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„Hey, du siehst aber hübsch aus!“ - so einfach beginnen Täter, wenn sie über Dating-Seiten oder Netzwerke versuchen, einen Kontakt zu anderen Personen herzustellen. Doch was darauf folgt, ist den späteren Opfern zu diesem Zeitpunkt kaum bewusst. Das sogenannte „Love- oder Romance-Scamming“ wird bei der Oberpfälzer Polizei immer häufiger registriert.

Der Betrüger, auch sogenannter Scammer (scamming= betrügen) genannt, baut laut Polizei über Plattformen eine Beziehung zum Opfer auf, gesteht schon bald seine Liebe und möchte alles über die andere Person wissen. Kurz darauf wird das Opfer als „Ehemann“ oder „Ehefrau“ bezeichnet und Heiratspläne werden geschmiedet. Ist eine emotionale Abhängigkeit erst einmal hergestellt, werden die ahnungslosen Opfer im nächsten Schritt dazu gebracht, Geld zu überweisen. In der Regel muss der Scammer vor dem ersten erwarteten Besuch bei seiner „neuen Liebe“ noch in afrikanische Länder, um geschäftliche oder familiäre Dinge zu erledigen. Dort gibt es dann Schwierigkeiten: Überfälle, gestohlene Pässe oder ein Ticket nach Deutschland kann nicht mehr bezahlt werden. Übermannt von den eigenen Gefühlen ist das Opfer bereit, große Summen an Geld zu überweisen, um dem vermeintlich Bekanntem zu helfen.

Wie die Polizei mitteilt, erging es so in den letzten Jahren immer mehr Menschen in der Oberpfalz. Sie kommunizierten mit ihren Betrügern und hatten nach kurzer Zeit mit der bekannten Masche eine emotionale Verbindung zu ihnen aufgebaut. Nach Monaten wurde dann Geld gefordert. Überweisungen im fünfstelligen Eurobereich an die Täter waren keine Seltenheit. Oft leihen sich die Opfer bei Angehörigen oder Freunden noch weiteres Geld, um ihren Scammer unterstützen zu können. „Allein der finanzielle Schaden, den die Opfer dabei erleiden, ist immens!“, so die Polizei weiter. Doch noch viel gravierender sei die Scham, die beim Auffliegen des Betrugs auftrete. „Da das Lovescamming oft über Jahre hinweg stattfindet, ist es für die Opfer besonders hart und das Selbstwertgefühl leidet erheblich. Wie sich bereits auch schon in der Oberpfalz gezeigt hat, kann aus solcher Scham heraus sogar Suizid begangen werden.“

Scammer wüssten genau, wie sie an Gefühle herankommen und diese ausnutzen können, so die Polizei. Was erst einmal für die meisten lächerlich klingt, zeigt sich in der Praxis anders: In der Oberpfalz wurden im Jahr 2019 über 700 Anzeigen wegen Callcenter-Betrugs erstattet, worunter auch das Lovescamming-Phänomen fällt.

Wie kann man sich vor Love-Scamming schützen?

Die Folgen eines solchen Falles sind sowohl emotional als auch finanziell drastisch. Wie kann also mit dieser Betrugsmasche umgegangen werden und wie kann man sich davor schützen? Die Polizei rät dazu:
  • Überprüfen Sie Kontaktadresse oder Chatnamen des Täters: Ungewöhnliche Zeichen wie Prozentzeichen deuten auf eine Schadsoftware hin, die der Täter mitversenden möchte. Geben Sie den Namen bei Suchmaschinen ein. Eventuell erhalten Sie Hinweise darauf, dass der Name bereits für Scamming verwendet wird.
  • Lassen Sie sich von Bildern der Scammer nicht täuschen: Scamm-Frauen locken häufig mit schönen Fotos, auf denen sie nur knapp bekleidet sind, Scamm-Männer benutzen oft Bilder in Uniform. In den wenigstens Fällen sind die Fotos mit den reellen Personen identisch.
  • Werden Sie wachsam, wenn der „Partner“ von Geschäftsreisen oder familiären Problemen erzählt und dabei insbesondere nach Westafrika, Russland oder Südostasien reisen muss.
  • Übergeben Sie niemals Geld an Personen, die Sie noch nie persönlich getroffen haben: Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!
  • Wenn Sie Opfer eines solchen Betrugs geworden sind, sichern Sie alle Mails und Chat-Texte und lassen Sie sich dabei von Angehörigen oder der Polizei helfen. Brechen Sie jeglichen Kontakt zum Täter ab.
  • Rufen Sie im Zweifel immer den Polizeinotruf unter der 110 an und erstatten Sie in jedem Fall Anzeige, wenn Sie betrogen worden sind.
Was können Angehörige tun?

Angehörige und Freunde spielen bei diesem Phänomen - ähnlich wie bei anderen Formen des Callcenterbetrugs (Enkeltrick oder falsche Polizeibeamte) - eine wichtige Rolle. Auch für sie hat die Polizei Tipps, um frühzeitig auf Betroffene einwirken zu können:
  • Seien Sie wachsam, wenn ein Freund oder ein Angehöriger von Internetbekanntschaften oder der „neuen Internet-Liebe“ erzählt und Geld an denjenigen überweisen soll.
  • Im Falle, dass jemand von Ihnen einen Geldbetrag erbittet, vergewissern Sie sich, warum er diesen benötigt und an wen das Geld überwiesen werden soll.
  • Sprechen Sie Verwandte oder Freunde an, wenn Sie den Verdacht haben, dass der Betroffene möglicherweise einem Internetbetrüger zum Opfer fallen könnte oder gefallen ist.
  • Verständigen Sie zusammen mit dem Betroffenen die Polizei, wenn Zweifel aufkommen oder rufen Sie in akuten Situationen den Polizeinotruf 110.
Meistens handelt es sich bei den geforderten Summen nicht um einen kleinen Betrag. Vielmehr spielt sich der Schaden bei den Opfern im fünfstelligen Eurobereich ab. Solche Geldsummen werden bei den eigenen Banken oder Kreditinstitutionen an den Täter überwiesen. Genau hier sind das richtige Gespür und die Aufmerksamkeit von MitarbeiteIinnen solcher Unternehmen gefragt.

Worauf können Bankangestellte achten?

Woran erkenne ich als Bankmitarbeiter ein mögliches Betrugsopfer? Wenn Kunden eine ungewöhnlich hohe Geldabhebung oder Überweisung wünschen, die teilweise oder fast das gesamte Vermögen umfasst, sollten Sie hellhörig werden:
  • Sind solche Abhebungen/Überweisungen für den Kunden außergewöhnlich?
  • Will der Kunde rasch einen Kredit?
  • Braucht der Kunde das Geld sofort?
  • Hat der Kunde einen altmodischen Vornamen?
  • Ist der Verwendungszweck unklar oder gar widersprüchlich?
  • Erhalten Sie Hinweise, dass der Kunde nichts über den Zweck der Abhebung/Überweisung sagen darf?
Als Bankmitarbeiter genießen Sie besonderes Vertrauen. Sollten Sie einige dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, können Sie mit dem richtigen Verhalten Ihre Mitmenschen vor dieser Betrugsform schützen.
  • Sprechen Sie mit dem Kunden: Versuchen Sie, einen persönlichen Kontakt herzustellen, fragen Sie nach dem Verwendungszweck des Geldes.
  • Fragen Sie nach dem „Scamming-Betrug“: Erkundigen Sie sich, ob der Kunde diese Betrugsform kennt.
  • Vermitteln Sie Sicherheit: Bitten Sie Ihren Kunden für das Gespräch und die Auszahlung in einen separaten Raum. Empfehlen Sie eine sichere Zahlungsform wie eine Blitzüberweisung. Machen Sie deutlich, dass Barzahlungen ein Hinweis auf einen Betrug sein können. Bieten Sie an, von der Bank aus bei Bezugspersonen (Nachbarn, Freunden) oder Verwandten anzurufen. Wichtig: Nie unter der vom vermeintlichen Liebhaber angegebenen Nummer anrufen, sondern eine dem Opfer vorher bekannte Telefonnummer der jeweiligen Person wählen. Auch ein Anruf bei der nächsten Polizeidienststelle ist hilfreich.
  • Informieren Sie über den „Lovescamming-Betrug“: Klären Sie Ihren Kunden über diese Betrugsform auf. Überzeugen Sie sich, dass er sie verstanden hat.
Betrüger sind erfinderisch - es ist daher keine Scham, wenn man auf jemanden hereingefallen ist, den man eigentlich für jemanden anderen hielt. Das Polizeipräsidium Oberpfalz möchte zum einen potenzielle Opfer ermutigen, sich nicht zurückzuziehen, sondern den Sachverhalt bei der Polizei anzuzeigen. Zudem sollen Angehörige oder Freunde sensibilisiert werden, die stark selbstverurteilenden Betroffenen zu bestärken und mit dem Fall zur Polizei zu gehen. Zum anderen sollen Bankmitarbeiter aufmerksam gemacht werden, um entsprechende Kunden ins Gespräch zu bringen und um möglicherweise einen weiteren Schaden zu verhindern. „Nur so können Täter ermittelt und daran gehindert werden, noch weitere Personen gefühlskalt auszunutzen!“, so die Polizei.

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