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Der Eingriff des Menschen in die Natur ist verheerend: In seinem Bericht zur Artenvielfalt aus dem Jahr 2019 sieht der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) von den geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten eine Million vom Aussterben bedroht – und das in den kommenden Jahrzehnten. Wissenschaftler vermuten, dass bislang rund 99 Prozent aller Tierarten, die jemals auf unserem Planeten lebten, ausgestorben sind – und damit forever gone. Der jüngste Verlust in der Artenfamilie ist der Schwertstör (Psephurus gladius) aus dem chinesischen Fluss Jangtsekiang.

Das auch als chinesischer Schwertfisch bekannte Tier ist zugleich das erste ausgestorbene Lebewesen des noch jungen neuen Jahrzehnts. Seit Januar 2020 gilt er mit hoher Wahrscheinlichkeit als ausgestorben, das letzte lebende Exemplar des Schwertstörs wurde 2003 gesichtet. Chinesische Wissenschaftler schätzen in einer aktuellen Studie, erschienen in der Fachzeitschrift „Science of The Total Environment“, dass der Schwertstör zwischen 2005 und 2010 ausstarb, funktional ausgestorben – ohne genügend Exemplare für den Arterhalt – galt er bereits 1993.

332 Fischarten, jedoch kein Schwertstör

Mangelnde Fortpflanzung sehen die Forscher als eine der Hauptursachen für das Aussterben des bis zu sieben Meter langen Süßwasserfisches. Begünstigt wurde dies durch Überfischung und der Begrenzung der Lebensräume des Schwertstörs. In den 70er Jahren wurden jährlich rund 25 Tonnen des Psephurus gladius aus dem mehr als 6.000 Kilometer langen Jangtsekiang gefischt, seit Ende der 70er Jahre sank der Populationsbestand folglich drastisch. Hinzu kamen die Staudämme, die den Schwertstör an seiner Wanderung behinderten. Zu seinen Laichgründen musste er flussaufwärts schwimmen. Vor allem die Gezhouba-Talsperre verfügt aber über keine Fischtreppe, umgehen war ebenfalls nicht möglich. Die Folge: Die Fortpflanzungs- und damit auch die Überlebenschance schwanden weiter. In den Jahren 2017 und 2018 wurde das gesamte Flussbecken nochmals intensiv durchsucht. Forscher fanden dabei 332 Fischarten, der Hai ähnliche Schwertstör befand sich jedoch nicht darunter. Nach Angaben der Wissenschaftler hätte man am besten schon vor 1993 mit dem Schützen des Psephurus gladius beginnen müssen. In Gefangenschaft gibt es kein Exemplar des chinesischen Schwertfisches, Gewebeproben wurden ebenfalls nicht aufbewahrt. Zwar hatte man zuletzt zu Beginn des 21. Jahrhunderts den Versuch unternommen, Weibchen zu fangen und den Fisch weiter zu züchten – jedoch ohne Erfolg. Die Tiere starben auch unter Aufsicht. Kurzum: Es gibt wenig Hoffnung, den Schwertstör von den Ausgestorbenen auferstehen zu lassen – modernste Technik hin oder her.   
Am stärksten gefährdete Tiergruppe

Charakteristisch war am Schwertstör vor allem seine lang ausgezogene Stirnpartie, die rund ein Drittel des gesamten Fisches ausmachte. Im Schnitt erreichte der Süßwassergigant eine Länge von über drei Metern und wog bis zu 500 Kilogramm. Der Psephurus gladius ist eng mit der Familie der Störe verwandt, von der rund 85 Prozent vom Aussterben bedroht sind. Der Weltnaturschutzunion (IUCN) zufolge sind Störe sogar die am stärksten gefährdete Tiergruppe der Welt, und damit werden neben dem chinesischen Schwertfisch womöglich bald auch weitere seiner Artgenossen verschwunden sein – und zwar für immer.

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