section_topline
Redaktions-Hotline: +49 (0)941 59 56 08-0
section_mobile_logo_top
section_header
section_navigation
section_breadcrumbs
section_component

Zum mittlerweile zweiten Mal demonstrierte die Regensburger Gastronomie und Hotellerie mit leeren Stühlen am Haidplatz. Mit Töpfen, Pfannen und Gläsern machten alle Beteiligten ihrem Unmut Luft. Eine sofortige Hilfe in Millionenhöhe ließ sich Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer aber weder durch lautes Getöse noch durch eindringliche Reden abringen.   

Unter dem Motto „Leere Stühle – leere Betten! Ohne uns herrscht Stillstand!“ demonstrierte die Regensburger Gastronomie und Hotellerie am Freitagnachmittag bereits zum zweiten Mal in der Altstadt. Mit leeren Stühlen und großen Plakaten machten die von der Corona-Krise stark betroffenen Gaststätten-, Hotel-, Bar- und Diskothekenbesitzer zusammen mit ihren Mitarbeitern am Haidplatz auf ihre aktuell brenzlige Lage aufmerksam.
demo am haidplatz vom staat behandelt wie eine prostituierte full3
Den Grund für die Demo bringt Gastronom Karl von Jena gleich zu Beginn auf den Punkt: „Uns steht das Wasser bis zum Hals.“ Deshalb müsse man den Menschen ein Gesicht geben. Zwar habe man im Bereich der Gastronomie schon viel erreicht, wie beispielsweise die Senkung der Freisitzgebühren, am Ende der Ziele sei man aber noch lange nicht angekommen. 

Während er seine Rede mit den Worten „I am proud to be a Gastronom“ schließt, macht sich ein Gitarrist für die erste musikalische Einlage an diesem trüben Freitagnachmittag bereit. Passend zum Regenwetter folgt eine Coverversion von Rihannas Hit „Umbrella“. Unter seinem großen Gastro-Umbrella lauschen auch Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und zweite Bürgermeisterin Astrid Freudenstein den Klängen des Sängers und setzen, wie Karl von Jena es im doppelten Wortsinn formuliert, ein „Zeichen“, dass beide heute gemeinsam mit ihnen im Regen stehen.

Nach Spaß in Vergessenheit geraten?

Im Regen stehen gelassen fühlt sich auch Sophia Ramm, die stellvertretend für die Schankwirtschaften in Regensburg das Wort ergreift. In ihren Augen wird die Nachtgastronomie von der Politik komplett vergessen und im Stich gelassen. 34.000 Jobs in Bayern stünden auf dem Spiel, so Ramm. Und keine Bar oder Kneipe habe bislang überhaupt die Chance bekommen, ein Hygienekonzept vorzustellen. Beim Italiener dürfe man schließlich auch Wein trinken, und auch im Biergarten sei Alkohol erlaubt. Schankbetriebe hingegen hätten keinerlei Perspektive, und jede Lockerung sei bislang an ihnen vorbeigenagen. Konkret bedeutet das: „Drei Monate ohne Chance auf Geld“ – das lasse Bars und Kneipen verhungern.
demo am haidplatz vom staat behandelt wie eine prostituierte full1
Zwar wurden neue Hilfen angekündigt, doch werden sie dort ankommen, wo sie gebraucht werden? Und reichen diese Hilfen überhaupt? Fragen, die Ramm durch den Kopf gehen, aber unbeantwortet bleiben. Stattdessen fühlt sie sich als Schankbetreiberin „vom Staat behandelt wie eine Prostituierte, mit der man Spaß hatte, über die man in der Öffentlichkeit aber lieber nicht spricht“.   

Ein ähnlich desolates Bild zeichnet der Regensburger Hotel-Direktor Ralf Leidner. Er sei „nicht gekommen, um zu jammern“. Dennoch führt auch er den Zuhörern die Folgen der Krise deutlich vor Augen: In Hotels seien gerade einmal 20 Prozent der Betten belegt, das entspricht einem Umsatz von zehn Prozent. Hinzu komme, dass sich viele Angestellte noch immer in Kurzarbeit befänden. Zu Beginn der Krise seien es sogar 100 Prozent gewesen. Nur die Mehrwertsteuer zu senken, helfe den Hotelbetreibern nicht. Man brauche vielmehr Ideen für die Zukunft, damit auch wieder mehr Touristen in die Welterbestadt reisen. Bislang würden sich viele aufgrund der Corona-Pandemie nicht trauen.

„Unliebsames Anhängsel der Gastronomie“

Keine zehn, sondern null Prozent erwirtschaften seit der Schließung Mitte März  Diskotheken und Clubs in Regensburg, für die Andy Schaffner stellvertretend ans Mikro tritt. „Wir mussten als erste schließen und werden wohl als letzte wieder öffnen“, schätzt Schaffner ernüchternd ein. Ein Hygienekonzept sei seiner Meinung nach in Diskos nicht umsetzbar. Das Feiern lebe vom Miteinander, mit Maske komme überhaupt keine Atmosphäre auf. Ebenso wenig hält er eine Begrenzung der Besucheranzahl in Diskos für ausreichend: „Mit 100 oder 200 Gästen pro Abend ist uns nicht geholfen.“ Allein die drei Clubs im Petersweg-Parkhaus hätten seit Schließung Mitte März Mieten in Höhe von 100.000 Euro angesammelt. „Wir werden diese Krise nicht überleben, nicht einer von uns, wenn wir keine Hilfe bekommen“, so Schaffner.

Ähnlich wie Ramm fühlt auch er sich wie ein „unliebsames Anhängsel der Gastronomie“. Dabei beklage er sich auch gar nicht, dass Diskotheken aktuell geschlossen bleiben müssen. Schließlich gehe Gesundheit vor. „Aber wir brauchen Hilfe.“ Ansonsten falle künftig auch in Regensburg ein wesentlicher Baustein des Lebens weg – nämlich das soziale Miteinander.

„Eine halbe Million kann ich auch nicht versprechen“

Deutlicher mit seinen Forderungen wird Gastronom Florian Mascarello. Man sei zwar auf dem Radarschirm der Politik, das allein reiche jedoch nicht.  Die Menschen würden sich noch immer nicht in die Lokale trauen, und es würden gerade einmal 20 Prozent der Vor-Corona-Umsätze erwirtschaftet, ganz zu schweigen davon, dass sich viele Mitarbeiter noch immer in Kurzarbeit befinden.  
demo am haidplatz vom staat behandelt wie eine prostituierte full2
Von der Stadt fordert er deshalb schnelles Handeln und zwar binnen weniger Tage, kein bloßes „Prüfen“. Menschen müssen in Regensburg Urlaub machen, so Mascarello. Dafür müsse man jedoch Anreize schaffen, getreu dem Motto „Kommt nach Regensburg“.  In Bezug auf finanzielle Hilfe fragt Mascarello die Stadt Regensburg direkt: „Gibt’s Geld? Wie viel?“ Eine konkrete Antwort gibt er lediglich auf die Frage „Wann“: „Und zwar schnell.“

Von dieser Forderung lässt sich Oberbürgermeistern Maltz-Schwarzfischer jedoch nicht unter Druck setzen und rudert im Anschluss an Mascarellos Rede erst einmal zurück. „Alle hätten gerne Normalität“, gesteht die OB. Aber alle Probleme könne auch die Stadt Regensburg nicht lösen.  

Es werde Verlierer geben und auch welche, die wegbrechen, so Maltz-Schwarzfischer. „Aber einfach so mal eine halbe Million kann ich am Haidplatz auch nicht versprechen.“ Schließlich brauche es dafür einen Stadtratsbeschluss, „das geht nicht in ein paar Tagen“. Der von Mascarello angesprochene Marketinggedanke sei aber bereits in Auftrag gegeben worden.  

„Zamhalten und gsund bleiben“

Unter dem Stichwort der Gleichberechtigung ergänzt Maltz-Schwarzfischer, dass es viele Schlüsselbranchen gebe, denen es aktuell schlecht gehe und die Hilfe brauchen. Nichtsdestotrotz sei ein gemeinsames Werben für den Standort aber durchaus möglich, dies müsse jedoch Hand in Hand mit dem Landkreis gehen. Eine konkrete Zusage für alles Weitere könne sie aber nicht machen.  

Und so bleiben die Teilnehmer auch nach der zweiten „Leere-Stühle“-Demo buchstäblich im Regen stehen. Als der Gitarrist als weitere Einlage den Beatles-Klassiker „Here comes the Sun“ zum Besten gibt, ist man versucht zu fragen, wann wohl die Sonne für die Gastronomie und Hotellerie in Regensburg wieder aufgehen wird. Doch diese Frage bleibt auch am Freitagnachmittag auf dem Haidplatz unbeantwortet. Bis endgültige Gewissheit herrscht, gilt also wohl weiterhin Maltz-Schwarzfischers abschließendes Credo: „Zamhalten und gsund bleiben.“

Eventfilter

Die Preise werden gesponsort von:

Dicker Mann Atelier Haarkult Brauerei Kneitinger GmbH & Co.KG Pizzeria Megasports Faszination Altstadt e.V. Haus der Bayerischen Geschichte | Museum Hotel Goliath Super Bowl Regensburg XXXLutz Pizza Hut Regensburg Brauhaus am Schloss Kullman's Regensburg Zuckerbrot & Peitsche Power Concerts GmbH Spielbank Bad Kötzting Zweigstelle
section_breadcrumbs
footer
Cookie-Einstellungen
nach oben