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Der SSV Jahn hat es geschafft. Nach zwei grandiosen Relegationsspielen gegen den TSV 1860 München machten die Regensburger Kicker als klar bessere Mannschaft gestern abend in der Münchner Allianz Arena den Durchmarsch durch Liga drei perfekt. Im Rückspiel bei den Löwen siegte der Jahn mit 2:0 durch Tore von Kolja Pusch und Marc Lais (Foto oben). Auch die 15 minütige Unterbrechung durch randalierende Münchner Fans konnte der Freunde über den verdienten Aufstieg keine Abbruch leisten.

In Regensburg herrschte beinahe WM-Stimmung. Ab 18 Uhr war auf den Straßen nur noch wenig los, um 18.34 hallte es erstmals laut durch sämtliche Kneipen und sogar Schrebergärten der Domstadt: Kolja Pusch schließt 97 Kilometer weiter in der Allianzarena einen klugen Angriff über links mit einem satten Schuss aus 12 Metern ins Kreuzeck zum 0:1 ab.

Was bis dahin passiert war kann man gelinde so zusammenfassen: 1860 München hofft auf irgendeinen langen Ball und der SSV Jahn spielt einfach Fussball. Der Noch-Drittligist agierte mit klugen, kurzen Pässen und spielte genau nach dem Rezept von Heiko Herrlich systematisch nach vorne. Bei den Löwen regiert böse gesagt das Prinzip Zufallsangriff. Pech für die Gastgeber in Minute 23, als Gytkjaer im Strafraum mit einem Lupfer mustergültig bedient wurde und einschußbereit wohl zu Unrecht wegen Abseits zurückgepfiffen wurde. Es hat wohl so sollen sein - denn sonst wäre das Spiel vielleicht anders gelaufen.

Aber es sollte zugunsten der eindeutig besseren Mannschaft laufen. Die Münchner - mit dem dritt-teuersten Kader in die Zweitligasaison gestartet und diese auf dem drittletzten Platz beendet - wirkten wie eigentlich in der gesamten Saison bereits wie ein zusammenewürfelter Haufen Kickerdiven, die sich gegenseitig nicht den Senf zur Weißwurst gönnen. So dauerte es nur 11 Minuten bis es erneut im Kasten von Ortaga klingelte: Nach einem tollen Tempogegenstoss läuft Marc Lais einer Flanke aufs kurze Eck entgegen, hält nur kurz den Hinterkopf dazwischen und lässt das Leder aus acht Metern ins Tor tropfen. Klasse Tor. 

Schon bei der Führung von 2:0 zur Halbzeit war wohl jedem realistisch denkenden Fußballfan im Stadion klar: Dieses Spiel können diese zahnlosen Löwen nicht mehr drehen. Drei Tore hätte der TSV 1860 nun gebraucht, um noch das Wunder in blauweiß zu schaffen. Mindestens ein drittes Tor hätte die absolut zweitklassig als Mannschaft agierende Jahnelf auch noch verdient gehabt. Aber diese zweite Hälfte gehörte dann wohl den Löwenfans.

Als etwa ein Viertelstündchen vor Schluß wohl dem letzten treuen Anhänger der 60er dämmerte, dass es wohl in Liga drei weitergeht, dachte man in der Nordkurve - wenn unsere Mannschaft nicht für Aufmerksamkeit sorgt, dann tun wir es! Kurzerhand wurde unmittelbar hinter dem Tor von Jahn-Keeper Philioo Pentke das Fangnetz demontiert, Pfosten und Sitze aus den Verankerung gerissen und versucht, das Spielfeld zu stürmen.

Die blitzschnell agierenden Deeskalationskräfte der bayerischen Polizei wussten das zu verhindern. Und tatsächlich ließ ein mutiger Schiedsrichter Daniel Siebert nach einer Viertelstunde das Spiel für weitere 13 Minuten nochmal laufen. Zum Held mutierte in dieser Schlußphase, die eigentlich nur proforma noch ausgetragen wurde, einzig Keeper Philipp Pentke. Während das Spiel lief und die Löwen mit letztem Aufbäumen noch ein paar Mal mehr oder weniger gefährlich in seinen Strafraum kamen, fing der Jahn-Kapitän nach vorne auf ihn fliegende Bälle und nach hinten auf ihn fliegende Sitze und Stangen.

Als kurz nach 20 Uhr endlich Schluß war lagen sich in der Allianz Arena alle in den Armen. Die weiß-blauen Fans ungläubig, tränenleer und auf die Scherben ihres Traditionsverein unglaublich wütend. Die etwa zehntausend rot-weißen Jahn-Anhänger vor Freude. "Der Held war die ganze Mannschaft. Wir haben eine unheimlich tolle Truppe", so Torschütze Marc Lais nach dem Spiel. Kolja Pusch, der mit seinem Treffer zu diesem historischen Sieg sein bislang fussballerisches Highlight erlebte, verrät das Geheimnis dieses Erfolgs: "Diese Truppe gibt einfach nie auf. Das haben wir in der Saison auswärts sehr oft bewiesen. Und das ist heute die verdiente Belohnung dafür."

Auf sämtlichen Foren und Plattformen im Netz ist man sich einig: Gratulation an die eindeutig bessere Mannschaft! Der SSV Jahn Regensburg hat den Sieg und damit auch den Aufstieg in die 2. Bundesliga mit dieser Leistung mehr als verdient. Heiko Herrlich, der auch vor dem Spiel sehr optimistisch war, formte aus dieser jungen Truppe eine homogene Mannschaft. "So pathetisch das klingen mag: Bei uns gilt einer für alle, alle für einen! Jeder ist bereit, für den andern alles zu geben." Und das sah man auch. Der ehemalige Nationalstürmer und Weltpokalsieger wird als "Durchmarschierer" in die Vereinsanalen eingehen.

Und nach einem Tag Pause und einer verdienten Aufstiegsfeier sitzt er morgen früh pünktlich 8 Uhr mit der Jahn-Führung zusammen und bastelt an der bevorstehenden Zweitligasaison. "Wir werden versuchen, alles bestmöglich vorzubereiten und Strategien zu entwickeln, um den Jahn natürlich nicht nur ein Jahr zweitklassig zu halten", verspricht Herrlich. Natürlich weiß er, dass mit dem Aufstieg und den damit verbundenen 7 Millionen mehr Investitionsmöglichkeiten aus TV-Geldern auch die Erwartungen in Regensburg steigen.

Für die SSV-Spieler geht es erstmal in den wohlverdienten Urlaub, während der TSV 1860 in der Drittklassigkeit, aber hoffentlich nicht in der Versenkung verschwindet. Einmal Löwe - immer Löwe ? Im Moment ist das nicht wirklich einfach. 
Mehr wundervolle, exklusive Impressionen aus der Allianz Arena erwarten Sie in der Juni-Ausgabe des FILTER Magazins.

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