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Was wäre die Regensburger Innenstadt ohne den Handel? Mit dieser Frage drängen die Regensburger Kaufleute in der größten Wirtschaftskrise nach dem Zweiten Weltkrieg endlich auf Unterstützung von Politik, Verwaltung, Banken und Verbänden. 

Schon immer waren es die Kaufleute mit ihrem vielfältigen Angebot, die die Regensburger Altstadt prägten. Nicht nur die markante Silhouette, sondern das merkantile Treiben im Wechselspiel mit der Gastronomie, den Hotels und dem mannigfaltigen Dienstleistungsangebot hat die Stadt an der Donau zur attraktiven Drehscheibe für die Einheimischen und die Besucher aus nah und fern gemacht. Jetzt droht der zweite Lockdown mit noch nicht absehbarem Ende und die politisch geprägten Verkehrsrestriktionen ohne echte Alternativen das Altstadtensemble zur hübschen Hülle ohne Funktion verkümmern zu lassen. „Wir kämpfen für ein lebendiges Regensburg mit attraktiven Geschäften“, heißt es auf der Homepage der Regensburger Kaufleute e.V. Unter der Führung von Armin Gebhard hat sich der Verein zu einer aktiven und unabhängigen Interessenvertretung mit knapp 60 Mitgliedern entwickelt. „Wo ist die Solidarität der Politik, der Verwaltung, der Wirtschaftsvertretungen und der Verbände?“, fragt Gebhard, „in den Zeiten der größten Wirtschaftskrise nach dem Zweiten Weltkrieg.“ 

„Wir wollen nicht die Nörgler sein“ 

„Machen Sie sich stark für ein lebendiges Regensburg, bringen Sie Ihre Vorschläge und Ideen direkt ein“, fordern die Regensburger Kaufleute e.V. ihre eigenen Mitglieder sowie weitere Interessenten auf und treten damit klar aus der reinen Kritikerrolle heraus und fordern zur Aktivität in der Bewältigung der momentanen Situation sowie zu einer breiten Regensburger Solidarität auf.

Ende September letzten Jahres wählte der Verein eine neue Vorstandschaft. Bekleidungsunternehmer Armin Gebhard wurde in seinem Amt bestätigt, Andreas Nuslan (Der Hutkönig) übernahm die Stellvertreterrolle. Der weitere Vorstand setzt sich aus Kathrin Fuchshuber, Dr. Petra Nickel, Christiane Sutor, Franz Maß, Maximilian Schreiner, Isak Hajzeraj und Andreas Meier zusammen – allesamt Entscheidungsträger, die Tag für Tag selbst in ihren Läden stehen und nicht nur ein Erbe bewahren, sondern bereit sind, dieses stetig weiterzuentwickeln. Mit den Worten „Wir wollen nicht die Nörgler sein“ umreißt Andreas Nuslan sowohl die Rolle als auch die Entschlossenheit des Vereins. Denn gemeinsam wollen sie das Potenzial Regensburgs als Einkaufsstadt Ostbayerns zu neuem Leben erwecken werden. „Doch das funktioniert nur im Einklang mit der Politik und einer ganzheitlichen Strategie“ heißt es dazu von Max Schreiner. Das Fehlen eben dieser Strategie beklagt die Interessensvertretung dabei schon seit längerem. 

Verkehrsberuhigung ohne Rücksicht auf Verluste 

Mahnend zu Wort gemeldet hatten sich die Regensburger Kaufleute, als vor einem Jahr bekannt wurde, dass der Domplatz und weitere Bereiche der Innenstadt schrittweise „verkehrsberuhigt“ werden sollten. Ein verstärkter Einsatz der Kommunalen Verkehrsüberwachung an der Einfahrt zum Domplatz, bei der Überwachung des ruhenden Verkehrs, der Wegfall der Parkmöglichkeiten auf dem Domplatz und die veränderte Verkehrsführung „Unter den Schwibbögen“ stellen aus Sicht der Kaufleute jedoch eine deutliche Verschlechterung bei der Erreichbarkeit dar. Während andere bayerische Kommunen das Problem anpackten und Zufahrtsverbote aufhebten, würde in Regensburg ein veraltetes Altstadtberuhigungskonzept ohne Rücksicht auf Verluste stoisch umgesetzt werden. 

Es fehle an Alternativen, beklagt der Verein. „Was ist mit der angekündigten Mobilitätsdrehscheibe am Unteren Wöhrd? Wann ist Spatenstich?“ wunder sich Gebhard. Die Zeit werde immerhin knapp. Oder fällt dieser Plan gar dem Sparprogramm nach der Coronakrise zum Opfer? Ebenso laut wird die Forderung nach neuen Parkplätzen und Parkoptionen wie ein Parkhaus am Dultplatz oder am Jakobi-Gelände. Aber auch Ein-Euro-Tages-Tickets könnten die Attraktivität des ÖPNV weiter steigern und neue Anreize für den Besuch der Altstadt schaffen. „Wenn die Stadtbahn einmal in Betrieb genommen wird, sieht die Situation der Erreichbarkeit vielleicht wieder anders aus, aber vorher wären weitere Sperrungen ein Todesurteil für den stationären Einzelhandel und für das Gesamtbild der Altstadt“, gibt Gebhard zu bedenken. 

Lockdown verschärft Lage dramatisch 

Doch der Verkehr ist im zweiten Lockdown nicht der ausschließliche Dämpfer für eine ursprünglich lebendige Innenstadt. Mit attraktiven Angeboten, aufwändig gestalteten Schaufenstern und fachlich fundierter Beratung hätten die Regensburger Händler den Kampf gegen den Online-Handel bereits frühzeitig aufgenommen. „Wir setzen auf Cross-Marketing, Kommunikation und Weitervermittlung der Stärken unserer Kolleginnen und Kollegen“, sehen Armin Gebhard und Andreas Nuslan einen Weg aus der Krise. Laut Taschen-Spezialist Franz Maß dürfe die Devise beim Einkaufen auch nicht „billig, schnell und oft“ lauten: „Die Menschen müssen wieder lernen, dass sie sich mehr wert sind.“ Doch ohne gezielte Subventionierungen drohe das bislang funktionierende Räderwerk still zu stehen. Viele Leerstände seien drohende Vorzeichen. Wer durch die Pfauengasse gehe, würde dabei schnell verstehen, was gemeint sei, beschreibt Gebhard die Situation. 

Als gutes Beispiel vorangehen 

„Wir fordern von den Verantwortlichen der Stadt Regensburg ein eindeutiges Bekenntnis zum Einzelhandel mit seinen Kernfunktionen für eine vitale, lebenswerte Altstadt“ heißt es seit jeher im Programm der Regensburger Kaufleute. Angesichts der Corona-Krise wird der Hilferuf aber deutlich erweitert. Gezielt erwarten die Kaufleute einen Austausch mit dem Wirtschaftsreferat, der Industrie- und Handelskammer sowie weiteren Verbänden, vor allem aber die Bereitschaft der Verantwortlichen, Subventionen zu erwirken, um das innerstädtische Herz von Regensburg am Schlagen zu halten. Ein Fixkostenzuschuss reiche nicht aus. Angesichts eines enormen Umsatzausfalles benötigten die Kaufleute ebenso Umsatzentschädigungen. Die Kommune mit dem Amt für Wirtschaftsförderung könnte als gutes Beispiel in Bayern vorangehen. 

„Wir müssen wieder an starke Zeiten wie vor sieben Jahren anknüpfen. Die Regensburger und die Besucher aus dem Umland müssen wieder Freude haben, regelmäßig in die Altstadt zu kommen. Den Gästen muss es einfach gemacht werden. Ein Shuttlebus vom Jahnstadion ist sicher nicht die Lösung. Wenn die Menschen von außerhalb nicht praktisch mit dem eigenen PKW in die Innenstadt kommen können, werden die Kaufwilligen noch mehr den amerikanischen Online-Monopolisten unterstützen, und die heimischen Unternehmen samt den Kommunen sehen mit dem Ofenrohr ins Gebirge! Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben. Der Verein wächst stetig und die politisch Verantwortlichen können sich den Tatsachen nicht verwehren! Die Gesellschaft und der allgemeine Wohlstand hängt von der Wirtschaft ab, auch wenn vielen das nicht bewusst ist. Auf ein gutes Neues Jahr!“ so Armin Gebhard.

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