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Mit einem Bunsenbrenner sitzt er an seinem Arbeitsplatz und blickt in unzählige Augen – der Ocularist. Ein vielen unbekannter Beruf und doch ist er unglaublich wichtig und eine wahre Kunst. Denn Glasaugen in allen denkbaren Iris-Farben herzustellen, muss gelernt sein. Jedes ist ein Unikat und versucht der Augenfarbe des Patienten zu gleichen. Und auch das Augenweiß darf nicht unterschätzt werden. Denn während es bei den einen eher gelblich ist, scheint es bei den anderen bläulich. Wie man Ocularist wird und was das bedeutet, haben wir im Gespräch mit Barbara Zimmermann vom Münchner Familienunternehmen Arnold Greiner e.K. – Institut für künstliche Augen geklärt.

Vorab eine kurze Einleitung in die Arbeit eines Ocularisten: Alles beginnt mit einem kugelartigen Glas- oder Kunststoff-Rohling, aus dem der Ocularist die eigentliche Augenprothese formt. Als Material wird meist Kryolith-Glas verwendet, da die Oberfläche hier eine ausgezeichnete Benetzbarkeit hat, sodass ein reizfreies Tragen der Prothese ermöglicht wird. Diese Rohlinge haben meist schon eine farbige Iris in den gängigen Augenfarben. Mit einem Bunsenbrenner wird diese Kugel dann erhitzt und anschließend widmet sich der Ocularist der künstlerischen Gestaltung der Prothesen-Iris. Äderchen, Pünktchen und Sprenkel dürfen hier nicht fehlen. Ergebnis ist dann eine flache, mittig gewölbte kleine Scheibe, die der individuellen Augenhöhle angepasst wird. Die Vorstellung, ein Glasauge wäre eine Kugel, entspringt dann wohl eher den vielen Comics und Horrorfilmen. Damit die Prothesen stabil hinter den Lidern sitzen und sich nicht irrwitzig umherdrehen, muss eine solche Augenprothese in der Mitte gewölbt sein. Der Augapfel wird nach Möglichkeit so entfernt, dass die verbliebenen Augenmuskeln noch fähig sind, das Kunstauge etwas zu bewegen. So kann im besten Fall ein tolles kosmetisches Ergebnis erzielt werden, das einem echten Auge gleicht.

Die handwerklichen Anforderungen sind extrem hoch, denn noch lange nicht jeder hat das Händchen für die Herstellung der Glas- und Plastikaugen. Allein schon aus diesem Grund dauert die Ausbildung zum Ocularisten circa sechs Jahre. Nach der ersten Ausbildungsstufe, die drei Jahre dauert, gilt man als AssistentIn. Danach folgen weitere drei Jahre. Nach Abschluss der Ausbildung darf man sich dann OcularistIn nennen. Da es sich um eine kleine Berufsgruppe handelt, gibt es keine übliche Berufsschule. Sowohl Theorie als auch Praxis werden im Betrieb beigebracht. Großer Wert wird hier auch auf die Vermittlung medizinischer Kenntnisse gelegt. Fragen wie „Wie ist ein Auge aufgebaut?“ oder „Wie sieht die Augenhöhle aus?“ werden behandelt. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt jedoch im Unterrichten des Handwerks. So muss erlernt werden, wie eine Glaskugel in Größe und Form des Auges geblasen wird und wie das Auftragen der Farben auf diese funktioniert.

Deutschlandweit gibt es nur rund 70 Ocularisten, eine davon sind Sie, Frau Zimmermann. Wie kamen Sie zu diesem Beruf? Und wie sind die Reaktionen, wenn Sie von Ihrem Beruf erzählen?

Die allermeisten Menschen sind unheimlich interessiert und begeistert von meinem Beruf. Oft entwickeln sich lange und intensive Gespräche aus der einfachen Frage: ,,Und, was machst du so?“

Unser Familienunternehmen besteht nun seit fast 100 Jahren und ich führe dieses jetzt in der 4. Generation. Daher lag die Berufsfindung sehr nahe. Zudem wollte ich immer einen Beruf wählen, in dem man das Medizinische, Künstlerische und den Kontakt zu unterschiedlichen Menschen (vom Baby bis zum Pensionisten, vom Gefängnisinsassen bis zum Schaich) vereinbaren kann.

Gibt es denn genügend Bewerber für einen doch relativ unbekannten Beruf?

Tatsächlich sucht sich jede Praxis ihre Bewerber ganz genau und gründlich aus. Oft handelt es sich um Familienbetriebe. Es werden jedoch auch immer wieder Mitarbeiter ausgebildet, die nicht dem engeren Familienkreis entstammen. Die Menge der Auszubildenden hält sich in Deutschland und somit auch in jeder Praxis in Grenzen. Jeder bildet nur so viele Mitarbeiter aus, wie die Praxis auch tatsächlich benötigt und am Ende auch übernehmen kann. Anschließend an die Ausbildung bleiben die Mitarbeiter meist ein Leben lang in der Firma. Im Moment haben wir in Deutschland ein Ausbildungshoch mit insgesamt 16 Auszubildenden bundesweit in allen sechs Ausbildungsjahren. Im Normalfall sind es meist um die fünf bis sechs Auszubildende.

Der Verlust eines Auges kann zwar jeden treffen, dennoch sind es oft die Soldaten und Geflüchteten, die neue Augen benötigen. Ihr Beruf ist eine abwechslungsreiche Mischung aus Kunst, Medizin und Kommunikation. Das macht ihn schon zu etwas Besonderem.

Ja, die Kombination der verschiedenen Metiers ist ein ganz besonderer Vorzug des Berufs. Der Umgang mit Menschen, ihnen in einer aussichtslos scheinenden Situation wieder neuen Mut zu geben, ist etwas ganz Besonderes. Als Ocularist sehen Sie das Ergebnis Ihrer Arbeit direkt und können somit auch die schönen freudigen Emotionen der Patienten direkt erleben.

Als Ocularistin sind Sie ja für die Herstellung der Glas- und Plastikaugen verantwortlich. Assistieren Ocularisten auch beim Einsetzen der Prothesen?

Ja, der Beruf des Ocularisten beinhaltet in erster Linie die Anfertigung einer Augenprothese. Dies ist jedoch noch lange nicht das gesamte Aufgabengebiet. Ein guter Ocularist nimmt sich sehr viel Zeit für den Patienten und seine Geschichte. Die Betreuung der Patienten vom Anfang bis zum Ende und der Service sind ein enorm wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Dazu gehört auch eine umfassende Beratung und selbstverständlich das Einsetzten der Prothese am Ende einer Behandlung.

Wie lange betreuen Sie denn Ihre Patienten und wie lange dauert die Anfertigung einer solchen Prothese?

Diese Frage ist nicht einfach mit einer Zahl zu beantworten. Die Herstellung einer Augenprothese gliedert sich in viele kleine und große Arbeitsschritte:

  1. Mischen der Grundfarben für die Iriszeichnung
  2. Mischen der Sphinkterfarben
  3. Herstellung der Zeichenstängel
  4. Mischen der Skleralfarben
  5. Modellarbeit /Formfindung
  6. Erstellen der Glaskugel aus Kryolithglas (Menschenaugenglas)
  7. Zeichnen der Augenfarbe mit all Ihren Individualitäten (Grundfarbe, Zeichnung, Sphinkter, Pupille, Kristall)
  8. Nachbildung der Skleraltrübung und Nävi
  9. Nachbildung der Wölbung des Bulbus
  10. Ausarbeiten der individuellen Form
  11. Abkühlen
  12. Beratung
  13. Einsetzten der Prothese

Die Zeit, die der Patient für seinen Termin bei uns einrechnen muss, liegt in der Regel bei 1-1,5 Stunden. Die anderen Arbeiten werden meist schon im Voraus für ihn getätigt.

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