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Der britische Guardian kam nun an exklusive Richtlinien der Firma Facebook, bezüglich des Löschens von aggressiven und anstößigen Posts. Die Logik hinter den Regelungen ist nicht wirklich erklärbar. Hauptsächlich scheint sich Facebook nach Marktwerten zu richten. Beiträge, die laut Erfahrungswerten der Firma die Zufriedenheit der Nutzer verringern werden gelöscht. Trotzdem wird gewalttätiger Content und Hassrede oft ignoriert oder lediglich als anstößig markiert.

Die geleakten Dokumente, die dem Guardian zugespielt wurden verraten einiges über die Arbeitsweise der Firma. Schulungsunterlagen über mehrere Tausend Seiten sollen den Moderatoren, die oft über externe Firmen arbeiten, begreiflich machen, welche Beiträge denn nun auf Facebook erlaubt sind, und welche nicht. Oft geht es bei der Entscheidung, ob ein Beitrag gelöscht wird oder nicht, um minimale Details. So ist es beispielsweise erlaubt auf Facebook die Aussage „Türken sind dreckig“ zu treffen, „Türken sind Dreck“ würde allerdings gelöscht. Die Begründung: Zweiteres vergleicht eine Landesgruppe auf beleidigende Weise mit einem Substantiv, Ersteres stellt lediglich eine - sehr subjektive – Beobachtung dar. Der Unterschied liegt in der Wortart. Da es sich bei dreckig um ein Adjektiv handelt, wird davon ausgegangen, dass sich der Kommentar auf das Erscheinungsbild bezieht, nicht aber auf Charaktereigenschaften – der Beitrag würde somit nicht zensiert.

Des Weiteren darf Tierquälerei auf Facebook geteilt werden, solange diese nicht zelebriert oder in sadistischen Kontext gesetzt wird. In der Regel werden gewalttätige Bilder nicht gelöscht, solange der Kommentar zu den Bildern keine Verherrlichung zeigt. Facebook möchte seinen Nutzern so die Möglichkeit geben, auf schlechte soziale Verhältnisse aufmerksam zu machen. Besonders anstößige Bilder können als solche markiert werden. Der Nutzer muss dann aktiv auf das Bild oder Video klicken, um den Inhalt sehen zu können.

Auch Livestreams von selbstverletzenden Handlungen oder Selbstmordversuchen werden nicht unterbrochen – der Grund: der Rückhalt der Community könnte den Streamern helfen sich anders zu entscheiden, und diese retten. Der Stream soll also erst unterbrochen werden, wenn dem handelnden nicht mehr geholfen werden kann. Noch vor wenigen Wochen hatte ein thailändischer Mann den Mord an seiner Tochter und danach an sich selbst live auf Facebook geteilt.

Die Beleidigung und das verspotten bestimmter Kategorien, dazu gehören Ethnizität, Geschlecht, Religiöse Zugehörigkeit und Staatsangehörigkeit und Menschen mit Behinderungen, ist verboten und entsprechende Beiträge werden gelöscht. Jedoch gibt es auch hier Ausnahmen. Beleidigt man beispielsweise Europäer, wird dies zugelassen, denn es kann sich kein Staatsangehöriger direkt angesprochen fühlen, da von dem ganzen Kontinent die Rede ist. Auch die Aussage „tötet alle türkischen Lehrer“ ist erlaubt, denn der Berufsstand ist nicht geschützt. Treten also eine geschützte Kategorie und eine ungeschützte Kategorie im gleichen Satz auf, gewinnt die ungeschützte.

Facebook möchte dabei wohl auf Redefreiheit beharren, und Zensur entgegenwirken. Jedoch bringt dies auch einige Probleme mit sich. Zum einen sind die wirren Regelungen für Moderatoren und Nutzer gänzlich unübersichtlich. Moderatoren haben oft nur wenige Sekunden Zeit um darüber zu entscheiden ob ein Beitrag gelöscht werden soll oder nicht. In vielen Fällen müssen diese täglich zahlreiche verstörende Beiträge moderieren, bekommen jedoch keine Psychologische Unterstützung. Auch auf Nutzer können viele der Beiträge, die als nicht gefährlich eingestuft werden verstörend oder beleidigend wirken. Diese zeigen sich oft verärgert über rassistische und gehässige Kommentare auf der Social Media Seite.

Jedoch befindet sich Facebook mitten zwischen den Fronten zweier Gruppen: Jene, die auf der Seite komplette Redefreiheit propagieren und durchsetzen wollen, dass Moderatoren abgeschafft werden und jene, die aufgrund der schlechten Umgangsweise, die viele auf Facebook an den Tag legen, nach stärkerer Zensur rufen. Facebook versucht also einen Mittelweg zu finden – und ist damit bisher eher mäßig erfolgreich, wenn man sich die vielen, bizarren Regeln durch den Kopf gehen lässt.

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