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Inspiriert von der „Rentner-Bravo“ – der mitunter sehr informativen Apotheken-Umschau – möchte ich mich heute dem gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) widmen: Einem gemeinen Blutsauger, der überall auf den passenden Wirt lauert, wo man es vielleicht nicht erwartet, um sich dann mächtig aufzuplustern. Dabei ist der kleine Parasit widerborstiger, als man denkt.

Märchen Nr. 1: Die Zecke fällt vom Baum

Die Zecke plant ihren Angriff in der Regel vom Boden aus. Sie bevorzugen Ränder und Lichtungen von Laub- und Mischwäldern mit krautigem oder grasigem Unterwuchs sowie Bachränder und Gebüsche. In hohen Gräsern verstecken sie sich sogar besonders gerne und klettern dort in eine Höhe von bis zu 1,50 Metern. Von dort aus docken sie beim vermeintlichen Wirt (Säugetier/ Mensch) an um sich im Anschluss entlang von Kleidern oder Fell bis zu einer gut durchbluteten „Goldader“ zu hangeln.
Dabei korrelieren Wärme und Aktivität der kleinen Schmarotzer: Während unter 1 Grad Celsius auch die letzte Zeckenart ihre „Arbeit“ einstellt, sind ab 8 Grad wiederum alle Biester aktiv und somit auch beiß- und fortpflanzungsfreudig. Die zunehmende globale Erwärmung trägt dabei zur stetigen Vergrößerung ihres Einzugsgebiets bei.

Märchen Nr. 2: Die Zecke beißt

Das Spinnentier besitzt einen sogenannten Stechrüssel, der mit kleinen Widerhaken versehen ist. Mit diesem Rüssel und einer Art „Zement“, den das Tier absondert, verklebt sich der Blutsauger in seinem Opfer. Fängt er einmal an zu saugen, kann er eine Blutmenge ,aufzutzeln‘, die dem 200-Fachen seines eigenen Körpergewichts entspricht.
Wichtig zu wissen: Man kann eine Zecke nicht falsch entfernen! Mögliche Hilfsmittel sind eine Pinzette, eine Zange oder eine Schlinge. Einfach kurz über Hautniveau packen und beherzt abziehen. Leicht an der Zecke zu rütteln, ist eine gute Idee, etwas zu drehen auch – im Übrigen gilt Letzteres nicht mehr als das ausschließliche Mittel der Wahl, wie früher vermutet. Mit den heute erhältlichen Kärtchen lässt sich der gemeine Mitbewohner auch einfach aus dem Hautniveau heraus wegschieben. Alles ist erlaubt – nur zu lange warten, sollte man damit nicht.

Märchen Nr. 3: Der Rüssel ist ansteckend

Sollte beim Entfernen ein Körperteil der Zecke im Hautniveau verbleiben, so handelt es sich zumeist um Reste des Stechapparates und nicht um den Kopf selbst. Diese sind bezüglich den Infektionen mit Borreliose oder FSME – wenn nicht schon erfolgt – meist ungefährlich und werden über die Zeit vom Körper abgestoßen. Sollte eine Rötung oder Entzündung im Bereich der verbliebenen Zeckenbestandteile auftreten, empfiehlt es sich jedoch, einen Arzt aufzusuchen.

Märchen Nr. 4: Ein Zeckenbiss ist immer gefährlich

FSME: Selbst in den Risikogebieten kann das Vorkommen des Virus im Speichelwerkzeug der Zecke von 0,1 bis 5 Prozent variieren. Viele Infektionen verlaufen zudem ohne einen wirklichen Ausbruch. 2018 Jahr kam es deutschlandweit zu 584 gemeldeten Fällen. Bei grippeartigen Symptomen und Kopfschmerzen nach einem Zeckenstich besteht dennoch ein mehr als nur deutlicher Rat zur Impfung und zur ärztlichen Vorstellung. Denn wenn die Infektion einmal wütet, ist der Teufel los! Nicht selten kommt es zu neurologischen Schäden, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.

Borreliose: Borrelien – kleine aber tückische Bakterien – bewohnen gebietsweise bis zu 30 Prozent aller Holzböcke. Eine Infektion, das heißt der Nachweis einer Immunantwort des Körpers nach einem Stich, konnte in Studien bei etwa 2,6 bis 5,6 Prozent der Gestochenen erbracht werden. Erkrankt und behandlungspflichtig waren nach dieser Statistik 0,3 bis 1,4 Prozent der Untersuchten (Nahimana et al 2004; Heininger et al 1993; Maiwald et al 1998; Paul et al 1987). Dennoch gilt es, auch hier aufzupassen: Beim Auftreten von Symptomen wie einer Wanderrötung oder grippeartigen Beschwerden sollte umgehend der Hausarzt aufgesucht werden, um eine frühzeitige Behandlung mit einem Antibiotikum zu beginnen. Auch hier können bei fehlender Behandlung Spätschäden oder eine Chronifizierung die Folge sein.

Märchen Nr. 5: Zecken am besten im Ausguss entsorgen

Zecken können bis zu drei Wochen unter Wasser und sogar einen Waschgang bei 40 Grad überleben. Nach erfolgreichem Stich zehren die kleinen Biester bis zu mehreren Jahren vom ,Erschlürften‘ – und diese Jahre lassen sie sich wirklich nur sehr widerwillig nehmen. Am besten ist es, den kleinen Vampir ohne Hautkontakt (z.B. eingefaltet in Papier) mit einem Hilfsmittel – und sei es ein Hammer – zu zerdrücken. Bei Hautkontakt kann es durch Mikroläsionen in der Haut ebenso wie beim Biss zu Infektionen kommen, und die Viecher halten dank ihren Schild einen enormen Druck aus. Wir sind zwar nicht mehr im Mittelalter, aber das Verbrennen des Blutsaugers scheint ebenfalls sehr effektiv zu sein. Also, ab auf den Scheiterhaufen mit dem kleinen ,Zwiderwurz‘! Die Götter werden es wohl eher nicht ahnden…

Fazit: Jeder Zeckenbiss erfordert anschließende Aufmerksamkeit, aber nicht immer einen Arzt. Impfen bleibt wichtig und eine unbedingte Abklärung beim Auftreten typischer Symptome nach wie vor Pflicht. Denn ein – zugegeben veralteter – Sinnspruch trifft auf den Zeck im Zweifelsfall mit Sicherheit zu: Die Viecher sind zwar klein, im Zweifel aber oho!

In diesem Sinne: Grüßen Sie den Arzt Ihres Vertrauens von uns und lassen Sie sich nicht „beißen“!

Ein Gastbeitrag von Dr. Heinz Lehmann

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