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Die Fortschritte bei den Entwicklungen von Corona-Impfstoffen stimmen zuversichtlich. Möglicherweise werden schon im Dezember 2020 die ersten Impfdosen verabreicht. Wo und wie die Corona-Impfungen im Landkreis Regensburg ablaufen werden, erklärt Landrätin Tanja Schweiger im Interview.    

Seitens der Bayerischen Staatsregierung sind alle Landkreise und kreisfreien Städte in Bayern aufgerufen, bis zum 15. Dezember jeweils mindestens an einem Ort die Möglichkeit zu bieten, eine Impfung gegen das Corona-Virus vornehmen zu lassen. Landrätin Tanja Schweiger erarbeitet zusammen mit Fachleuten vom Gesundheitsamt, dem Universitätsklinikum und der Corona-Koordinierungsgruppe des Landratsamtes eine Impfstrategie für den Landkreis Regensburg. 

Erst Biontech/Pfizer, dann Moderna, nun AstraZeneca. Erfolge bei Corona-Impfstoffen schüren Hoffnungen auf ein Ende der Pandemie. Welche Konsequenzen ziehen Sie aus der Nachricht für den Landkreis Regensburg?
Landrätin Tanja Schweiger: Im Zuge der Bayerischen Impfstrategie sollen in jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt Impfzentren nach Vorbild der kommunalen Testzentren aufgebaut werden. Um, wie von der Bayerischen Staatsregierung vorgegeben, zum 15. Dezember mit den Impfungen beginnen zu können, beschäftigen wir uns seit 14 Tagen intensivst mit allen möglichen Fragestellungen rund um den Aufbau und Betrieb eines Impfzentrums für den Landkreis Regensburg. 

Welche Fragestellungen meinen Sie konkret?
Landrätin Tanja Schweiger: Fragestellungen zu Personal, Infrastruktur und Logistik. Wo soll ein Impfzentrum entstehen? Wird die vom Freistaat gelieferte Ausstattung Hard- und Software umfassen, kommt sie rechtzeitig? Wird es im Landkreis mehrere Orte geben, an denen Impfungen gegen das Corona-Virus vorgenommen werden? Oder können wir mit mehreren mobilen Teams flotter reagieren? Wie viele Impfdosen werden uns, als fünftgrößtem Landkreis in Bayern, zugeteilt? Wo bekommen wir die Ärzte und Helferinnen her, die im Impfzentrum arbeiten sollen? Wer übernimmt die Haftung bei Nebenwirkungen? Wie umfangreich ist die Dokumentationspflicht und wie viel Personal ist dafür nötig? Alles Fragen, auf die wir sehr schnell tragfähige Antworten finden müssen. 

Ab wann wird der Landkreis Regensburg mit den Impfungen voraussichtlich starten können?
Landrätin Tanja Schweiger: Das hängt von der Zulassung und der Verfügbarkeit des Impfstoffs ab und darauffolgend, wann wir beliefert werden. Das könnte theoretisch Ende dieses, Anfang kommenden Jahres sein. Der bayernweite Aktionsplan sieht vor, dass die Auslieferung zumindest des Biontech/Pfizer-Impfstoffs zunächst an wenige Stellen im Freistaat erfolgen soll. In der Oberpfalz ist das das Uniklinikum Regensburg, wo die Impfdosen bei entsprechenden Minusgraden gelagert werden können. Von hier aus werden die Impfzentren mit den Impfdosen beliefert. Das gleiche gilt für die mobilen Teams, die in Einrichtungen für vulnerable Bevölkerungsgruppen fahren. Ab wann dann später auch Hausärzte die Impfungen vornehmen können, wird noch diskutiert. Gerade für die sogenannten Risikogruppen wünsche ich mir besonders eine Miteinbeziehung und Empfehlung durch die Hausärzte. Die Frage ist ja auch, ob jemand gerade stabil genug ist, um die Impfung gut vertragen zu können. 

Wird es bei den zu Impfenden eine Priorisierung geben?
Landrätin Tanja Schweiger: Grundsätzlich wünschenswert wäre, dass jeder, der eine Corona-Impfung möchte, auch eine erhält. Bei der Verteilung der Impfdosen werden wir uns hinsichtlich der Priorisierung einzelner Personengruppen strikt an die Vorgaben der Bayerischen Staatsregierung halten, die sich wiederum wohl an dem Positionspapier der STIKO (Ständige Impfkommission), Leopoldina und dem Ethikrat vom 9. November 2020 orientieren wird. In dem Positionspapier sind bereits einige Grundsätze genannt. Derzeit denkbar ist eine Priorisierung für folgende Berufsgruppen: Medizinisches Personal, sprich Ärzte, Krankenschwestern, Pflegepersonal etc; Altenpfleger; Bundespolizei/Landespolizei; Bundeswehr; Lehrkräfte; Kita-Erziehungspersonal; Mitarbeiter systemrelevanter Industrien wie beispielsweise Stromversorgung und Müllabfuhr. Zusätzlich und parallel sollen vulnerable Gruppen wie Senioren, chronisch Kranke und Personen mit Behinderung vorrangig behandelt werden. 

Wie viele Impfungen sind pro Tag und Impfzentrum realistisch?
Landrätin Tanja Schweiger: Wenn wir für Bayern mit gut 1 Million Impfdosen pro Monat rechnen, dann stünden dem Landkreis Regensburg aufgrund seiner Größe rund 10.000 Dosen monatlich zur Verfügung. Bei 20 Arbeitstagen pro Monat könnten somit theoretisch 500 Impfungen pro Tag verabreicht werden. Aktuell auf Landesebene diskutiert wird, dass Polizei, Bundeswehr und Krankenhäuser eine eigene Impfstruktur aufbauen. Eine realistische Schätzung ist, dass für den Landkreis dann – nach Abzug dieser Dosen – pro Tag circa 350 Impfdosen zur Verfügung stehen. Was uns vor die Herausforderung stellt, eine entsprechende Infrastruktur binnen sehr kurzer Zeit aufzubauen. Wesentlicher Punkt ist das benötigte Personal. Es heißt, inklusive Beratung und Aufklärung kann ein Arzt pro Stunde circa vier Patienten impfen. Das heißt bei einem 8-Stunden-Tag kommen auf einen Arzt 32 Patienten. Zur Dokumentation und Vorbereitung des Impfstoffs ist eine medizinische Fachkraft vorgesehen. Das heißt, wir müssten mindestens zehn Impfteams rekrutieren, die mit Arzt und Fachpersonal besetzt sind. 

Wie weit ist der Landkreis mit den mobilen Teams?
Landrätin Tanja Schweiger: Sicher bis zum 15. Dezember einsatzbereit ist ein sogenanntes Impfmobil, entsprechende Verträge wurden bereits unterzeichnet. Um mit dem Impfmobil starten zu können, werden jeweils ein Arzt, eine Führungskraft, eine medizinische Fachkraft sowie eine Verwaltungsfachkraft benötigt. Hinsichtlich weiterer Impfteams führen wir gerade Gespräche. 

Wie läuft die Corona-Impfung konkret ab?
Landrätin Tanja Schweiger: Der Impfstoff muss nach derzeitigem Kenntnisstand zweimal in einem zeitlichen Abstand von zwei bis drei Wochen verabreicht werden. Je nachdem, welcher Impfstoff es wird, sind Lagerung und/oder Aufbereitung eine zusätzliche Herausforderung. Neben der bereits erwähnten Aufklärungsarbeit sollten die Personen, die eine Impfung gegen Corona erhalten sollen, gesund und stabil sein. 

Wo wird das Impfzentrum entstehen?
Landrätin Tanja Schweiger: Es stehen verschiedene Standorte zur Diskussion. Eine finale Entscheidung wollen wir möglichst nächste Woche kommunizieren.

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