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Wenn heute über den deutschen Film geredet wird, dann meint der Zuschauer, Liebeskomödien wie Kein-Ohr-Hase von und mit Till Schweiger, oder den wöchentlichen Tatort im Ersten. Diese Filme haben ihre Zuschauerschaft exklusiv nur im deutschsprachigen Raum. Sie werden von einer abgesteckten Fangemeinde geliebt, aber ansonsten von der Allgemeinheit gemieden. Dabei gelangen heutzutage deutsche Streifen nicht über die Landesgrenze, und bei den Nominierungen der besten Filme in der Hochburg des Kinos – Amerika – war schon lange kein deutscher Film mehr zu sehen. Dabei hatte Deutschland im 20. Jahrhundert eine Filmkultur mit internationalem Appeal.

Deutsche Filme waren einmal für die gesamte Welt wegweisend. Die goldene Zeit des deutschen Films, das waren vor allem die 20er und die 30er. Damals wurden Stummfilmklassiker geschaffen, die bis heute jedem Cineasten Begriffe sein sollten. „Das Cabinet des Dr. Caligari“ von 1919 machte nach dem ersten Weltkrieg den Anfang den deutschen Film international bekannt zu machen. Durch seine expressionistische Darstellung der Innenwelt des Dr. Caligari hob Robert Wiene die Filmkunstauf eine neue Ebene. Schräge, verbogene und verzerrte Wände, Kulissen und Dekorationsobjekte machten den Film rund um einen wahnsinnigen Mörder zum schauerromantischen Erlebnis. Ab diesem Zeitpunkt war weltweit der Horrorfilm das vorherrschende Genre im Kino. Den Aufschwung dafür brachte unter anderem „Nosferatu, eine Symphonie des Grauens“ aus dem Jahr 1922, ebenfalls in Deutschland produziert. Dieser war einer der ersten Filme, der das Vampirthema erfolgreich behandelte. Gedrungen durch ein geringes Budget, machte der Regiseur Friedrich Wilhelm Murnau aus der Not eine Tugend. Durch Spiel von Licht und Schatten und vergammelten Sets schaffte er eine Atmosphäre, von der sich andere Horror- und Gangsterfilme stark inspirieren ließen. 1927 bahnte der Film „Metropolis“ dem Sciencefiction-Genre den Weg. Der erste in Spielfilmlänge gedrehte Film (ab einer Laufzeit von 90 min spricht man vom Spielfilm) von Fritz Lang gilt bis heute als eines der bedeutendsten Werke der Cinematographie. Diese drei Ableger sind die bekanntesten Vertreter des Deutschen Expressionismus, der in den 20ern die Filmlandschaft prägte. Den Übergang vom Stummfilm zu Tonfilm mussten die deutschen Produktionen mit einigen Blessuren überstehen, jedoch konnte der frühe deutsche Tonfilm von 1929 bis 1933 rasch an frühere Erfolge anknüpfen und sie teilweise sogar übertrumpfen. Damalige Ikonen produzierten im Jahr 1931 Werke wie „Berlin– Alexanderplatz“ von Phil Jutzis oder die Filmversion von Brechts „Dreigroschenoper“ von Pabst. Fritz Lang drehte weitere Meisterwerke, unter anderem „M“. Trotz –oder gerade wegen– der Weltwirtschaftskrise waren die Lichtspielhäuser damals gut frequentiert.1932 existierten bereits 3800 Tonfilmkinos.

Ab den 30ern erreichte die deutsche Filmindustrie in ihren ersten Tiefpunkt. Wegen der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 flüchteten viele bekannte Filmemacher wie Fritz Lang, Marlene Dietrich, Peter Lorre, Max Ophüls, Elisabeth Bergner, Friedrich Hollaender und Erich Pommer aus Deutschland. Das Dritte Reich betrachtete Filme als zweckmäßige Mittel, um ihre Ideologie zu verbreiten, und in der Zeit bis 1945 wurden entweder Pseu-Dodokumentationen wie „Der ewige Jude“ oder familientaugliche Filme wie „Die Feuerzangenbowle“ von 1944 gedreht. Technisch innovatives und gleichzeitig politisch Fatales leistete Leni Riefenstahl mit ihren Reichsparteitags- und Olympia-Dokumentationen sowohl für den Dokumentar-, als auch für den Sportfilm. Die Werke zeichneten sich durch die verführerische Massenästhetik des Totalitarismus aus. Für die Publikation wurde von der NSDAP die UFA benutzt. Die im Jahr 1917 gegründete Filmdistribution war und ist bis heute einer der größten Firmen der Fernsehfilm- und TV-Produktionen in Deutschland. 

Als die Wirren des Zweiten Weltkriegs überstanden waren und der wirtschaftliche Aufschwung in den 50ern den Menschen wieder Wohlstand brachte, bahnte sich eine neue Ära mit zweischneidigem Schwert den Weg in die deutschen Kinos. Deutsche und österreichische Heimatfilme wie z.B. „Der Förster vom Silberwald“ von 1954 und Monomentalfilme aus Italien waren in deutschen Kinos die meist gesehenen Genres. Die restlichen Filme stammen hauptsächlich von den amerikanischen Vertretern der Zunft, und als der Freiheitsgeist von Amerika letztendlich auch nach Deutschland überschwappte, fingen vor allem junge Filmschaffende wie Werner Herzog an, Filme mit künstlerischem Anspruch zu drehen. Dabei wollten sie auf kommerziellen Einfluss verzichten und lehnten jeglichen Eingriff der Obrigkeit ab – ganz im Stil der 68er Bewegung. Ab diesem Zeitpunkt kamen die berühmten Schulmädchenreporte zum Vorschein. Die von Wolf C. Hartwig produzierten Buchadaptionen von 1970 bis 1980 hatten in der ganzen westlichen Welt ihre Zuschauerschaft, auch wenn die Dokumentarfilme etwas zu seicht und anspruchslos schienen. Dokumentarfilme und harte, dem Leben entlehnte Streifen, waren in dem Segment der deutschen Produktionen sehr präsent. Ab den 70ern zeichnete sich jedoch der Trend ab, dass die Deutschen lieber zu Hause blieben, um fernzusehen. Die 1970 gestartete Fernsehserie „Tatort“ markierte dabei den endgültigen Untergang des deutschen Kinos. Staatliche Filmförderungen wurden ab 1974 mit dem Film-Fernseh-Abkommen nur noch von den deutschen Fernsehanstalten vergeben. Dieses Abkommen wird bis heute regelmäßig erneuert. Diese Budgetkürzungen führten dazu, dass Regisseure wie Rainer Werner
Fassbinder zwar Filme wie „Despair – Eine Reise ins Licht“ oder „Angst essen Seelen auf“ in den 70ern produzierten, jedoch der breite Publikumserfolg ausblieb. Dabei wollte Fassbinder selbst nie hoch bougierte Filme produzieren - kontrovers zum heutigen und damaligen Geschmack. Die Gewohnheiten der Deutschen änderten sich zugunsten der Fernsehproduktionen und seichte Unterhaltung wurde mehr und mehr zum Publikumsmagnet als ernste Dramen. Ganz im Gegensatz zu den Cineasten in Hollywood. Diese sagten: „An dem Deutschen Kino käme nichts vorbei.“ Dieser Enthusiasmus zeigte vor allem der internationale Erfolg von Wolfgang Peterson mit „Das Boot“ von 1981. Der Film gilt bis heute als der erfolgreichste deutsche Film der Nachkriegszeit.

Seit Mitte der 80er gelang es kaum noch, einem deutschen Spielfilm den internationalen Markt anzusprechen. Die deutschen Fernsehproduktionen konzentrierten sich nun mehr ausschließlich auf Krimis, „Heimatschinken“ oder künstlerisch anspruchsvolle Filme, die weder kontrovers noch wirklich unterhaltsam waren. Krimisehserien wie „Tarort“ boten zwar in den Anfängen gute Unterhaltung, der heutige deutsche Film strotzt jedoch vor Sozialkritik – der Kampf Gut gegen Böse ist durch immerwährende Gesellschaftskritik ersetzt worden. Historiendramen wie „Sophie Scholl“ konnten allerdings einen kleinen internationalen Erfolg feiern. Ob dies nun der Tatsache geschuldet ist, dass nur deutsche Produktionen noch internationalen Anklang finden, sofern sie ihre politische Vergangenheit aufarbeiten, sei dahingestellt. „Der Untergang“ von 2005 zeigt zumindest, dass Hitler immer noch ein deutscher Exportschlager ist. Andere exklusive Produktionen wie „Fack ju Göthe“ mögen zwar ihr Publikum besitzen, dieses scheint jedoch wiederum exklusiv deutsch zu sein. Die bekanntesten deutschen Schauspielgesichter sind zweifelsohne Till Schweiger und Uwe Ochsenknecht. Beide produzieren seit Beginn der 2000er romantische Komödien, die an Banalität und Themalosigkeit nicht zu unterbieten sind und gerade deswegen vor Klischees überborden. Zwar schneiden jene Werke durchaus nennenswerte Themen an – denn nicht unbedingt jeder Film ist ein Reinfall –, allerdings kommt es auch immer auf die Ausführung an. Seichte Unterhaltung zu genießen, ist nicht schlimm, vor allem wenn sie gut produziert und umgesetzt wurde. So zeigen Lichtblicke wie Michael Bully Herbigs Film „Der Schuh des Manitu“ oder die „Wixxer“-Reihe, dass der Deutsche sein Handwerk nicht verlernt hat. Auch kleine Indie-Produktionen wie „Das Experiment“ beweisen, dass es durchaus etwas Sehenswertes und Anspruchsvolles auf den Leinwänden zu sehen gibt, wenn dem Schaffenden die entsprechende Bühne dafür gegeben wird.

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