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Gestern Abend konnte man deutlich erkennen, wie souverän Frau Merkel mittlerweile bei ihren TV-Auftritten ist.  Das Dilemma, welches sie 2013 mit der Frage eines Hilfsarbeiters erlebte, hat sich also nicht wiederholt, obwohl die Fragen durchaus kritisch waren.

Die Bundeskanzlerin zeigte sich zunächst etwas defensiver in ihrer eigenen Argumentation und griff auf Hilfsmittel zurück. So verwies sie beispielsweise auf dem Faktencheck des WDR bezüglich der Pkw-Maut, wodurch ihr ein Seitenhieb auf ihren direkten Konkurrent Martin Schulz gelang. Dieser hatte sie zuletzt im TV-Duell offenbar zu Unrecht bezichtigt, bei diesem Thema gelogen zu haben.  Bei der Frage einer Dame zum Tierschutz, zeigte Merkel, dass sie sich mit dieser Thematik wohl nicht ganz so gut auskennt und gestand der Fragenden mehr Wissen zu. Diese Ehrlichkeit kam beim Publikum offenbar gut an, denn es gab dahingehend keinen einzigen Zwischenruf.

Ein Zuschauer, der spürbar emotional eine Frage zum Thema Pflege stellte, brachte Frau Merkel dann doch etwas aus der Fassung. Er war mit der ersten Antwort, die Kanzlerin Merkel auf seine Frage, warum die Pflege in Deutschland nicht besser funktioniere, gab sichtlich unzufrieden. Er reagierte daraufhin mit einer weiteren Frage, wie man das Problem jetzt gerade im Hinblick auf den demographischen Wandel konkret lösen wolle. Auch hier konnte Merkel letztendlich mit ihrer Ehrlichkeit punkten und machte deutlich, dass sie das Problem erkannt habe, aber keine Sofortmaßnahmen versprechen könne. Sie hofft aber, dass es in zwei Jahren besser sein werde. Des Weiteren dankte sie dem jungen Mann für sein Engagement.

Die Kanzlerin demonstrierte in der Sendung jedoch nicht nur ihre Souveränität bei der Beantwortung von kritischen Fragen, sondern zeigte sich auch sichtlich gerührt, als eine Zuschauerin mit Down-Syndrom eine Frage zur Abtreibung behinderter Kinder stellte. Sie ließ sich für die Beantwortung sehr viel Zeit und wurde dabei auch persönlich, indem sie von ihren Erfahrungen aus der damaligen DDR erzählte. Zu dieser Zeit hätten diese Menschen kaum Förderung erhalten und sie verwies gleichzeitig auch auf ein Gesetz zu einer verpflichtenden Beratung vor der Abtreibung, welches mit viel Einsatz erkämpft werden konnte. Zum Schluss stellte Merkel der Zuschauerin noch einige persönliche Fragen und erkundigte sich nach ihrem Arbeitsplatz mit der Schlussbemerkung „vielleicht schaue ich mal vorbei.“

Politisch brisant wurde es gegen Ende der Sendung. Ein Mann aus Thüringen wies auf die Gefahr der "Überfremdung" hin, wegen der er Angst um seine Kinder hat. Gleichzeitig erklärte ein Student mit iranischem Migrationshintergrund, dass er seit der Flüchtlingskrise rassistischen Anfeindungen ausgesetzt sei. So wurde er beispielsweise schon auf offener Straße gefragt, welcher Terrororganisation er angehöre. Die Bundeskanzlerin machte deutlich, dass sich der junge Mann „seinen Schneid nicht abkaufen lassen solle“. Ersterem entgegnete sie hingegen, dass es sich im Jahr 2015 um „eine humanitär außergewöhnliche Situation“ gehandelt hat. Für ihre Aussage, dass man ein Herz für die Menschen haben sollte, denen es viel schlechter geht, erntete sie viel Applaus. Nichtsdestotrotz hätte sie sich hier noch klarer gegen den offenen Rassismus positionieren müssen, auch wenn sie betont hat, dass man Menschen nicht nach dem Aussehen bewerten dürfe.

Insgesamt kann man den Auftritt von Kanzlerin Merkel jedoch als stark bewerten. Sie war bis auf wenige Lücken zu sehr spezifischen Themen sehr gut vorbereitet und nahm die Sorgen und Ängste des Publikums ernst. Zudem vermied sie es, leere Versprechungen zu machen. Man spürte deutlich, dass sie das nicht zum ersten Mal macht. 

Kanzlerin Merkel wird im Zuge des Wahlkampfes auch Regensburg besuchen. Am kommenden Montag wird sie um 16 Uhr auf dem Domplatz sprechen.

Hintergrund: Bei der Wahlarena handelt es sich um eine Wahlkampfveranstaltung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, welche gestern Abend in der ARD ausgestrahlt wurde. Zu Gast war Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich den Fragen aus dem Publikum stellte. Dieses war breit gemischt und unter anderem vom Meinungsforschungsinstitut infratest dimap zusammengestellt worden, um die Bevölkerung Deutschlands möglichst repräsentativ darzustellen.

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