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Wer einen Menschen durch Suizid verloren hat, trauert anders. Die Hinterbliebenen quälen neben Sehnsucht und Trauer manchmal auch Vorwürfe und Schuldgefühle. Der Krisendienst Horizont von Caritas und Diakonie hilft den Betroffenen.

Etwa 10 000 Menschen in Deutschland sterben jährlich durch Suizid. Zurück bleiben Eltern, Kinder, Partner und Freunde – fassungslos, ratlos und oft sehr allein. Zum 16. Welttag der Suizidprävention am Montag, den 10. September, möchte der Krisendienst Horizont von Caritas und Diakonie in Regensburg auf dieses Thema aufmerksam machen.

„Die Nachricht von einem Suizid löst immer einen Schock aus", erklärt Elfriede Heller, eine von vier Psychologinnen und Psychologen beim Krisendienst Horizont. „Das Ausmaß des Geschehenen ist nicht zu fassen." Im ersten Moment sei es das Gleiche wie die Nachricht von einem plötzlichen Todesfall. Doch ist die Trauer der Hinterbliebenen eines Menschen, der sich selbst getötet hat, eine andere als die von Angehörigen, die jemanden etwa durch einen Unfall verloren haben.

Die Hinterbliebenen kämpfen mit widersprüchlichen Gefühlen, die eine Trauer überlagern können, weiß Anne Komorek-Magin, ebenfalls Psychologin beim Krisendienst Horizont. „Viele verstehen nicht, wie ihnen ein geliebter Mensch so etwas antun konnte." Die Hinterbliebenen empfinden Trauer und Sehnsucht, zugleich aber auch tiefe Verunsicherung, Scham, Schuldgefühle und mitunter Wut. „Dieses Empfinden ist normal und ein wichtiger Bestandteil in der Trauerarbeit", sagt die Psychologin.

Was bringt jemanden dazu, sich das Leben zu nehmen? Die Psychologinnen sind sich einig, dass es zumeist viele Gründe sind – oftmals steckt aber eine schwere Depression oder eine andere psychische Erkrankung dahinter. Dazu kämen auslösende Faktoren, wie eine Kündigung, ein Todesfall oder eine Trennung vom Partner. „Es gibt nicht die eine Ursache, sondern mehrere." Die Betroffenen müssten akzeptieren, dass sie die Gründe für den Suizid nie ganz klären könnten. Erst dann könne die Trauer in den Vordergrund rücken.

Die Trauerarbeit nach einem Suizid laufe in mehreren Phasen ab. Anfangs gehe es um das Weitermachen, um das Überleben. Erst nach und nach könnten Gefühle wie Scham, Schuld, Verunsicherung oder Wut aufgearbeitet werden und eine Bewältigung beginnen. „Die Trauer schmerzt, aber sie ist ein natürlicher Prozess", sagt Heller. „Die Hinterbliebenen dürfen ihrer Seele trauen." Die Trauer ermögliche es auch, schließlich wieder eine Balance zu finden zwischen Gedenken und Alltag. Rituale könnten helfen, aber auch die tägliche Arbeit, das Treffen von Freunden, das „normale Leben", kurzum: die Ablenkung. Und nicht zuletzt sei eines ganz besonders wichtig: „Die Hinterbliebenen sollten versuchen, sich selbst Gutes zu tun. Wann sonst hätten sie dies verdient – wenn nicht jetzt?"

Dem Leben wieder Freude entgegenbringen: Diesen Ansatz verfolgt der Krisendienst Horizont auch mit seiner Aktion zum 16. Welttag der Suizidprävention. Wer rund um den Welttag am Montag, den 10. September, einen Kaffee in Regensburg bestellt, hat gute Chancen zum Kaffee ermutigende Worte serviert zu bekommen. Denn der Krisendienst Horizont hat insgesamt 1000 Lose an Regensburger Cafés verteilt, mit der Bitte, diese zu verteilen. Wer ein Los öffnet, liest Sprüche wie: Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Zusatzinfo 1: Krisendienst Horizont – Suizidprävention und Hilfe für Hinterbliebene

(0941) 58181 – das ist die Nummer, die Leben retten kann. Wer sie wählt, landet beim Krisendienst Horizont von Caritas und Diakonie in Regensburg, 365 Tage im Jahr. Menschen, die Suizidgedanken haben, oder Menschen, die einen Angehörigen durch Suizid verloren haben, bekommen dort professionelle Hilfe. Über 500 Menschen haben sich im Jahr 2017 an den Krisendienst gewandt (310 suizidgefährdete Menschen und Hinterbliebene und 218 Angehörige von suizidgefährdeten Menschen). Für den Krisendienst Horizont arbeiten vier hauptamtliche Diplom-Psychologinnen und Diplom-Psychologen. Sie beraten telefonisch oder im persönlichen Gespräch – kostenfrei, unbürokratisch und auf Wunsch anonym. Sie werden unterstützt von rund 50 Fachleuten aus dem psychosozialen Bereich, die ehrenamtlich an 110 Tagen im Jahr Bereitschaftsdienst übernehmen. Das Büro des Krisendienstes liegt in der Hemauer Straße 8 in Regensburg. Mehr Informationen im Netz: www.krisendienst-horizont.de

Zusatzinfo 2: Eine Selbsthilfegruppe für Hinterbliebene

Es gibt in Regensburg eine Selbsthilfegruppe des Vereins AGUS e. V. für Trauernde, die einen Menschen durch Suizid verloren haben. Die Teilnehmer treffen sich jeden zweiten Montag im Monat von 19 bis 21 Uhr bei der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) im Haus des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in der Landshuter Straße 19 in Regensburg. Kontakt: telefonisch unter der Nummer (0941) 59 93 88 610 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Mehr Informationen im Netz: www.agus-selbsthilfe.de

BU 1: Elfriede Heller (li.) und Anne Komorek-Magin sind zwei von vier hauptamtlichen Psychologinnen und Psychologen beim Krisendienst Horizont von Caritas und Diakonie in Regensburg.

BU 2: Die Aktion des Krisendienstes Horizont zum 16. Welttag der Suizidprävention: In einigen Regensburger Cafés gibt es zu Kaffee oder Tee einen Spruch, der Mut macht.

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