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Wer auf die Temperaturdiagramme der letzten 100 Jahre blickt, erkennt einen globalen Trend: Es wird heißer und heißer – auch bei uns in Bayern. Hitzerekorde werden dabei deutschlandweit fast jährlich geknackt und Trockenperioden häufen sich mit weitreichenden Folgen: Während sich Flüsse und Bäche im Sommer mancherorts leeren, die Saat auf den Feldern nicht aufgeht oder die Feldfrüchte vertrocknen, sterben andernorts aufgrund eines brisanten Mixes aus anhaltender Trockenheit und Schädlingsbefall ganze Waldteile ab. Und der Regen? Der blieb 2019 nicht nur lange Zeit aus, sondern verringerte sich im Schnitt auch in den Sommermonaten der letzten Jahre merklich. Ist Wasser in Bayern immer noch ein unendliches Gut? Wohl nicht – zumindest saisonal betrachtet. Nicht nur Natur und Umwelt werden sich in der Zukunft auf zunehmenden Wasserstress in den Sommermonaten einstellen müssen, auch wir Menschen sollten uns langsam an den Gedanken anhaltender Trockenperioden mit sinkenden Grundwasserspiegeln gewöhnen.


Wasser – mehr als nur Leben?

Unser Planet ist zu mehr als zwei Drittel mit Wasser bedeckt. Der anteilige Süßwasservorrat liegt dabei allerdings nur bei rund 2,5 Prozent der globalen Wassermenge. Zieht man die im polaren Packeis und Gebirgsgletschern gebundenen Süßwasserbestände ab, bleiben den an Land lebenden Tieren und Pflanzen nur noch etwa ein Prozent des weltweiten Wassers zum Überleben zur Verfügung. Dabei bedeutet verfügbares Trinkwasser für uns Menschen weitaus mehr als nur Leben. Vielmehr schaffen reiche Wasservorräte erst die Voraussetzungen für das Errichten größerer Gemeinschaften wie Städte oder gar Megametropolen mit Millionen von Einwohnern. Auch der wirtschaftliche Wohlstand eines Landes hängt maßgeblich von den jederzeit abrufbaren Wasservorräten ab, damit Industrie und Landwirtschaft Tag und Nacht reibungslos produzieren können. Nicht zuletzt hängt auch unser Hygienestandard und demzufolge unser gesamter zivilisatorischer Gesundheitszustand an der Nadel des ewig zur Verfügung stehenden Wassers. Ohne seinen reinigenden Effekt wäre eine derart dicht zusammenlebende Bevölkerung, wie wir sie in den Megastädten auf dem gesamten Globus vorfinden, schließlich den natürlichen populationsregulatorischen Effekten der Krankheit und Seuchen ausgesetzt.

So verwundert es auch nicht, dass sich der Wasserverbrauch pro Kopf, der sich in Deutschland zwischen 1990 bis 2019 von 147 auf 127 Litern pro Tag reduzierte, als eine Milchmädchenrechnung entpuppt. Will man den tatsächlichen Wasserverbrauch der Deutschen berechnen, müssen neben dem Verbrauch für Sanitäranlagen, Geschirrspüler oder Waschmaschine auch die industriellen, landwirtschaftlichen und energiewirtschaftlichen Verbräuche sowie weitere Angaben mit eingerechnet werden. Denn die florierende Wirtschaft mit ihren globalen Handelsbeziehungen, die jedes auf dem Globus befindliche Produkt auf dem deutschen Markt verfügbar machen, lässt den täglichen Pro-Kopf-Verbrauch von 127 Litern auf unglaubliche 3.900 Liter pro Tag anschwellen. In den regenärmsten Regionen der Welt müssen die Menschen hingegen mit weniger als 15 handgeschöpften Litern pro Tag auskommen.
 
Was ein Mangel an Wasser in einer Region für die Menschheit bedeuten kann, spüren derzeit weltweit über 2,1 Milliarden Menschen, die laut UN-Weltwasserbericht 2019 über keinen sicheren Zugang zu sauberem und durchgängig verfügbarem Trinkwasser verfügen, jeden Tag am eigenen Leib. 884 Millionen Bewohner unseres vermeintlich blauen Planeten müssen dabei entweder täglich mindestens eine 30-minütige Wegstrecke zurücklegen, um sich ihren Tagesbedarf an Trinkwasser zu sichern, oder sie verfügen über überhaupt keinen Zugang zu Trinkwasser. Dabei nehmen mit dem Sinken der zur Verfügung stehenden Trinkwassermenge nicht nur die Bodenerosion, Versteppung oder Desertifikation des Landes zu, sondern der Lebensstandard und die Überlebenschancen der Menschen in gleichem Maße ab. Wasser ist also weitaus mehr als nur Leben – wo es an Wasser mangelt, gleicht der Erdboden einer Einöde, in der Hunger, Elend und Krankheit für menschenunwürdige Zustände sorgen.

So verwundert es auch nicht, dass eine anhaltende Wasserknappheit gerade in Grenzregionen zu gewaltsamen Konflikten führt. So zählte der WWF seit der Jahrtausendwende bereits 50 Konflikte, bei denen es um Wassernutzungsrechte ging. Die zunehmende globale Erwärmung sorgte dabei nicht nur für einen Anstieg der durch Wassermangel provozierten Konflikte, sondern auch um eine annähernde Verdopplung der dadurch Vertriebenen. Im Jahr 2018 wurden laut WWF 70,8 Millionen Menschen durch gewaltsame Konflikte von ihrem Wasserzugang vertrieben, während es im Jahr 2009 „lediglich“ 43,3 Millionen waren.

Wie eine langanhaltende Dürreperiode auf die Stabilität von ganzen Staaten einwirken kann, lässt sich beispielhaft am Syrienkonflikt ablesen. Die mehrjährige syrische Dürreperiode zwischen 2006 und 2011 entzog nach Angaben des WWF durch immense landwirtschaftliche Ausfälle (die Weizen- und Gerstenerträge verringerten sich demnach um 47 Prozent und 67 Prozent) schätzungsweise 800.000 Syrern die Lebensgrundlage und Grundnahrungsmittelversorgung. Die damit zusammenhängende Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation – insbesondere in Ostsyrien – führte zu einer plötzlich einsetzenden Stadt-Land-Flucht. Die rapide ansteigenden Bevölkerungszahlen verschärften die städtische Arbeitslosigkeit und trugen zu den sozialen und politischen Unruhen bei. Die extreme mehrjährige Dürre könne zwar nicht als alleiniger Auslöser für den Syrienkonflikt betrachtet werden, so der WWF, zumindest habe sie aber als Multiplikator agiert und die bereits angespannte Situation verschärft.

Wassermangel in Europa

Der Wassermangel macht auch vor europäischen Breiten keinen Halt – wenn auch bis dato in einem weit reduzierterem Ausmaß. Dennoch verschärfen sich beispielsweise unter anderem die in Spanien, Italien, Portugal oder Griechenland herrschenden Dürreperioden während der Sommermonate in einem besorgniserregenden Ausmaß. So kam es im Juli 2017 nicht nur in der „Ewigen Stadt“ Rom zu Wasserrationierungen, auch die beiden Nachbarstaaten Portugal und Spanien stritten sich um das lebensspende Wasser des längsten Flusses der Iberischen Halbinsel. Der von Ost nach West fließende Tajo, der unter anderem zur großflächigen Bewässerung des größten Obst- und Gemüseanbaus Europas verwendet wird, sorgt allerdings regelmäßig für Aufruhr unter der spanischen Bevölkerung. Denn das Wasser des Tajo wird in einem der trockensten Länder Europas derart großzügig für die landwirtschaftliche Bewässerung in Kanälen abgeleitet, dass sowohl an den Küstenstädten Portugals als auch in vielen Anrainerstädten im Inneren Spaniens nur noch spärliche Reste davon ankommen. Brüssel ist bereits alarmiert und hatte Spanien schon 2012 aufgrund nicht umgesetzter Wasserpläne verurteilt. Im Jahr 2015 war infolge der extremen Dürren in Spanien sogar von einem „Krieg um das Wasser“ die Rede. Denn während Wasser für den Tourismus, die Landwirtschaft und die Golfplätze vom Tajo abgeschöpft wurde, glichen die riesigen Stauseen am oberen Teil des Tajo nur noch Pfützen, 14 weitere Flüsse führten zu dieser Zeit kaum mehr Wasser, sodass mehrere Dörfer mit mobilen Wasserkonvois versorgt werden mussten.

Ähnliches – wiederum in abgeschwächter Form – spielte sich im Sommer 2019 auch in Deutschland abgespielt, als die Tagesschau am 06. August 2019 mit der Schlagzeile „Der Kampf ums Wasser beginnt“ für Aufsehen sorgte. Ein Kampf, auf den Deutschland auch nicht vorbereitet sei. Denn nachdem in manchen Regionen Brunnen und Flüsse ausgetrocknet waren, drohten Behörden den Landwirten mit Bußgeldern. In Niedersachsen wurde das Wasser beispielsweise von Regenmeistern verteilt und rationiert – für alle Äcker haben die zur Verfügung stehenden Wassermengen längst nicht mehr ausgereicht. Viele Feldfrüchte wurden somit der brütenden Sonne überlassen. Auch im baden-württembergischen Landkreis Esslingen ermahnten die Behörden die Bevölkerung, dass die Entnahme von Wasser aus Bächen und Flüssen einer Genehmigung des Wasserwirtschaftsamtes bedürfe. Verstöße würden je nach abgeführter Menge mit einer Ordnungsstrafe zwischen 10.000 und 50.000 Euro geahndet werden. Die niedrigen Wasserstände seien eine Gefahr für das Leben von Fischen und anderen Wasserbewohnern, hieß es vonseiten des Landkreises. Zu dieser Maßnahme musste der Landkreis allerdings nur greifen, da Beamte immer wieder auf Anwohner getroffen waren, die mittels Schlauch und Pumpe über Tage hinweg Wasser aus dem Fluss in ihren Garten gepumpt hatten. Landwirte wurden dabei ebenso erwischt wie Hobbygärtner.
 
Auch im Regierungsbezirk Niederbayern hatte man 2019 zum Wassersparen aufgerufen. Grund hierfür ist ein jahrelang anhaltender Rückgang des Grundwasserspiegels. Seit 2003 wurden aufgrund niedriger Niederschlagszahlen in den Wintermonaten stetige Defizite bei der Grundwasserneubildung in Niederbayern registriert. Im akut vom Niedrigwasser betroffenen Drachselried im Bayerischen Wald, das sich mittels eigener Trinkwasserquellen versorgt und nicht an das Versorgungssystem der Trinkwassertalsperre Frauenau angeschlossen ist, mussten dabei über einen längeren Zeitraum sogar öffentliche Wasserhähne gesperrt werden – wenn auch nur im Naturbad und am Friedhof. Hierfür war allerdings keineswegs der Rückgang der Quellschüttung verantwortlich – diese lag auf demselben Jahrestief wie bereits im Vorjahr –, vielmehr zwang der außerordentliche Wasserbedarf der 800 Anwohner, der von 180 Kubikmeter Wasser pro Tag auf 260 Kubikmeter angestiegen war, die Verwaltung zum Handeln. Der Aufruf zum Wassersparen sei somit auch lediglich als eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu werten. Denn Wasser, so wissen auch die Wasserversorger, ist noch in Hülle und Fülle vorhanden. Doch da die Reserven aufgrund des Klimawandels seit Jahren rückläufig sind – auch in der Oberpfalz –, betrachten die Wasserversorger die erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber der zukünftigen Wasserversorgung als positiv.

Bayern und das Wasser

Der Freistaat ist geprägt von Seen und Flüssen wie kaum ein anderes Bundesland. Sein vergleichsweise hoher Wasserreichtum lässt sich auch anhand seines Trinkwasserbezuges nachvollziehen. Denn während die bundesweite Deckung von Trinkwasser über Grundwasser aus Brunnen und Quellen bei lediglich 73 Prozent liegt, speist sich das bayerische Trinkwasser zu einem Anteil von 86 Prozent aus Brunnen und Quellen. Verrechnet man die Uferfiltrate und das angereicherte Grundwasser (7,6 Prozent) mit in die Bilanz, kommt Bayern auf eine Trinkwasserausbeute von über 93 Prozent – alleine aus Grundwasser. Der augenscheinliche Wasserreichtum Bayerns ermöglicht es zudem die Trinkwasserversorgung extrem kleinteilig und dezentral zu organisieren. Mit seinen rund 2.350 kommunalen Wasserversorgern verfügt Bayern sogar über die kleinteiligste Wasserversorgungsstruktur in ganz Deutschland. 42 Prozent der Versorger kümmern sich dabei um die Trinkwasserversorgung von weniger als 1.500 Einwohnern. Nur bei der Qualität der in Bayern befindlichen Quellen und Brunnen hat der Freistaat Nachholbedarf – lediglich 194 von 257 Grundwasserkörpern erfüllen die Umweltziele des Freistaates und werden mit einem „guten“ chemischen Zustand bewertet. Maßgeblicher Grund hierfür sind Belastungen mit Pflanzenschutzmitteln, die sehr langsame Abbaurauten aufweisen. So werden in manchen Grundwasserkörpern immer Reste und Abbauprodukte des seit 1991 verbotenen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffs Atrazin in Konzentrationen über dem zulässigen Grenzwert gefunden. Zudem ist die Sanierung des Grundwassers langwierig und kostspielig. Aufgrund der langen Verweildauer der Schadstoffe werden bis zum Jahr 2021 nur fünf weitere Grundwasserkörper einen „guten“ chemischen Zustand erreichen – 30 Prozent verbleiben bei der Bewertung „schlecht“. Dennoch muss sich niemand Gedanken um die Qualität des verfügbaren Trinkwassers machen – jeder bayerische Wasserversorger ist dazu verpflichtet, die Qualität des von ihm gestellten Trinkwassers regelmäßig von Laboren untersuchen zu lassen und gegebenenfalls mittels einer Aufbereitung für eine Wasserqualität zu sorgen, die die gültigen Schadstoffrichtwerte einhält.

Mengenmäßig scheint das Wasser also gesichert. Und wenn es um die wasserreichen alpinen Gebirgsbäche und -flüsse, den zahlreichen Niederschlägen im Alpenvorland und dem Donaugebiet geht, kann man davon ausgehen, dass der Wasservorrat für die Zukunft lückenlos als gesichert angesehen werden kann. Doch der Freistaat ist zweigeteilt. Während das Alpenvorland mit einem jährlichen Niederschlag von rund 2.000 Liter pro Quadratmeter (mm) gesegnet ist und der Donauraum im Süden Bayerns noch mit 900 mm im Jahr haushalten darf, bekommen Teile Nordbayerns gerade mal 600 mm Regen im Jahr ab. Die mit wenigen Hohlräumen versehene und somit nur bedingt speicherfähige Bodenbeschaffenheit im Norden des Freistaates trägt dabei das Seine zur immer wiederkehrenden Niedrigwassersituation Nordbayerns bei. Dass der Norden Bayerns unter einem verstärkten Niedrigwasserrisiko leidet, ist allerdings schon längst bekannt. Und so werden die Niedrigwasserstände seit Jahren regelmäßig mittels einer Ableitung von Wassern aus dem Donaugebiet in das Maingebiet und zahlreichen als Zwischenspeicher fungierenden Talsperren kompensiert. Im Übrigen leidet auch das akut vom Niedrigwasser geplagte Niederbayern unter einem nur bedingt speicherfähigen Untergrund, sodass sich Niedrigwasser oft aus einer Kombination von mehreren Risikofaktoren ergibt.

Betrachtet man die Niederschlagszahlen aus dem Jahr 2019, zeigt sich auch dort die Zweiteilung Bayerns. Während im Süden 98 Prozent des mittleren Niederschlagwertes von 1981 bis 2010 fiel, muss der Norden Bayerns aktuell mit nur 77 Prozent des langjährigen Mittels auskommen. Verschärft wird diese Situation durch den extrem trockenen Sommer des Vorjahres. Somit weisen laut dem Niedrigwasser-Lagebericht Bayern aktuell bereits 59 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen bereits 78 Prozent der Messstellen dieselbe Niedrigwassersituation, wobei an mehreren Messstellen erneut neue Tiefstwerte gemessen wurden (Stand 19. Sept 2019). Ebenso wiesen drei von sechs Messstellen um Regensburg in den oberen Stockwerken sehr niedrige Messwerte aus – darunter: Quelle Winzer, Regensburg Hafen und Regensburg Q6. Auch der zwischen dem 28. September und 2. Oktober erwartete wechselhaftere Witterungsabschnitt mit geringem Niederschlag könne die Niedrigwasserlage nicht ausgleichen, so der Niedrigwasserbericht. Im Gegenteil: Die Niedrigwasserlage kann sich in großen Teilen Bayerns sogar noch ausweiten. Wie es um die derzeitige Bodentrockenheit steht, verdeutlicht auch der Dürreindex des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ: Weite Teile Deutschlands und Bayerns sind aktuell von einer starken bis extremen Dürre betroffen (siehe Abbildung 1).

Auch wenn die Niedrigwassersituation aktuell noch angespannt ist, lässt sich dennoch Entwarnung geben, denn die aktuelle Niedrigwasserlage ist – trotz ihrer signifikanten Auffälligkeit – immer noch jahreszeitentypisch. Schließlich bildet sich der Großteil des Grundwassers erst mit den anstehenden herbstlichen und winterlichen Niederschlägen. Also dann, wenn ein Großteil der Vegetation sein Wachstum einstellt und der Regen nahezu ungehindert in die tieferen Stockwerke und somit auch in die Grundwasserleiter ablaufen kann.

Regen und Grundwasser der Zukunft

Laut dem Bayerischen Landesamt für Umwelt ist die mittlere Jahrestemperatur in Bayern zwischen 1931 und 2015 um etwa 1,3 °C angestiegen. Dabei zeigt die Auswertung langjähriger Wetterlagen, dass die Wahrscheinlichkeit eines trockenen, heißen Sommers in Süddeutschland bereits fünfmal höher liegt als noch vor den 1970er Jahren. Während es in den 105 Jahren der Wetteraufzeichnung zwischen 1881 und 1985 nur drei extrem trockene Sommer im kritischen Bereich gab (die Trockenjahre 1957, 1959 und 1976), lassen sich für den Zeitraum zwischen 1986 und 2019 gleich sechs Extremereignisse verzeichnen: die Trockenjahre 2003, 2007, 2011, 2015, 2018 und 2019. Ebenso zeigen sich in den beobachteten Zeiträumen deutliche Umverteilungen der Niederschläge, deren Trend sich laut einem Ensemble aus 31 Klimamodellen auch in den kommenden Jahren weiter ausprägen wird: Die Sommer werden immer trockener, während die Winter immer feuchter werden. Die Gesamtgrundwasserneubildung über Niederschläge dürfte sich dabei in naher Zukunft laut Prognosen nur in einem kleinen Umfang verringern. Das Worst-Case-Szenario, das über das Klimamodell WETTREG 2010 abgebildet wird, prognostiziert allerdings einen verstärkten Rückgang der Grundwasserneubildung für den alpinen Raum. Ab 2070 dürfte der Rückgang der Grundwasserneubildung allerdings in ganz Bayern zu spüren sein – insbesondere dann, wenn sich die Klimaprognosen des Worst-Case-Szenarios einstellen sollten. Auch wenn sich dadurch die Grundwasserpegel in Zukunft auf einem immer niedrigeren Niveau bewegen werden, dürften die riesigen zur Verfügung stehenden Gesamtwassermengen den bayerischen Bedarf immer noch mehr als nur decken. Hierbei könnte es allerdings sein, dass das kleinteilige Versorgernetzwerk umstrukturiert werden muss, um lokalen Engpässen vorzubeugen. Denn das saisonal bedingte Erreichen kritischer Grundwasserpegel, könnte sich durch die unterschiedlichen Speicherkapazitäten der verschiedenen bayerischen Tiefengesteine durchaus ergeben und die Grundwasserqualität beeinflussen.

Denn wiederholt auftretende, extrem trockene Sommer bergen tatsächlich einige Risiken für die Qualität des Grundwassers. Das Bayerische Landesamt für Umwelt verweist dabei nicht nur auf einen potentiellen Wechsel der Grundwasserströmungsverhältnisse, sondern auch auf eine potentiell höhere Schadstoffbelastung des Sickerwassers. In flussnahen Bereichen kann ein Rückgang des Grundwasserpegels beispielsweise dafür sorgen, dass Flusswasser in die Grundwasserleiter eindringen kann, was wiederum Auswirkungen auf die Qualität des Grundwassers haben könnte. Ebenso könnten sich die extrem heißen und trockenen Sommer auf den Stoffumsatz, die Mineralisation und die biologisch-chemischen Abbau- und Umwandlungsprozesse im Erdreich auswirken, sodass es infolge eines darauffolgenden Regens zu erheblichen Schadstoffausträgen in das Sickerwasser kommen kann. Je nach Filtrationsfähigkeit des Bodens gelangen die Pestizide, Nitrate und Umweltgifte dann auch ins Grundwasser.

Zurück zum Ursprung: Wasser ist mehr als nur Leben. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen auch für nachfolgende Generationen zu sichern, gebiert sich dabei ebenso als Menschheitsaufgabe wie ein gepflegter Umgang mit der Natur und der Umwelt. Denn während für uns der Weg zum Wasserhahn und die Ausbeutung der Wasserreserven eine Selbstverständlichkeit darstellen, leben die Menschen in den wasserärmsten Teilen der Welt von rationierten, über mehrere Kilometer transportierten Wassermengen. Doch der „Krieg um das Wasser“ ist auch in einigen Teilen Europas bereits entzündet und dürfte sich in der Zukunft mit Sicherheit noch ausweiten und zuspitzen. Bereits jetzt planen die spanischen Behörden – anstelle sich wirtschaftlich umzuorientieren – zukünftige Wasserkrisen mit riesigen Trinkwasservorräten mittels Tanklastern oder Trinkwasserleitungen aus anderen EU-Staaten zu kompensieren, um ihre agrarwirtschaftliche Leistung als „Obstgarten“ Europas weiterhin aufrechtzuerhalten. Ob dies der richtige Weg sein kann, darf allerdings bezweifelt werden. Denn genauer betrachtet wird Wasser in Zukunft nur mehr in privilegierten Gebieten ein unendliches Gut darstellen – wenn auch nur saisonal.

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