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Man könnte meinen, ein Rockstar betrat Montag Vormittag gegen 10 Uhr das Hofbräuzelt am Gillamoos in Abensberg. Den bayerischen Defiliermarsch spielte die Oktoberfestkapelle Heinz Müller, allerdings nicht für Mick Jagger, sondern für für einen verlorenen Sohn Bayerns: Karl-Theodor zu Guttenberg.

Während sich der ehemalige Verteidigungsminister ohne Doktortitel seinen Weg durch die Massen schob, dröhnte 'TNT' von AC/DC aus den Lautsprechern. Und damit der letzte Hopfenerntehelfer im Zelt wusste, wo sich "KT" - wie ihn die Zuschauer im Zelt mit Spruchbändern begrüßten - die letzten Jahre im Exil auf seinen Einsatz am Gillamoos vorbereitete, erklang auch noch Sinatra's 'New York, New York'. 

Acht Jahre nachdem Zu Guttenberg als aufstrebende Unions-Lichtgestalt zuletzt beim politischen Gillamoos auftrat, versprach er, ein neues Rednerpult zu spendieren. Jetzt durfte er mit halbstündiger Verspätung selbst nach vielen Jahren über dem großen Teich an eben dieses treten.

"Kann der Ausgewanderte überhaupt noch Bierzelt?", war sich zu Guttenberg vor seinem Gang ans Rednerpult selbst nicht sicher. Aber er kann, was er schon beim ersten Seitenhieb auf sich selbst erkennen ließ: "Beim letzten Auftritt vor acht Jahren spielten sie für mich hier auch AC/DC - allerdings nicht 'TNT', sondern 'Highway to Hell'. Das nahm ich wohl zu wörtlich und nahm denselbigen auf der Überholspur."

Nur wenige Stunden nach seinem eher gelangweilt wirkenden Auftritt bei "Anne Will" in der After-TV-Duell-Talk-Runde war der 45-jährige Franke wieder voll präsent und gab sich weltmännisch. Er könne den ganzen Wahlkampftrubel und die innenpolitischen Themen neutral von außen betrachten und habe das TV-Duell zwischen Merkel und Schulz eher als harmloses TV-Duett gesehen. "Was mir dabei gefehlt hat, war einfach jemand von der CSU!"

Bereits bei "Anne Will" am Vorabend gab Guttenberg zu verstehen, dass er als CSU-Mitglied der Partei im Wahlkampf zwei Wochen lang helfen, es dabei aber wohl belassen wolle. Ob jene Äußerungen ein taktischer Schachzug seien oder nicht, ob er nicht doch auf ein von Seehofer für ihn innig erhofften Ministerposten schiele - all das weiß wohl nur 'KT' selbst. Ginge es nach den Besuchern auf dem Abensberger Gillamoos, die sich wegen dem proppevollen Hofbräuzelt sogar draußen beim Public Viewing zu Guttenberg lauschten, habe man ihm längst jegliche Doktor-Titel-Schummelei verziehen und sehne sich den verlorenen Sohn zurück.


"Des is da einzige in da Union, der des Zeig hod, da Merkel als Kanzler zu folgen", sprach ein g'standener Bayer im Biergarten-Publikum genau das aus, was wohl längst viele denken. Damals - so der Besucher weiter - sei KT einfach zu schnell in der Union zu hoch geklettert - offenbar zu hoch für manche Parteifreunde. Daher habe man ihn abgesägt. "Und jetza, wo da Seehofer den Söder nimma mog, muas da Karl-Theodor schleunigst z'ruck kemma!" Bierzeltweisheiten oder "In biero veritas" ?

Die Tatsache, dass Karl-Theodor zu Guttenberg mit der Kapelle "Schwarzes Blech" zu seinem Auftritt ins Festzelt begleitet wurde, nahm Martin Schulz drei Buden und eine Wilde Maus Achterbahn weiter zur willkommenen Einleitung. Im Jungbräuzelt läutete der Kanzlerkandidat der SPD seine Gillamoos-Rede mit dem Kommentar dazu "das spricht doch für sich" ein und hatte seine Zuhörer im vollen Festzelt damit schnell gewonnen. Die Anstrengungen vom Kandidaten-Duett ... äh ... Duell am Vorabend merkte man ihm nicht an.
"Kein Wunder - überanstrengt haben sich dabei beide nicht", gab eine zugegeben noch unerschlossene Wählerin zu verstehen, die neben uns Platz nahm.

Viele im Zelt wollten Antworten zu Fragen haben, die von den vier TV-Moderatoren am Vorabend - wohl aus Zeitmangel - keiner gestellt hatte. Martin Schulz zog sein Sakko aus, krämpelte das Hemd hoch und beantwortere diese Fragen, ohne überhaupt gefragt zu werden. Zur sozialen Gerechtigkeit, zu den Problemen der kleinen Leute eben. Ganz SPD. Maloche im heißen Hexenkessel - denn auch der Mann aus Würselen kann offenbar Bierzelt: "Kann einer mit Bart und Glatze und Kassengestell Kanzler werden? Ja, er kann." Und während der Applaus noch anhält, legt er nach. "Während Frau Merkel nur die Vergangenheit verwalten will, möchte ich als Kanzler die Zukunft gestalten!"

Der Politische Gillamoos entwickelte sich über die vergangenen Jahre mehr und mehr zur großen Polit-Bühne und ist ähnlich dem Politischen Aschermittwoch in Niederbayern aus dem Kalender der Parteispitzen nicht mehr wegzudenken. Natürlich durfte dabei auch der "fränkische Anatole" Cem Özdemir nicht fehlen. Der Bundesvorsitzende von Bündnis90/ Die Grünen tritt ebenso als Spitzenkandidat für den Posten des Kanzlers an. 

Vom in jedem Zelt präsenten Thema Erdogan (“Die Türkei-Politik der großen Koalition ist ein einiges Desaster“) schwenkte Özdemir elegant zur Cannabis-Legalisierung, das "ohnehin ein enger Verwandter des Hopfen" sei, und nahm einen kräftigen Schluck - unabhängig der Tatsache, dass seine Veranstaltung eigentlich im Weinzelt stattfand.

Nominell eher beim Bier zuhause luden die Freien Wähler in den Weißbierstadl. Hier gab Hubert Aiwanger beinahe schon traditionell wie jedes Jahr alles, seine Anhänger für die bevorstehende Bundestagswahl einzuschwören. Da die Freien Wähler bundesweit aber wohl kaum über die Fünf-Prozent-Hürde springen könnten, seien hier mindestens drei Direktmandate Pflicht, um auch in Berlin ein Wörtchen mitreden zu können. Doch dafür bezog sich Aiwangers Redebeitrag fast ausschließlich auf das Wohl Bayerns. 

Was die Asylpolitik betrifft, müsse man zwar Flüchtlinge sehr wohl aufnehmen, aber nach Kriegsende auch wieder zurückschicken. Trotz dieser Feststellung sei man aber vom rechten Flügel aber um Lichtjahre entfernt. Denn "WIR müssen dieses Land retten. Die Schreihälse von rechts können uns dabei nicht helfen."

Natürlich durfte auch "die alte Dame FDP" auf dem Gillamoos nicht fehlen. Angriffslustig wie eh und je zeigte sich Parteichef Christian Lindner. Eine Fortsetzung der großen Koalition sei seiner Ansicht nach kaum zu verhindern. Aber mit dem energischen Blick in Richtung rechter Wucherungen müsse die FDP auf jeden Fall drittstärkste Kraft werden.

Um ihn dabei zu unterstützen, könnten seine begeisterten Zuhörer auf dem Gillamoos bereits unmittelbar nach dem Besuch in Abensberg helfen, in dem sie FDP-Mitglied werden: „Krönen Sie ihren Lebenslauf!" 

Nahkampf in Niederbayern - wie er leibt und lebt. 20 Tage vor der Bundestagswahl. Oder mit anderen Worten: Es war wieder Politischer Gillamoos.
 

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