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So mancher kennt ihn schon von seinen fantastischen Auftritten im Leeren Beutel – San2. Ein Musiker, der sich auf der Bühne ganz und gar der Leidenschaft und Liebe zur Musik hingibt. Im Januar wurde das neue Album von San2 & His Soul Patrol „THE RESCUE“ veröffentlicht. Und es kommt daher wie ein Muscle-Car der frühen 1970er – zusammengesetzt aus Musikgeschichte, Blues und Bepop, auf einem klassischen Soul-Chassis gebaut und mit viel Rhythm & Blues unter der Haube. Am 27.03.2019 kommen die Jungs nach Regensburg in die Alte Mälzerei. Wir uns mit San2 getroffen und mit ihm über Musik, Kunst und die Anfänge seiner Zeit als Musiker gesprochen.


San2 – ein Musiker und Künstler, der zu überzeugen weiß

Du kommst ja aus Ingolstadt. Regensburg ist dann sicher kein unbekanntes Pflaster für dich?

Ich war am Jazzweekend ganz oft hier, und ich hab an Regensburg echt geile Erinnerungen. Wir haben hier oft  im Leeren Beutel gespielt und das war immer super. Immer am Samstagabend um 22 Uhr und dann halt Open End. Da kann ich mich noch an einen Abend erinnern: Ich spiele ein Konzert und geh in alter Soulmanier auf die Knie, vor lauter Herzschmerz, wie man‘s halt so macht. Und in dem Moment, in dem ich wieder aufblicke, sind da einfach 600 Leute auch auf den Knien, und ich denk mir nur so: „Wow...okay, okay… ich hab die ja nicht aufgefordert.“ Da hatte ich echt Gänsehaut. Das erlebst ja auch nicht immer, dass du die so mitnimmst. War wirklich immer schön hier, mit netten Begegnungen und es war immer ne geile Stimmung.

Am 27.03.2019 spielt ihr ja wieder in Regensburg.

Ja, in der Alten Mälze. Da haben wir auch schon mal gespielt. Das Regensburger Publikum ist echt geil, also wirklich, das sage ich jetzt nicht einfach so. Vor allem weil das so ein geiler Mix ist aus Studenten und Leuten, die gerne Musik hören. Das ist einfach ein tolles gemischtes Publikum. Ich finde den Flair und den Vibe hier echt immer gut! Das hat mir immer Spaß gemacht.

Noch mal kurz zu deinem Namen. San2 klingt wie ein Graffiti-Tag. Hast du früher gesprayt?

Ja. San2 war mein Tag (Anm. d. Red.: „Grafitti Tag“ oder nur „Tag“ kommt aus dem Englischen und ist der geschriebene Name des Sprayers). In Amerika haben dann Leute mein Blackbook durchgelesen und meinten: „Oh, so you’re San2?“ Und ich so: „Ähm, ja. Das ist mein Graffiti Tag.“ Und dann haben die spaßeshalber angefangen, mich San2 zu nennen. Und irgendwann war ich in der Szene in San Francisco San2 und keiner hat mehr Daniel zu mir gesagt. So hat sich das etabliert. Als ich zurückgekommen bin, dachte ich, das ist eigentlich nett und dann ist das einfach so geblieben. Und wie gesagt, wenn ich heute böse bin, dann höre ich den Daniel noch – oder auch wenn ich bei meinem Vater bin. Aber die meisten Leute benutzen jetzt den Spitznamen. Das ist auch voll okay, weil ich mich damit identifiziere.

Spielt Kunst und Malerei  heute noch eine große Rolle für dich?

Ja, schon, weil das sehr artverwandt ist. Ich habe Kommunikationsdesign studiert, und da habe ich schon echt sehr schnell Parallelen gefunden. Ich habe natürlich viel gezeichnet, auch als Graffitimaler und da gibt’s so einige. Sagen wir mal, du zeichnest ein Glas und lässt die Lichtkante weg. Dann zeichnest du ja nur eine Seite und checkst trotzdem, wie das Gefäß aussieht. Es ist dann die nicht gezeichnete Linie, die zur interessantesten wird, weil sie die Komposition macht. Und das wäre in der Musik zum Beispiel der nicht gespielte Ton. Wenn du an Funkmusik denkst, denk mal an Maceo Parker oder James Brown: Die Töne, die im Off sind, das sind die, die das Ganze zum Grooven bringen. Solche kleinen Parallelen sind mir echt viele aufgefallen. Meine Frau war ja Tänzerin für modernes Ballett, und da gibt’s echt so viele Gemeinsamkeiten, wo du immer sagst: „Schau, du hast so viele Parallelen in der Gestaltung, in der Musik, in der Kunst, im Tanz.“ Das ist schon interessant und das beeinflusst sich ja auch alles.

Eure Musik geht direkt auf einen über. Gerne stecken Leute Musik in Schubladen. Kann man das mit eurem Sound machen?

Naja, ihr steckt sie in Schubladen, indem ihr sie bewertet. Ich hör ja oft: „Mensch, für nen Weißen deutschen Sänger aus dem tiefsten Bayern seid ihr aber schon ziemlich Black.“ Oder so ungefähr…  Natürlich, ich habe mit Chicago Blues angefangen und versucht, wie Muddy Waters oder Howlin Wolf oder Little Walter zu klingen. Ich habe mich aber weiterentwickelt und bin seit Jahren auf der Suche nach meinem eigenen Sound. Ich versuche jetzt nicht so zu klingen wie Otis Redding  1967 geklungen hat, und ich finde, das ist auch vollkommen überflüssig. Wenn du überlegst, „Ich nehme heute ein Album auf und will, dass es genauso klingt wie vor 50 Jahren“ – ja gottverdammt, dann hör doch das Album von vor 50 Jahren an. Da haben sie es besser hinbekommen. Also ich muss mich doch irgendwo weiterentwickeln. Unser letztes Album hatte schon diesen Ansporn und auf dem neuen Album haben wir das jetzt noch besser umgesetzt als wir gesagt haben: „Okay, unsere Wurzeln sind Rythm n Blues, sind Soul, aber wir bringen das jetzt nach 2019. Und wir wollen nicht black klingen, sondern wir wollen klingen wie ne geile Band, die Spaß hat, ihre eigenen Songs zu spielen.“

Wie kam denn eigentlich ein junger Bayer zum Blues?

Ich hab einige Platten im Schallplattenschrank meiner Eltern entdeckt. Da stand auch viel Scheiß drin, aber ich hab halt Mahalia Jackson, Little Richard und Elvis Presley aufgelegt. Meine erste CD war „Bad“ von Michael Jackson und ich kann dir nicht sagen, warum das so ist – aber es hat mich einfach berührt. Es war für mich etwas, das tiefer geht und mehr Energie hat als Nirvana oder Punk. Da gibt es den schönen Satz von B.B. King: „Es gibt keine schlechte Musik, es gibt nur gut gespielte und schlecht gespielte.“ Und da ist auch echt was dran. Es ist ja auch immer ne Sache der Interpretation. Ich kann nicht hergehen und sagen, „Punk ist einfach von vorn bis hinten kacke“, denn da gibt’s auch geiles Zeug. Und die Achtziger waren auch nicht immer schlecht. Ich bewerte Musik einfach nur nach „gefällt‘s mir“ oder „gefällt‘s mir nicht“. Ich hab dieses Schubladendenken überhaupt nicht. Für die Platte bin ich wie ein Schwamm und sauge alles auf, was ich geil finde. Irgendwann wird das wieder verwurstet und hinzu kommen neue Ideen. Am Schluss kommt dann vielleicht ein Album raus wie jetzt.

Wie kam es denn zum Muscle Car auf dem aktuellen Cover?

Ich bin tatsächlich kein großer Autonerd. Aber ich find schöne Sachen schön, und dass das ein schönes Auto ist, ist klar. Das Auto bezieht sich ein bisschen auf den Sound: dieses Ungezügelte, Freie, Wilde, Lebendige und Kraftvolle – das soll den Sound widerspiegeln und „THE RESCUE“ bezieht sich eher auf die Inhalte der einzelnen Songs. Rette mich, nimm mich mit. Ich fand, das ist ne geile Idee. Wir hatten immer mein Gesicht auf den vorherigen Alben, und ich habe mich dieses Mal Gott sei Dank durchgesetzt und habe gesagt: „Ich will mal was anderes machen als immer meine Visage.“

Wie war das denn, als du nach Amerika gekommen bist? Hattest du mit Vorurteilen zu kämpfen?

In Amerika war ich eher der Exot. „Schau mal, der aus Deutschland kann das. Der ist irgendwie zwanzig Jahre alt und kommt da her und spielt uns irgendwie Blues vor.“  Ich bin aber sehr wohlwollend aufgenommen worden. Ich  war natürlich auch frech und bin einfach zu Jam-Sessions hin, ganz nach dem Motto „Da bin ich, ich will Blues spielen“. Und dass ich mit Anfang zwanzig in der fremden Stadt einfach zu irgendwelchen Bands gehe und frage, ob ich mitspielen, fanden die natürlich etwas skurril. Aber sie haben mich ziemlich schnell akzeptiert, und es hatte keine drei Monate gedauert, da bin ich schon mit Bands auf Tour gegangen, die schon etabliert waren. Nicht als Frontmann, aber halt als Background Sänger oder MC. Oder ich habe Klavier. Die waren da echt immer sehr nett. Und ein paar Leute, nach denen ich gespielt habe, haben mir dann auch ermöglicht, für zwei Nummern oder so vorzugehen, und die Band zu übernehmen: „Ich geh derweil kurz runter und ruh mich aus.“ Und dann hatte ich immer meinen Spot in der Show und konnte Gas geben, was immer gut bei den Leuten ankam. Und das hat mich auch motiviert, weiterzumachen.

Na, wie gut, dass du auch weitergemacht hast! Jetzt ist es ja so, dass du gemeinsam mit Soul Patrol auch schon auf großen Bühnen gespielt hast. Zum Beispiel als Voract von Jamie Cullum. Aber was ist dir persönlich lieber: große oder kleine Bühnen?

Ist beides schön. Was auf alle Fälle an einer kleinen Bühne toll ist, ist, dass du die Leute siehst. Ich sag mal so: Ab 500 Leuten siehst du die Leute nicht mehr einzeln, sondern nimmst sie nur noch als ne Füllmasse wahr. Ist natürlich auch geil, wenn 500 Leute abgehen und du spielst dann ein Festival mit 2000 oder bei Jamie mit 5000 – das ist schon toll. Aber es macht mir persönlich einfach mehr Spaß, wenn ich den Kontakt zum Publikum direkt habe. Ich spreche dann auch manchmal die Leute einfach an. Ich mag die Interaktion mit dem Publikum. Ich finde das viel schöner, als wenn die vorne diese Dinger aufbauen: Ich schau dann erstmal zehn Meter ins Leere, dann kommen die Lichter, und die sind so krass, dass man von den Leuten eh nix mehr sieht. Deswegen: Bis 300 Leute macht es mir persönlich richtig Spaß, zu spielen.

Dann wird’s dir in der Mälze sicher wieder gefallen. Danke fürs Gespräch!

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