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Es ist ein altes Thema, neu aufgekocht. Regensburg diskutiert über eine neue Brückenverbindung "Holzlände-Schopperplatz", die die Donauparallele entlasten und den Busverkehr beschleunigen könnte.

Bereits im Oktober haben wir von den Ideen des CSU-OB-Kandidaten bezüglich einer von ihm favorisierten Westtrasse über die Donau berichtet ? jetzt wird Christian Schlegl deutlich: "Wir haben eine Lösung entwickelt, wie man auf die bisher völlig überdimensionierten Auffahrtsrampen verzichten kann. Die Rampen waren bisher nötig, um die Brücke für ein Jahrhunderthochwasser (HW 100) sicher zu machen. Wir erfüllen dies durch eine Hydraulik, die die Brücke im Bedarfsfall einfach auf HW-100 Höhe hebt."

Die neue, innovative Lösung klingt eigentlich ganz einfach und ist damit offenbar einer der Meilensteine von Schlegl's "Regensburg-Plan 2020" und vielleicht die Lösung des alten, leidigen Konfliktthemas "Donaubrücke im Westen", die den Verkehr entlang der Donau entlasten könnte. Für Schlegl ist eine Brücke nach wie vor DIE Lösung, da ein Tunnel wohl zu teuer käme.

Bereits im Sommer sprach Schlegl gar von einer völligen Verkehrsberuhigung der Donauparallele, sozusagen einer Flaniermeile, auf der die zu Stoßzeiten fast beinahe im Minutentakt fahrenden Busse nicht Gefahr laufen, unachtsame Norweger oder Japaner von der Windschutzscheibe kratzen zu müssen, nur weil die wegen der Audio-Guides im Ohr keinen Verkehr hören und mit dem Verzehr des Würstel-Schuberls aus der Wurstkuchl zu beschäftigt sind, um die gelben ÖPNV-Raketen wahrzunehmen.

Die Vorteile für Busverkehr und Altstadt liegen für den CSU-Fraktionsvorsitzenden auf der Hand: "Der gesamte Busverkehr vom Norden Regensburgs in die westliche Altstadt müsste nicht mehr über die belastete Donauparallele geführt werden. Das würde insbesondere dem Welterbe zu Gute kommen. Natürlich profitieren insbesondere auch die Geschäfte in der Altstadt von einer attraktiven, schnellen Busanbindung aus dem Norden.

Glaube man Schlegl, sei die von ihm favorisierte Trassenführung und die technische wie optische Ausführung der Brücke vereinbar mit den Vorgaben für Regensburg als Weltkulturerbe-Stadt. "Man kann in den Bildern unserer Konzeptstudie deutlich erkennen, dass wir die Brücke in einer Höhe über die Donau führen, die sich nicht störend in die bestehende Bebauung einfügt."

Für die UNESCO aber, die beim Welterbe immer noch ein Wörtchen mitzureden hat, könnte so eine Lösung Westtrasse aber dennoch die Lösung Regensburgs vom Welterbe-Status bedeuten. Was das bedeutet, bekamen gerade erst die Dresdner zu spüren, die zwar immer noch Christstollen und Zwinger ihr Eigen nennen können, wegen der neuen Waldschlösschenbrücke aber nicht mehr als Weltkulturerbe gelten.   

Also versuchte man, die Ideen weiter zu entwickeln und Welterbekonform zu gestalten oder die Regeln der dafür zuständigen Kommission ICOMOS (das Gremium, das bei der UNESCO für Denkmalschutz-Beratungen in Sachen Welterbe zuständig ist) so ein bisschen umzuschwenken. Apropos schwenken ? die Ideen gingen zunächst in Richtung Schwenkbrücke. Als das nicht klappte, hielt Schlegl eine Klappbrücke für möglich. Beide Lösungen wären irgendwie beweglich und würden den Blick aufs Welterbe nicht permanent verwehren.

Eben nur, wenn die Busse als Ersatz für die Steinerne Brücke dann drüber müssen. Also eben fast im Minutentakt. Für den Individualverkehr soll diese zusätzliche Brücke allerdings tabu bleiben. "Sie würde als reine Rad-, Fußgänger- und Busbrücke konzipiert und gebaut. Eine Nutzung für PKWs ist damit völlig ausgeschlossen", so Schlegl. Der Eiserne Steg müsse für diese Variante aber nicht notwendigerweise weichen.

Allerdings möchte der OB-Kandidat in den nun anbrechenden Zeiten des Wahlkampfes keinesfalls irgendjemandem auf den Schlips treten. "Eine Westtrasse kann nur so gebaut werden, wie Denkmalpflege und Bürger sie als machbar empfinden", betont Schlegl.  Er wisse genau, dass  Projekte im Welterbe stets sehr kontrovers in der Bürgerschaft diskutiert werden. "Ich werde jedwede Lösung für die Westtrasse, die vom Stadtrat mitgetragen wird, den Bürgern zur Entscheidung vorlegen. Ich bin davon überzeugt, dass es eine Mehrheit in der Stadt für dieses Vorhaben gibt, wenn eine dem Welterbe angemessene Gestaltung gelingt." Es könnte also bald ein Bürgerentscheid ins Haus stehen.

Für die SPD sind diese Ideen aus dem CSU-Lager "kalter Kaffee". "Diese Pläne gibt es bereits seit vier Jahren und werden dem Bürger jetzt nur zum Wahlkampf als neu und völlig innovativ schmackhaft aufgetischt", heißt es aus dem Büro von OB-Kontrahent Joachim Wolbergs. Schließlich könne man die Vorgaben von ICOMOS nicht nur für den Wahlkampf ignorieren. Denn die schrieb der Stadt, dass eine Westtrasse gar nicht gehe.

"Die gleiche Debatte hatten wir bereits in verschiedenen Planungsausschusssitzungen. Die Verwaltung sollte schon vor Jahren prüfen, ob Lösungen wie z.B. eine Hubbrücke, bei denen am jeweiligen Ufer für die Brückenenden die HW 100 Werte plus Freibord von 50 cm nicht eingehalten werden, genehmigungsfähig sind", verrät SP-Fraktionschef Norbert Hartl. "OB-Kandidat Schlegl schmückt sich also in CSU-typischer "Copy-and-Paste"-Manier wieder mal mit fremden Federn." Er hätte nur die Ergebnisse zu diesen Fragen bei der Verwaltung zur Vorlage im Planungsausschuss anmahnen müssen, so Hartl.

Wolbergs denke schon seit langem über innovativere Wege nach: "Wir müssen ein neues Mobilitätskonzept entwickeln mit Verkehrsknotenpunkten in allen Himmelsrichtungen, wo P&R-Flächen eingerichtet werden, man Fahrräder leihen kann und von wo eine ideale ÖPNV-Anbindung gegeben ist." Vor allem die strategischen Stellplätze für Fahrräder liegen dem OB-Kandidat der SPD bekannterweise am Herzen.

So wunderte es ihn kaum, als kürzlich - pünktlich zu Beginn des Wahlkampfs - ausgerechnet die CSU-Fraktion den Ausbau und Überdachung strategisch günstig liegender Fahrrad-Stellplätze beantragte. Wahrscheinlich fiel das Problem Parteichef Rieger auf, als er bei seinen letzten Altstadtbesuchen nur selten einen vernünftigen Stellplatz für sein Fahrrad bekam.

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