section_topline
Redaktions-Hotline: +49 (0)941 59 56 08-0
section_mobile_logo_top
section_header
section_navigation
section_breadcrumbs
section_component

Ein Lied über die Vergewaltigung eines Mädchens und alle singen mit? Das Donaulied behandelt jedoch genau das und wurde in der Vergangenheit in Bierzelten hoch und runter gespielt. Eine Passauer Gruppe will dem nun einen Riegel vorschieben.

Mit einer Online-Petition wollte die Passauer Studentin Corinna Schütz im Mai ein Verbot gegen das Donaulied anstoßen. Zunächst erklärte die Studentin, dass sie 300 Stimmen „schön“ finden würde. Dass das im Nachhinein betrachtet sehr tief gestapelt war, freute auch den Passauer Oberbürgermeister, dem am Dienstagabend symbolisch 36.325 Stimmen überreicht wurden. OB Jürgen Dupper (SPD) hatte sich derweil als Unterstützer der Aktion gezeigt, und werde sich dafür einsetzen, dass das Lied auf Volksfesten der Stadt Passau nicht mehr gespielt werde.

Der große Erfolg der Online-Petition hat die Passauer Gruppe um Corinna Schütz darin bestärkt, ihr Engagement auch auf andere Städte auszuweiten. Auch in Regensburg hat sich bereits eine Schwester-Gruppe formiert, die dem Liedgut den Kampf angesagt hat. Der Frust über Passagen wie „Ich machte mich über die Schlafende her“ trug dabei schon die erste Frucht: So darf das Donaulied beispielsweise im donaufernen Montabaur im Westerwald offiziell nicht mehr gespielt werden. Dass ein derartiges Verbot für das größte Volksfest der Welt jedoch unnötig ist, erklärt das Münchner Wirtschaftsreferat. Laut Wolfgang Nickl sei in den Verträgen der Festwirte ohnehin festgeschrieben, „dass Lieder mit gewaltverherrlichendem oder Bevölkerungsgruppen diskriminierendem Inhalt nicht gespielt werden dürfen."

Berechtigte Kritik an der Kritik?

Neben breitem Zuspruch erntete das Begehren der Passauer Gruppe jedoch auch Spott und Kritik. Immerhin handle es sich dabei um „Kulturgut“, es gäbe weitaus dringlichere Probleme auf der Welt und zudem auch andere Lieder in Bierzelten, die ebenso zur Gewalt aufrufen würden. Für den Landesvorsitzenden der bayerischen Grünen Eike Hallitzky stehe das Lied hingegen beispielhaft für Alltagsrassismus. Und auch Bayerns Sozialministerin Caroline Trautner unterstützt die Gruppe: „Unsere Gesellschaft darf Gewalt, egal in welcher Form, nicht bagatellisieren oder verharmlosen – auch nicht in unserer Sprache."

Dass die Lieder auch aus musikalischer Sicht fehl am Platz sind, erklärte der Musikfachmann Michael Fischer, Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg bereits zu Beginn der Debatte. Für ihn lebten Lieder dieser Machart von Grenzüberschreitungen. Der Text des Donaulieds sei aber nicht nur aus der Perspektive der Frauen unerträglich. Auch Männer würden als Vergewaltiger dargestellt werden. Für ihn sollte man aber aus einem ganz bestimmten Grund auf das Lied verzichten: Denn die besungene, wenig verschleierte Vergewaltigung einer Schlafenden kommt gerade in Zusammenhang mit Partys und Festen immer wieder vor. Eine Tatsache, die man keineswegs ausblenden darf.

Eventfilter

section_breadcrumbs
footer
Cookie-Einstellungen
nach oben