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Der Monat Mai hatte mit Wonne bislang zwar wenig zu tun, Flora und Fauna blühen aber dennoch in vollster Pracht. Für immer mehr Menschen bedeutet das: Nase und Augen kitzeln, der Hals beginnt zu kratzen und die Haut wie verrückt zu jucken. Diese Symptome sind jedoch keinesfalls Ausdruck purer Freude über das bunte Naturschauspiel, sondern bei fast jedem vierten Deutschen Anzeichen für eine ganz banale, dafür aber oft lästige Allergie.

Die Auslöser von Allergien

Eine Allergie kommt zwar selten allein, kann aber mannigfaltige Ursachen haben. Dabei unterscheidet man die Allergien zunächst nach dem Auslöser, auch Allergen genannt. Die häufigste Variante sind die Inhalationsallergene. Diese umfassen Pollen von Bäumen, Gräsern und Kräutern, Hausstaub- und Vorratsmilben, Tierhaare, -speichel oder -hautschuppen sowie Schimmelpilze. Nahrungsmittelallergien umfassen die unerwünschte allergische Reaktion des Körpers auf pflanzliche und tierische Ernährungsbestandteile. Darüber hinaus werden viele Menschen von sogenannten Kontaktallergien geplagt, die beispielsweise durch Schmuck, bestimmte Medikamente, Schönheitsprodukte oder Desinfektionsmittel hervorgerufen werden. Die heftigsten allergischen Reaktionen treten fast überwiegend bei Injektionsallergenen auf wie dem Gift von stechenden Insekten oder der Injektion bestimmter Medikamente. Da diese Allergene tiefer in den Organismus gelangen, fällt die Reaktion meist umfassender aus und kann mitunter innerhalb von Sekunden zum lebensbedrohlichen allergischen Schock führen.

Die allergische Reaktion entsteht als Abwehrreaktion des Körpers auf einen vermeintlichen Krankheitserreger. Das Immunsystem kann in diesem Fall nicht unterscheiden, ob es sich bei dem verirrten Unbekannten um einen harmlosen Vertreter oder um einen gemeingefährlichen Einbrecher handelt, den man zur Verteidigung am besten eine große Bratpfanne über den Schädel haut. Es kommt also im Zweifel zu einer übertriebenen Reaktion (Bratpfanne/Nase läuft) auf ein harmloses Allergen (Zeuge Jehovas/Birkenpolle). Dabei handelt es sich um eine sog. Sensibilisierung des Körpers. Erst wenn diese übertriebenen Reaktionen in bestimmter Dauer und Ausprägung auftreten und man folglich von einer „Krankheit“ sprechen kann, bezeichnet der Fachmann dies als Allergie.

Die verschiedenen Typen von Allergien

Die häufigste Allergie ist die vom Typ I (90 %). Diese ist durch Antikörper der Klasse IgE (Immunglobulin E) vermittelt, die in erster Linie Endoparasiten abwehren sollen, und tritt meistens rasch nach Kontakt auf. Daher bezeichnet man sie auch als Allergie vom Soforttyp. Sie tritt vor allem bei Kontakt mit Gräser- und Baumpollen, Milben, Nahrungsmitteln, Insektengiften und Tierhaaren auf. Die nach erstmaligem Kontakt mit dem Auslöser geschulten Antikörper erkennen den vermeintlichen Schuft beim erneuten Kontakt wieder und veranlassen unter anderem die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen wie dem berühmten Histamin. Dieses sorgt wiederum für Flüssigkeitsansammlungen unter der Haut oder deren Austritt aus multiplen Körperöffnungen, dem Katarrh. Sehr reizend, das alles, allerdings nicht im übertragenen Sinne!

Doch es wird noch komplizierter: Manche Auslöser haben eine hohe Ähnlichkeit mit anderen Allergenen, sodass ein Kontakt mit diesen Halbgeschwistern zu einer Abwehrreaktion des Körpers führen kann. Dies nennt man Kreuz-Allergie. So gehen Allergien gegen Gräser in aller Regel mit einer Allergie gegen Mohrrübe, Soja, Sellerie, Apfel, Haselnuss, frischem Steinobst und der Kiwi einher. Und Menschen mit einer Latex-Allergie reagieren auch auf Avocados, Bananen und auf die verflixte Kiwi.

Die Behandlungsmöglichkeiten von Allergien

Um dem ganzen Spuk ein Ende zu setzen, ist es wichtig, das entscheidende Allergen ausfindig zu machen. Dies kann beim Facharzt für Dermatologie und HNO oder beim Allergologen erfolgen. Da Allergien viele Menschen betreffen, sind viele Kollegen lange Zeit im Voraus ausgebucht. Der Störenfried muss gründlich ausgemacht werden, um dauerhaft wieder Ruhe im Stübchen zu haben. Das braucht eben manchmal Zeit, also nicht böse sein wenn das dauert.

Das Meiden des dann womöglich bekannten Allergieauslösers ist im Weiteren eine Möglichkeit, nicht ständig von Symptomen geplagt zu sein. Dies ist aber in bestimmten Fällen wie etwa bei der Gräser-Allergie nur schwer möglich, es sei denn, Sie möchten für bestimmte Jahresabschnitte im Sauerstoffzelt hausen. Wenn Sie Ihr Leben jedoch frei und ungezwungen weiterführen möchten, sind Medikamente, die die Reaktion des Körpers z.B. durch Ausknocken der Histamine bremsen, eine gute Alternative. An dieser Stelle sei nur angemerkt, dass die Kassen die Kosten dieser Medikation zunehmend nicht mehr übernehmen.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, die Immunantwort, also die allergische Reaktion des Körpers, abzuschwächen oder ihm diese bestenfalls ganz abzutrainieren: die sogenannte Hypo- oder De-Sensibilisierung. Dem Körper wird der Beschwerden auslösende Stoff in festgelegten, meist zunehmenden Rationen in bestimmten Zeitabständen immer wieder präsentiert, um die eigentlich übertriebene Reaktion abzuschwächen oder diese durch allmähliche Gewöhnung an den ungewollten Gast dauerhaft zu verhindern.

Die Präsentation des Auslösers bei Hypo- oder Desensibilisierung erfolgt je nach Allergen meist in Form einer Injektion in aufsteigender Dosis. Aber auch Therapien mittels Tabletten- und Tropfengabe sind möglich. Obwohl diese Therapieform sehr langwierig ist (bei Erwachsenen im Durchschnitt 3-5 Jahre, bei Kindern 5-6 Jahre), ist sie mit 80-90 % äußerst erfolgsversprechend und wird von den Kassen übernommen. Lassen Sie sich diesbezüglich einfach mal von der Krankenkasse oder von den niedergelassenen Kollegen beraten. Vielleicht kann dann auch Ihr Organismus in Zukunft die Bratpfannen im Schrank lassen.

Ein Gastbeitrag von Dr. Heinz Lehmann
https://www.hausarzt-lappersdorf.de/

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