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Er ist der erste und einzige Mensch mit Überschallgeschwindigkeit. Für das irre Projekt am 14. Oktober 2012, als Felix Baumgartner mit 1350 km/h durch die Stratosphäre rauschte, wurde der Österreicher weltweit gefeiert. Spätestens seit Oktober kennen ihn 90% der Weltbevölkerung. Für viele gilt der 44-Jährige als der mutigste Mann unserer Zeit. Doch wie tickt einer, der wegen absurder Befehle aus dem Bundesheer flog, der von jedem interessanten Bauwerk der Erde sprang? Über seine Persönlichkeit streiten sich die Medien. Unstrittig hingegen ist, dass Baumgartners Stratosphären-Sprung einer der größten Momente des vergangenen Jahres war. Dafür wurde er jetzt in Rio de Janeiro zur "Action Sportsperson des Jahres" gewählt und mit dem Laureus Award ausgezeichnet.


Hier ein Ausschnitt unseres exklusiven Interviews mit Felix Baumgartner aus dem März-Filter.

>>Ich habe gelesen, dass Sie sich selbst nicht für einen mutigen Menschen halten...

Stimmt. Wenn man sich seinen Lebenstraum erfüllen kann und sich Jahre lang darauf vorbereitet, die richtigen Leute auswählt, sich das Wissen & Können aneignet, dann ist es ein Produkt von langer Vorbereitung. Ich bin kein Adrenalin-Junkie, ich sehe mich eher als Risikomanager. Ich habe immer versucht, sehr hohes Risiko auf ein Restrisiko zu minimieren.

>>Wie macht man sich mit den Risiken vertraut?

Ich hatte lange vor dem Sprung ein Meeting mit unserem Safety Manager Jonathan Clark, dessen Frau selbst bei einem Space Shuttle Flug ums Leben kam. Er erklärte mir in mehreren Stunden, was alles passieren kann, wenn die Technik versagt. Das klingt im ersten Moment ganz schrecklich und man ist sich gar nicht sicher, ob man das überhaupt wissen will.

>>Was war der gefährlichste Moment bei der Aktion?

Die letzten Minuten des Aufstiegs, bevor ich meine Absprunghöhe erreicht habe. Denn da musste ich den sicheren Schutz in der Kapsel aufgeben und den Druck angleichen. Hätte mein Druckanzug da nicht gehalten, wäre ich binnen 15 Sekunden tot gewesen.

>>Sie haben also einkalkuliert, dass es auch schief gehen kann...

Natürlich gibt es da ein Crises-Management. Wir haben extra vorher auch eine Pressemeldung geschrieben, die rausgehen würde, wenn es schief geht. Diese musste ich legitimieren, was viele Leute im Nachhinein als ethisch bedenklich sahen. Aber ich musste mir ja auch über die Kehrseite der Medaille Gedanken machen. Außerdem ist das ein ganz normales Prozedere, wie es auch die NASA vor jedem Space Shuttle Flug macht. Wenn etwas schief geht, muss es genauso professionell abgehandelt werden, wie wenn der Sprung gelingt.

>>Also haben Sie den Tod nie ganz ausgeblendet?

Ich habe mich in meinem ganzen Leben immer mit dem Tod auseinandergesetzt. Es ist wie die Kopfschmerztablette, die man eventuell im Urlaub braucht. Wenn ich sie dabei habe, hat man die ganze Woche keine Kopfschmerzen. Aber wehe, man hat sie nicht dabei, denn dann braucht man sie.

>>Konnten Sie die Aussicht da oben wenigstens ein wenig auf sich wirken lassen?

Genießen kann man so etwas nicht. In 39 Kilometern Höhe ist man ja als Mensch in einer absoluten Extremsituation, das ist höchst gefährlich. Wenn da die Technik versagt, dann sagst Du leise und ganz schnell "Servus!".

>>Es gibt sicher Menschen, die Sie anfangs belächelt haben und jetzt sehen, dass Sie wirklich was drauf haben....

Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich so etwas nicht freut. Ich habe immer sehr professionell gearbeitet und gezeigt, dass das was wir machen auch absolut Hand und Fuß hat. Ich habe mir in den letzten Jahren auch ein besseres Image aufgebaut.

>>Sie sind als BASE-Jumper von fast allen interessanten Bauwerken gesprungen. Bekommen Sie automatisch Hausverbot, wenn irgendwo in der Welt ein neues, hohes Gebäude eröffnet wird?

(lacht) Natürlich ist es aufgrund meines Namens schwieriger geworden, solche Dinge zu machen. Zum jetzigen Zeitpunkt spielt das aber auch keine Rolle mehr. Der Reiz ist weg, mich auf ein hohes Gebäude rauf zu schleichen um dann dort mit viel List und Tücke herunterzuspringen und dann vielleicht noch vor der Polizei zu flüchten. Das war sicher wichtig für meine Karriere, das hat mich bekannt gemacht. Dazu stehe ich auch. Aber es würde heute nicht mehr zu mir passen.

>>Und jetzt kommt wirklich nichts mehr?

Ich war der erste Mensch mit Überschall. Ich kann nach diesem Sprung nichts mehr toppen ? muss ich auch nicht. Ich habe meiner lieben Mutter versprochen, nach dem Sprung ist Schluss. Und wenn man seiner Mutter was verspricht, dann muss man es auch halten.

>>Hatte Ihre Mama Eva denn keine Angst um Sie vor dem Sprung?

Eine Mutter macht sich immer Sorgen, da kannst Du auch 44 Jahre alt sein. Sie hatte meine Aktionen Stück für Stück akzeptiert, langsam Vertrauen gefunden. Eine Woche vor dem tatsächlichen Sprung starb auch noch ihre Schwester und ich dachte, Mama packt das nicht. Ich bat sie, sich den Sprung doch von Zuhause vor dem Fernseher anzusehen. Doch sie wollte dabei sein. Umso glücklicher war meine Mutter, als ich gesund und lebendig unten ankam.

>>Trotzdem bleibt es gefährlich in Ihrem Leben...

Ich hatte zwei Kindheitsträume. Der erste war Fallschirmspringen. Der zweite Helikopter fliegen. Das habe ich mir vor sechs Jahren ermöglicht. Mittlerweile bin ich Berufspilot, mit 1100 Flugstunden. Mein zweiter Lebensabschnitt ist nun angebrochen, wo ich gerne drüben in den USA als Fire-Fighter arbeiten würde und zur Hälfte in Österreich als Rettungspilot.

>>Gibt es irgendetwas, vor dem Sie Angst haben?

Vor Auftritten auf einer Bühne! 39 Meter roter Teppich sind schwieriger zu bewältigen als 39 Kilometer Richtung Erde. Ich bin seit Oktober eigentlich permanent unterwegs. Außerdem bin ich kein Moderator oder Redner, was jetzt aber immer wieder von mir verlangt wurde. Es wird aber von Mal zu Mal besser.

>>Was hat der Felix für Marotten?

Oh, da müsste man jetzt die Nicole (Nicole Öttl, 31, ehem. Miss Niederösterreich, seit drei Jahren mit Felix liiert) fragen. Ich habe eigentlich keine Unarten im Alltag, bin ein sehr ordentlicher Mensch. Ok, vielleicht ist das eine Marotte. Ich bin sehr penibel. Was mir natürlich bei meinem Sport sehr zugute kommt. Weil dieses super korrekte in mir ist natürlich gerade bei so gefährlichen Dingen ein Vorteil. Zu Hause im Alltag lässt es den Partner aber schon mal verzweifeln.

>>Braucht man an Ihrer Seite Geduld?

Ich weiß nicht, ob man das braucht. Mein Leben ist spannend genug, da gibt es für einen Partner viele interessante Dinge zu entdecken. Man sieht Dinge, die man sonst nie erleben würde. Bis jetzt hat sich da noch keine Partnerin beschwert. Ich bin sicherlich kein leichter Mensch. Es ist auch bestimmt nicht einfach, einen Partner zu haben, der immer wieder sein Leben riskiert, der ständig in der Öffentlichkeit steht. Man steht im Mittelpunkt, die Frauen lächeln einen an ? da hat natürlich eine Partnerin nicht unbedingt Spaß daran. Aber das gehört dazu.

>>Sie wurden zitiert, dass Sie nun heiraten und eine Großfamilie gründen möchten....

Da ist nichts dran. Eine Frau träumt natürlich immer von einer großen Hochzeit in weiß. Da ist Nicole nicht anders. Aber momentan denken wir da überhaupt nicht dran. Wir leben zusammen in der Schweiz, unternehmen viel. Nicole engagiert sich als Turnlehrerin für die Jugend, die ohnehin viel zu viel Zeit vor dem Computer verbringt. Daher ist es mir ein großes Anliegen, dass die Kids Sport treiben und mehr Körperbeherrschung bekommen. Denn das ist das, worauf es ankommt.

>>Wenn Sie Schulfreunde von einst anschauen, die schon Kinder im Teenager-Alter haben ? hätten Sie Ihr Leben anders gestaltet, wenn Sie schon längst Papa wären?

Das ist eine berechtigte Frage. Ich habe in meinem Leben immer alles genau geplant. Das heißt, ich habe immer gewusst ? wenn ich einmal Kinder haben werde, ist das das wichtigste im Leben. Alles andere zählt nicht mehr. Aber wenn ich Kinder hätte, wäre ich mit dem Kopf oder der Motivation nicht da, wo ich sein müsste, um solche Dinge wie Stratos zu machen. Ich wäre kaum zu Hause bei ihnen und hätte immer die Sorge, wenn wirklich mal etwas passiert kann ich meine Kids nicht mehr heranwachsen sehen.

>>Also ist Familienplanung auch weiterhin kein Thema?

Ich habe im Leben immer gewusst was es braucht, um die nächste Stufe zu erreichen. Da wären Kinder sicher hinderlich gewesen. Daher habe ich das Thema erfolgreich vermieden. Jetzt habe ich meine ganzen schwierigen und riskanten Sachen erledigt und da bin ich natürlich offen für solche Dinge.

>>Geht es eigentlich auch ohne Action?

Es macht mir auch durchaus Spaß, einfach mal nichts zu tun. Wenn ich gerade nicht fliege, hänge ich ab und zu mit Freunden herum und trinke einen guten Wein zu gutem Essen.

>>Können Sie Kochen? Und was essen Sie am liebsten?

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