beginnt, steht noch nicht fest. Sicher sei jedoch, dass Schichtbetrieb eingeführt werde und nicht der ganze Lehrstoff vermittelt werden könne. Auch werden die Klassen kleiner werden, das heißt, dass es doppelt so viele Klassen gibt, allerdings mit weniger Lehrkräften, da auch viele Pädagogen zu den Risikogruppen zählen.  

Gottesdienste und Demos ab 4. Mai wieder erlaubt

Das totale Verbot von Gottesdiensten und Demonstrationen wird in Bayern aufgehoben. Das kündigte Innenminister Joachim Herrmann an. Ab dem 4. Mai sind in Bayern wieder Gottesdienste erlaubt. Allerdings mit einem Mindestabstand von zwei Metern zwischen den Gläubigen, zudem muss jeder Gottesdienstteilnehmer einen Mund-Nasen-Schutz tragen und ein Gottesdienst darf nicht länger als 60 Minuten dauern.

Neben den Gottesdiensten werden auch Demos ab 4. Mai wieder erlaubt, solange sie im Freien und ortsfest stattfinden, so Herrmann. Der Mindestabstand von 1,5 Metern muss auch hier eingehalten werden, und die Teilnehmerzahl darf bei maximal 50 liegen. Erlaubt sei außerdem nur eine Veranstaltung in dieser Größenordnung pro Tag.

Darf Gastronomie Ende Mai wieder öffnen?  

Mit der Gastronomie gebe es derzeit intensive Gespräche, so Söder. In Österreich, das Deutschland zwei Wochen voraus sei, dürfen Gastronomiebetriebe ab Mitte Mai wieder öffnen. Theoretisch sei deshalb ein Öffnen der Gastronomie in Deutschland ab Ende Mai oder um Pfingsten möglich.

Trotz aller wirtschaftlichen Einbußen bleibe die Familie aber die größte Herausforderung, so Söder. Neben Schule und Kita betreffe dies auch Altenheime, wo der maximale Schutz aufrechterhalten werden müsse. Dennoch wolle man in naher Zukunft auch Einzelbesuche ermöglichen – und das „nicht nur zur Sterbebegleitung, sondern auch zur Lebensbegleitung“.

„Zweite Welle wird kommen"

Söder warnte abschließend vor einer zweiten Welle, die kommen werde. Nur wisse man noch nicht, wann und wie sie Deutschland treffen werde. „Wer zu schnell rennt, wird stolpern“ sagte Söder auch mit Blick auf Singapur, das mit einem ständigen Auf und Ab der Infektionszahlen und Maßnahmen zu kämpfen hätte. Er verwies dabei auch auf den liberalen Weg Schwedens, der hohe Opferzahlen fordern würde, ohne dass eine Herdenimmunität erreicht sei. In Bayern wolle man deshalb weiterhin abwägen und eine Balance finden.

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