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Drei Jahre haben die Untersuchungen und Restaurationsarbeiten an der Porta Praetoria gedauert. Drei Millionen verschlang die umfangreiche Sanierung. Am Freitag war es nun soweit: Das Dokument des weltweit einzigartigen Legionslagertors wurde feierlich eröffnet und von Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer gesegnet.


Im Sommer 2014 ergab sich die Gelegenheit, Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ für die Sanierung der Porta Praetoria zu beantragen. Der Verein „Welterbe Kulturfonds Regensburg – die Förderer“ hatte nicht lange überlegt und trotz der kurzen Fristsetzung die Chance genutzt und einen Antrag gestellt. "Wir hatten uns bei vielen Mitbewerbern wenig Chancen ausgerechnet", gesteht Kulturreferent Klemens Unger, der sich vor allem bei Kultus-Staatssekretär Bernd Sibler (bei seiner Rede links im Anschnitt) für die spätere Festrede sowie bei MdB Astrid Freudenstein (rechts), die die Beiteiligung des Bundes mit allein zwei Millionen wohlwollend mit forcierte.

Mitte November 2014 kam aber ein positiver Vorbescheid. Sofort erfolgte der konkrete Förderantrag für das Projekt, das mit drei Millionen veranschlagt war. In der Amtssprache lautet die Bezeichnung des Projektes „Porta Praetoria – Außensanierung, Inwertsetzung und Dokumentation“. Was so nüchtern klingt, wurde vom Verein „Welterbe Kulturfonds Regensburg – die Förderer“ über alle Hürden hinweg mit unermüdlichem Engagement, mit Begeisterung und Liebe zum Welterbe zur Realisierung gebracht. 

Weltweit einziges erhaltenes Legionslagertor

Ziel der Maßnahme war die restauratorisch korrekte Sanierung und würdige Präsentation eines der Regensburger Wahrzeichen, das unter anderem für sich in Anspruch nehmen kann, das einzige erhaltene Tor eines römischen Legionslagers weltweit darzustellen. In ihrer Strahlkraft soll die Porta Praetoria am Beginn des transnationalen Donaulimes ein ideales Symbol für alle auf der Donauroute folgenden antiken Denkmäler sein.

Der Bestand des römischen Legionslagers, insbesondere seine Befestigung, stellt die Keimzelle aller städtebaulichen Entwicklung Regensburgs dar. Große Abschnitte der Lagermauer standen über 1800 Jahre durchgehend in Nutzung. Noch heute prägen der römische Befestigungsverlauf und Überreste römischer Gebäude die Topographie der Altstadt und sind dort ablesbar und erlebbar.

Ziel der Maßnahme ist daher auch eine verbesserte Ablesbarkeit und Erlebbarkeit der Porta Praetoria als topgraphischer Fixpunkt für die gesamte spätere Entwicklung der Stadt Regensburg: Nämlich als Mittelpunkt der nördlichen Lagerflanke und als Ausgangspunkt der Via Praetoria, deren Straßenachse für Jahrhunderte die weitere Bebauungsstruktur der Stadt bestimmte. Somit soll die Porta Praetoria – neben der Legionslagermauer – auch als Symbol für die gesamte Stadtentwicklung der vergangenen 1.600 Jahre gelten. Innerhalb des Sanierungsprojektes wurde eine vollständige Außensanierung vorgenommen. Hierbei wurde jeder einzelne Stein des Quadermauerwerks für sich gereinigt und konserviert. 

document Porta Praetoria

In einem der Räume im noch erhaltenen Turm wurde ein document eingerichtet. „documente“ sind in Regensburg als Museen gelistet. Im Charakter gleichen sie Informations- und Vermittlungsorten, die jeweils auf das entsprechende Baudenkmal zugeschnitten sind. Im Fall des „document Legionslagermauer“ wurden zum Beispiel Infotafeln, Lichteffekte und bauliche Besonderheiten wie Stege so eingesetzt, dass die Mauer nicht nur sichtbar, sondern auch erlebbar wird. Auch aus der Porta Praetoria wurde nun ein solches „document“. So kann sie optimal in das bestehende Kommunikationskonzept eingegliedert werden. Documente sind in Regensburg Orte, an denen wichtige Zeugnisse der Geschichte informativ in Szene gesetzt werden. Sie sind teilweise frei zugänglich im Rahmen von Führungen (Beispiel document Niedermünster, document Neupfarrplatz, document Schnupftabakfabrik).

Der entsprechende Raum im Turm wurde saniert. Die Quaderelemente aus der Römerzeit sind dort ebenso sichtbar wie die späteren Einbauten in der Zeit des Barock und des 19. Jhdt. Dieser Innenraum des Turms ist durch eine Glastür auch von außen sichtbar.  Der Raum ist jedoch nur im Rahmen von Führungen zugänglich. Führungen sind für Gruppen jederzeit buchbar. Turnusführungen finden jeweils samstags statt. Karten hierfür sind am Domplatz 5 erhältlich. 

Das Führungspersonal vermittelt alle notwendigen Informationen. Zusätzliche Details können jedoch interaktiv herangeholt werden. Im Raum befindet sich eine PC-Säule. Auf einem Großbildschirm ist ein „digitaler Römer“ sichtbar. Seine Ausrüstung kann angeklickt werden. So erhält man Informationen, die aber über die Ausrüstung hinausgehen, d.h. Informationen zur Geschichte und zur Bedeutung des Legionslagers. In ähnlicher Form gibt es solche Darstellung bereits im document Niedermünster. Die digitale Darstellung wird demnächst noch durch einen Film erweitert. Weitere Erklärungen vermittelt eine Informationstafel, die auch in Blindenschrift gestaltet ist. 

Sanierung als Mammutprojekt

Beteiligt waren an der rund drei Millionen teuren Baumaßnahme neben der Stadt Regensburg, dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Initiator der Maßnahme (der Verein „Welterbe Kulturfonds Regensburg – die Förderer“) der Eigentümer der Porta Praetoria, die Bischöfliche Knabenseminarstiftung, das Regensburger Archithektenbüro Peithner, das bereits Erfahrung in der Sanierung römischer Bauten aufweist, und die Brauerei Bischofshof in Vertretung des Eigentümers.

Aufgebracht wurde die Summe vom Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (2 Millionen €), der Stadt Regensburg (300 000 €) und dem Verein „Welterbe Kulturfonds Regensburg – die Förderer“ (700 000 €). Ohne der Förderzusage der Brauerei Bischofshof, wäre dies aber nicht möglich gewesen. Außerdem waren eine Reihe von Firmen und Privatpersonen mit großzügigen Spenden beteiligt. Die Liste der Sponsoren wird bei der Eröffnungsveranstaltung bekannt gegeben. 

Warum wurde das Projekt so großzügig bezuschusst?

Die Porta Praetoria ist das weltweit einzig erhaltene römische Legionslagertor und somit von globaler Bedeutung. Sie ist zudem ein identifikationsstiftendes Symbol der Welterbestätte „Altstadt Regensburg mit Stadtamhof“.
Die Bedeutung - den materiellen und immateriellen Wert – dieses einzigartigen Bauwerks gilt es zu vermitteln, so Unger, der Voderholzer, Freudenstein und Sibler stolz die neue Porta zeigte und sich bei ihnen mit einer wertvollen Sonder-Münze bedankte. 

Als Welterbestadt wird Regensburg national und international als kulturelles Erbe nicht nur wahrgenommen, sondern außerordentlich wertgeschätzt. Die Ergebnisse der Projekte stoßen somit lokal, national und international auf großes Interesse. Die hohe fachliche Qualität bei der Umsetzung des Projektes war von Anfang an gewährleistet und konnte überzeugend begründet werden. 

Im städtebaulichen Kontext nimmt die Porta Praetoria eine Sonderstellung ein. Sie steht durch ihre Lage dauerhaft im touristischen Fokus und gilt neben der Legionslagermauer als das Symbol für die noch sichtbaren römischen Spuren im Regensburger Stadtbild. Allein durch ihre Position und ihre Ausmaße wird die Lage und Ausrichtung des römischen Lagers vorstellbar. So trägt sie maßgeblich zum Verständnis von Regensburgs römischer Vergangenheit bei. Die Porta Praetoria ist Teil des römischen Welterbes und wurde bereits bisher als „Lernort“ genutzt. Die Stadt Regensburg nutzt besonders die Tage des offenen Denkmals oder die Welterbetage für derartige Wissenstransfers.

Ziel des Projektes war die denkmalgerechte Sanierung der teils akut restaurierungs-bedürftigen antiken Bausubstanz des weltweit einzigen erhaltenen Legionslagertors, der Porta Praetoria. Das Projekt hat einen hohen konservatorischen Vorbildcharakter, da denk-malpflegerische Standards auf der Basis der neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse zur Anwendung kommen, wie das bereits realisierte Projekt „Kalksteinkonservierung an der römischen Porta Praetoria“ zeigt.

Römisches Welterbe Regensburg

Im Rahmen des Investitionsprogramm für nationale UNESCO-Welterbestätten des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung konnte die bereits abgeschlossene und baulich, denkmalpflegerisch und didaktisch anspruchsvolle Maßnahme „Sanierung Legionslagermauer und Installation des Informationssystem „document legionslagermauer“ in den Jahren 2009 – 2013 realisiert werden. Analog hierzu wird die Porta Praetoria ebenfalls als sogenanntes „document“ in die Gesamtstruktur „Römisches Welterbe Regensburg“ integriert.

Diese vernetzte Dokumentation und Vermittlung, welche zugleich die Bedeutung der einzelnen Baudenkmäler herausstellt, setzt sie sichtbar in Bezug auf ihr städtebauliches Umfeld. Allgemein lässt sich feststellen, dass dem sogenannten „Römischen Welterbe“ hinsichtlich der geplanten Entwicklung des Obergermanisch-Raetische Limes und des Hadrianswalls hin zu einem transnationalen Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches/ Frontiers of the Roman Empire“, zusätzliche Bedeutung zukommt.

Dieses nationen-übergreifende Denkmal soll in Zukunft zwei Dutzend Staaten entlang aller Außengrenzen des ehemaligen Imperium Romanum umfassen, auch die Anrainer des so genannten „Donaulimes“ umfassen. Regensburg hat als Welterbestätte und römische Gründung mit dem einzigartigen Baudenkmal „Porta Praetoria“ hier eine herausragende Schlüsselposition. Aus dieser exponierten und zukünftig noch mehr beachteten Stellung erwächst auch die Verantwortung, diesen Kulturschatz vorbildhaft zu vermitteln und zu präsentieren.

Von Bischof Voderholzer gesegnet

"Es ist die erste Porta Praetoria, die ich segne", gab Bischof Dr. Rudolf Voderholzer mit einem Schmunzeln zu verstehen. "Mit heiligen Pforten haben wir mehr Erfahrung - und eine solche ist die Porta Praetoria sicher nicht gewesen." Dennoch ist er froh, dass man so ein denkwürdiges und schönes Gebäude frisch saniert und in alter Pracht in der Stadt zu bieten habe. "Unsere germanischen Vorfahren waren natürlich damals beeindruckt von so einem monumentalen Gebäude, das sie selber noch gar nicht in der Lage gewesen wären selbst aufzubauen", verweist Voderholzer auf die Vorreiterstellung der Römer. "Wir sind uns dessen bewusst, dass wir den Römern sehr viel zu verdanken haben."

Die Porta Praetoria gehöre nunmal zur Regensburger Geschichte und sei nicht aus dieser wegzudenken. "Freilich sind wir froh, dass die Porta Praetoria als eher abweisendes Schutzbauwerk irgendwann abgelöst werden konnte von der Steinernen Brücke als einladendes Werk der Verbindung und der Gemeinschaft zwischen den Völkern", so Voderholzer. Allerdings sei die Porta ja nicht gegen die Oberpfälzer gerichtet gewesen, "die kamen erst später."

Ein Zeichen wollte ihm sein oberster Dienstherr aber dann doch mit auf den Weg geben. Denn bei der heiligen Segnung bließ dem Bischof eine heftige Windböe seinen purpurnen Pileolus (Kopfbedeckung der Bischöfe) vom Haupt. Mit den Worten "jetzt muss ich erstmal meine Anzugordnung richten", ließ sich Voderholzer aber nicht wirklich stören und segnete die Porta Praetoria. Nach dem Festakt konnte das document in Gruppen besichtigt werden. Regenburgerinnen und Regensburger, die an diesem Tag keine Gelegenheit dazu hatten, müssen nicht enttäuscht sein. Auch beim Bürgerfest und an den Tagen des Offenen Denkmals wird es Gelegenheit geben, das document bei freiem Eintritt zu besichtigen. 

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