Einer der Firmengründer, Guido Wetzels, spricht mit uns darüber, wie Blaumann-Jeans es geschafft hat, Jeans wieder in Deutschland – direkt ums Eck in Nittenau bei Regensburg – zu produzieren und mit welchen Herausforderungen der Betrieb täglich kämpfen muss. Er nimmt uns mit hinter die Kulissen der Textilfertigung in Bayern, erzählt von schwarzen Schafen der Branche, den schlimmen Arbeitsbedingungen in Bangladesch, die er selbst vor Ort erlebt hat, und wirft mit uns einen Blick in die Zukunft.
Wir fragen uns, ob das bekannte Siegel „Made in Germany“ mit diesem Vorbild wieder flächendeckend zu altem Glanz und Gloria zurückkehren kann?
„Wir haben immer gesagt, dass wir am Ende des Projekts unser ganzes Leben lang mit Jeans ausgestattet sein werden“
Er war schon überall auf der Welt unterwegs und kennt die verschiedenen Produktionsstätten – und die häufig extremen Bedingungen, unter denen die Menschen dort arbeiten müssen. Als Reisetechniker reiste er im Auftrag großer Marken in Länder wie Pakistan, Bangladesch oder Tunesien, um in den Fabriken Qualitätskontrollen durchzuführen und sich ein Bild von den Produktionsbedingungen zu machen. „Ich könnte Geschichten erzählen, die den ganzen Abend füllen“, berichtet er. Irgendwann saß er mit seinem damaligen Kollegen Christian Hampel, der zu dem Zeitpunkt wie er für Mustang Jeans arbeitete, zusammen und meinte: „Ich hab keine Lust bis zu meinem Lebensende Produktionsbetreuung zu machen und ständig wochenlang in Ländern wie Pakistan zu sitzen.“ Christian Hampel war der gleichen Meinung. Das ambitionierte Ziel: Wieder „Made in Germany“ produzieren – wie früher. Unter guten Bedingungen und mit ausgezeichneter Qualität. So gründeten die beiden – mit damals noch zwei weiteren Geschäftspartnern – im Jahr 2013 Blaumann-Jeans im fränkischen Hohenlohe. Bald kristallisierte sich jedoch heraus, dass nur zwei weiter machen wollen: Das waren die heutigen Geschäftsführer Guido Wetzels und Christian Hampel.
Zu Beginn startete das Ganze als Spaßprojekt, als Experiment: „Wir haben immer gesagt, dass wir am Ende des Projekts unser ganzes Leben lang mit Jeans ausgestattet sein werden“, lacht Wetzels. Und doch wollten sie beweisen, dass es möglich ist. Damit langfristig Geld zu verdienen, war nie der Plan. Doch dann kam alles anders...
Was ihnen sehr zu Gute kam: Beide waren keine Branchenneulinge. Als studierte Textilingenieure arbeiteten sie seit ihrem Hochschulabschluss durchgehend in der Textilindustrie.

Die Firmengründer Guido Wetzels und Christian Hampel. © Guido Wetzels und Christian Hampel
Made in Germany reloaded
Anfangs haben die Jungunternehmer lange nach Manufakturen gesucht, die ihre Jeans produzieren: „Wir haben Teile zusammennageln lassen, die waren nicht vorzeigbar“, lacht Wetzels. Ein Jahr haben sie gebraucht, bis sie einen Betrieb gefunden haben, der eine angemessene Qualität lieferte. Doch den fanden sie nicht in etwa Hohenlohe, sondern in Bayern – um genau zu sein im kleinen Nittenau im Landkreis Regensburg. Der Betrieb Löscher sollte es sein – und somit erhielt dieser einen Auftrag über 500 Hosen. „Mit jeglichen Extras und Schikanen sowie aus japanischem Stoff – dem anerkannt teuerste Denim der Welt – sollten die Jeans sein“, erzählt Wetzels und erinnert sich: „Wider erwarten haben sie sich dann recht schnell verkauft.“ Und so ging es weiter mit der deutschen Hose.
Heute arbeiten sie mit zwei Produktionsstätte zusammen – dem Betrieb Windmeister in Cham und weiterhin mit dem Betrieb Löscher. Diesen wird Blaumann-Jeans ab Januar 2026 übernehmen, da sich Inhaber Reinfried Löscher mit 73 Jahren zur Ruhe setzt. Ein Tag der offenen Tür und ein kleiner Shop sind bereits in Planung.
In Cham arbeiten aktuell zehn Näherinnen für Blaumann-Jeans, in Nittenau sind es vier Vollzeitkräfte und eine Teilzeitkraft. Langenburg in Hohenlohe beherbergt das Büro und das Lager, von dem aus die Hosen verschickt werden. Zwei Mitarbeiter sind hier beschäftigt.
Den Großteil seiner Jeans verkauft Blaumann-Jeans online, einmal im Monat findet zudem in Langenburg ein Werksverkauf statt. In einigen ausgewählten, angesagten Läden in Berlin, Frankfurt und Hamburg sind die Hosen auch im Handel erhältlich – ebenso bei Manufaktum, sowohl im Handel als auch in Katalog. Und auch in unserer Domstadt wird man fündig: im „Rough Riders – Denim Store“.
Handwerk statt Fließband
Dass sich die Blaumann-Jeans trotz ihres verhältnismäßig hohen Preises von 279 Euro so gut verkaufen, liegt vor allem an einem: Das Unternehmen hält, was es verspricht. Alles ist „Made in Germany“ – vom Nähgarn und den Knöpfen über die Nieten bis hin zum Taschenfutter. Alles, außer der Stoff. Dieser stammt aus Japan. „Hier kommt der beste Denim her“, erklärt Wetzels. „Es wird extrem hochwertige Baumwolle verarbeitet und die Produktionsstätten in Japan arbeiten noch auf historischen Webstühlen mit Schiffchen. Hier entsteht die berühmte Selvedge-Kante, eine rot-weiße Webkante, die als besonders stabil gilt. Denim-Stoff aus Deutschland existiere nicht und sei auch noch nie in Deutschland produziert worden. Die Stoffkosten einer Blaumann-Jeans liegen zwischen 25 und 30 Euro. „Dafür bekommt Levi’s drei fertige Jeans“, setzt er ins Verhältnis.

Die berühmte Selvedge-Kante. © Blaumann-Jeans
Blaumann-Jeans ist keine Industriefertigung, sondern eine Manufaktur. Eine Stunde dauert es in etwa, bis eine Jeans fertiggestellt ist. Im Vergleich: In der industriellen Fertigung dauert der gleiche Vorgang 13 Minuten.
Der Code of Conduct: Wer hält sich wirklich an den Ethikcode?
Neben der Qualität zählt für viele Menschen heute vor allem eins: Kleidung mit gutem Gewissen kaufen zu können. Sie wollen sicher sein, dass die Mitarbeiter hinter dem Produkt fair behandelt werden. In der globalen Textilindustrie ist genau das häufig schwer nachzuvollziehen – so wächst der Wunsch nach einer Rückkehr zur Produktion in Deutschland.
Wenn man die die Produktionsstätte in Nittenau besucht, erlebt man hautnah: Hier geht es den Mitarbeiterinnen gut. Sie werden nach Tarif bezahlt, erhalten Urlaubs- und Weihnachtsgeld, 30 Tage Urlaub – und arbeiten in einem abwechslungsreichen Job, bei dem echte Handarbeit im Mittelpunkt steht.
Doch warum kann es nicht überall so sein? Tatsächlich ist es noch gar nicht so lange her, dass hierzulande produziert wurde. „Mustang hat bis Anfang der 2000er in Deutschland hergestellt“, erklärt Wetzels. „Als große Firmen wie H&M & Co. in den Markt eingestiegen sind, die ihre Produkte deutlich günstiger in China produzierten, kam für die etablierten Marken, die in Deutschland produzierten, auf einmal eine riesige (Preis)konkurrenz auf. Somit waren auch sie gezwungen, nach und nach ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Irgendwann war die komplette Textilindustrie in Deutschland kaputt“, beschreibt der Branchenexperte. Durch seine Reisetätigkeit konnte er die Verlagerung der Produktionsstandorte life mitverfolgen: „Zunächst war ich oft in Ungarn und Portugal, dann ging es schnell Richtung Russland und Polen und ziemlich bald wurden die Produktionen letztendlich nach China verlagert.“
Guido Wetzels hat die Branche und die Arbeitsbedingungen im Ausland über Jahrzehnte miterlebt: „Vor zehn oder fünfzehn Jahren war es schlimm in Bangladesch“, macht er deutlich. Einmal kam er etwa in eine Produktionsstätte und bereits beim Betreten der Halle brannten ihm die Augen. In der Luft lag wahrnehmbar Formaldehyd. „Der Geruch war beißend“, schildert er. Noch schockierender war aber das Bild: In einem riesigen Bottich mit Chemikalien und Formaldehyd versetzt standen Arbeiter und stampften barfuß die Lösung in die Jeans, ohne Schutz. Solche Bilder haben sich bei ihm eingebrannt.
In den vergangenen Jahren hat er jedoch einen positiven Wandel beobachtet: „Es ist besser geworden.“ Das Lieferkettengesetz sowie die gestiegene öffentliche Aufmerksamkeit für die schlechten Arbeitsbedingungen scheinen tatsächlich ein Umdenken in der Branche bewirkt zu haben. Das betreffe in erster Linie größere und namhafte Betriebe – allen voran Unternehmen aus den USA, denen es in erster Linie darum gehe, schlechte Publicity zu vermeiden, erklärt der Branchenexperte. Gerade dort werde die Einhaltung des sogenannten Code of Conduct, also der Ethik- oder Verhaltenskodex, vor Ort regelmäßig kontrolliert. „Levi’s beschäftigt zum Beispiel noch eigene Reisetechniker – im Gegensatz u vielen anderen“, weiß Wetzels. Denn in vielen Betrieben übernehmen mittlerweile häufig Subunternehmer diese Aufgabe. Auf dem Papier halten diese zwar alle Standards ein, doch was hinter den Kulissen passiert, bleibt häufig schwer nachvollziehbar.
„Für solche Massenproduzenten gilt China bereits als zu teuer“
Auch wenn teurere Marken ihre Lieferketten mittlerweile gut nachvollziehen, so bleiben die sogenannten Fast Fashion Modeketten ein heikles Thema. Für Primark & Co. würde Wetzels seine Hand nicht ins Feuer legen, sagt er selbst. Die sogenannte „Wegwerfmode“ sehe er allgemein kritisch: „Für solche Massenproduzenten gilt China heute übrigens bereits als zu teuer, so dass sie das meiste in Bangladesch und Pakistan herstellen lassen.“ In China habe er persönlich auch nicht erlebt, dass es den Leuten schlecht gehe. Sehr gut sei es den Menschen in Thailand gegangen, erzählt er. „Wenn hier etwa ein Reisetechniker laut wurde, dann ist eine aufgestanden und die ganze Belegschaft hat den Raum verlassen. Die musste man immer super freundlich behandeln, dann haben sie aber auch alles gemacht und waren wie die Arbeitsbienen.“ Wenn man mit Guido Wetzels spricht, merkt man sofort: Er kennt die Branche bis ins Detail. Insgesamt ist er der Meinung, dass man Made in Italy, in Turkey, in Egypt und in Portugal guten Gewissens kaufen kann. Auch wenn natürlich immer die Gefahr besteht, dass nur der letzte Knopf im angegebenen Land angebracht wurde. Das nachzuvollziehen, sei leider kaum möglich.
„Es wird immer schwarze Schafen geben“, resümiert er. Lösen könne das letztendlich nur der Konsument – indem er bewusster einkauft statt Fast Fashion zu konsumieren.
Gute Qualität, schlechte Umweltbilanz?
Blaumann-Jeans zeigt, dass es anders geht. Nun fragt sich der kritische Leser vielleicht: Klingt alles fair und hochwertig – aber ist Jeansproduktion nicht eigentlich eine ziemliche Umweltsünde? Immer wieder hört man, dass bei der Herstellung viele Chemikalien ins Abwasser gelangen und unglaublich viel Wasser benötigt wird. Was genau verantwortlich dafür ist, beantwortet Guido Wetzels mit nur zwei Worten: „Das Waschen“. Die Italiener hätten damit angefangen, Hosen künstlich zu altern, indem sie eine Waschung erzeugt hätten. Und entstanden ist der heute allseits beliebte Used-Look. 99 Prozent aller Jeans weltweit werden gewaschen.
Das Problem: Durch eine Waschung, vor allem Stone Wash, entsteht extrem viel Abwasser – durch den Abrieb des Indigos und das Abreiben der Steine selbst. „Was bleibt ist blauer Indigo-Sand-Schlamm“, beschreibt Wetzels. Dieser verstopfe die Rohre und sei Sondermüll, der beseitigt werden müsse. „Daneben müssen wiederum Chemikalien eingesetzt werden, die dafür sorgen, dass der abgeschrubbte Indigo im Wasser bleibt und nicht wieder zurück auf die Hose zieht.“
Für Applikationen oder die typischen optischen Effekte an den Oberschenkeln, die in den 90ern aufkamen, wird sogar lokal mit Sprühpistolen gearbeitet. „Durch die enthaltene Bleiche wird die Farbe an der Stelle entfernt. Bis heute stehen dafür Menschen in Sprühkabinen. Die Jeans wird einer aufblasbaren Puppe übergezogen und dann Hosenbein für Hosenbein bearbeitet.“, beschreibt Wetzels bildlich. Auch wenn mit Absaugung und Maske gearbeitet wird, entstehen hier starke gesundheitsschädliche Belastungen. Die Farbe „runterzuholen“ ist somit deutlich problematischer als beispielsweise das Einfärben einer Hose, da dabei wesentlich mehr Chemikalien zum Einsatz kommen.
„Die klassische Jeans ist eigentlich dunkelblau“, betont er. „Der Schussfaden ist weiß, der Kettfaden wird zuvor mit Indigo gefärbt – noch bevor er verwebt wird. Diese Technik entstand bereits vor über 150 Jahren – vor allem aus Kostengründen: Es war günstiger, nur den einen Faden einzufärben als das ganze Gewebe. Denn Indigo war schon damals ein teurer Farbstoff. So ergibt sich dann das typische Bild von Denim: außen dunkelblau, innen hellblau oder weiß.“, nimmt uns der Experte mit in die Geschichte der Jeans. Aus diesem Grund ist die typische Blaumann-Jeans in Original-Indigofarbe, ohne Waschung. Der Abrieb soll im täglichen Gebrauch entstehen. Er selbst hebt sich jede seiner Jeans auf: „Sie begleiten mich und sind wie ein Tagebuch für mich“, verrät er.
Würde Blaumann jedoch den breiten Fashion-Markt erobern wollen, ist Wetzels überzeugt, dass sie waschen müssten. Eine kleine Serie haben sie bereits. Dafür arbeiten sie mit einer nachhaltigen Wäscherei in Deutschland zusammen, die eine eigene Kläranlage hat, in der chemische Stoffe neutralisiert werden. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Projekt mit der FH Niederrhein. „Nachhaltig geblichen werden kann die Jeans zum Beispiel in Gladbach. Hier kommt eine Art Wäschetrockner zum Einsatz. Die Hosen werden mit Ozon begast. Dieser wird später abgesaugt und aufgrund seiner Instabilität zerfällt er wieder zu Sauerstoff (O2).“, erläutert Wetzels. Dieses umweltschonende Verfahren wird heute häufiger eingesetzt. Zudem gebe es die Möglichkeit, mit Lasertechnik statt mit Chemie zu arbeiten – das ist vergleichbar mit dem Tätowieren von Stoff. Das zeigt: Es gibt definitiv Möglichkeiten, umweltschonend und nachhaltig zu produzieren.
Wasser bleibt ein zentrales Thema – denn bereits der Anbau von Baumwolle, dem Hauptmaterial der Jeans, ist extrem wasserintensiv. Umso wichtiger ist es, im weiteren Umgang mit dem Produkt bewusst und ressourcenschonend umzugehen. So unterstreicht Wetzels, dass Jeanshosen nur in die Waschmaschine sollten, wenn sie schmutzig sind oder riechen. So halten sie länger und vor allem wird Wasser gespart. „Heute wird viel zu oft gewaschen“, kritisiert er und verrät, dass er seine Hosen sechs bis sieben Monate trage, bevor er sie wasche.
Gibt es staatliche Unterstützung?
Es stellt sich die Frage, ob eine zukunftsorientierte Produktion wie das „Made in Germany“-Konzept von Blaumann-Jeans staatliche Unterstützung gibt. Die schlichte Antwort von Wetzels: „Nichts.“ Er erklärt jedoch, dass das Land Nordrhein-Westfalen gerade versuche, solche Vorhaben zu stärken: „Das nennt sich ‚Revitalisierung der Textilindustrie‘. Dabei soll ein Teil der Kohlesubventionsförderungsgelder in die Textilindustrie fließen.“ Doch das sei seiner Meinung nach nur sinnvoll, wenn genügend Personal zur Verfügung stünde.
Laut Guido Wetzels finde man durchaus immer wieder kleinere Firmen, die gute Qualität und unter fairen Produktionsbedingungen produzieren. Bei einigen fallen jedoch die faden oder altmodischen Schnitte auf. Auch darauf hat Wetzels eine Antwort: „Manche solcher Ökobetriebe machen hinsichtlich der Produktion sehr viel richtig, haben aber häufig wenig Ahnung von Schnitttechnik und manchmal einfach einen Öko-Geschmack. Ethik vor Optik.“, lacht der Unternehmer.
Die Blaumann-Jeans haben moderne Schnitte und sitzen gut. Allerdings gibt es bisher ausschließlich Modelle für Männer. Aber Wetzels schließt es nicht aus, künftig auch Jeans für Frauen zu designen. „Damenjeans sind extrem komplex, da fehlt uns im Moment die Kapazität und auch ein bisschen der Mut“, verrät der Unternehmer.
„Made in Germany“: Ein Projekt für die Zukunft?
Doch die Firma Blaumann-Jeans beweist: Es ist immer noch möglich, deutsche Qualität in deutschen Firmen zu produzieren. Es stellt sich daher die Frage, ob es möglich ist, dass künftig wieder mehr Unternehmen „Made in Germany“ anbieten und wir mit diesem bekannten Qualitätssiegel unseren Wirtschaftsstandort stärken? Guido Wetzels sieht zwei zentrale Probleme: Den Preis und den Personalmangel. Passendes Werkzeug und Nähmaschinen seien leicht zu beschaffen. Auch die Nachfrage sei da – allerdings nur von einer bestimmten Zielgruppe: Gut situierten Männern über 40. Ein wesentlicher Grund dafür sei der Preis. „Eine Blaumann-Jeans kostet 279 Euro, das kann sich nicht jeder leisten“, weiß auch Guido Wetzels. Hochwertige Materialien, die in kleinen Stückzahlen verarbeitet werden, und faire Löhne in Deutschland kosten nun mal Geld.

Hier in Nittenau werden die Blaumann-Jeans noch von Hand gefertigt. Auch dort werden Fachkräfte gesucht – Menschen, die dazu beitragen möchten, Qualität und Handwerk in Deutschland zu bewahren. © Blaumann-Jeans
Doch auch eine finanzielle Förderung könnte das Hauptproblem nicht lösen: Den Fachkräftemangel. Blaumann-Jeans könnten im Moment sogar mehr Jeans verkaufen, doch es fehlt an Näherinnen und Textilfertigern. Was viele nicht wissen: Den Beruf könnte man auch ohne Ausbildung in dem Bereich ausführen: „Man sollte natürlich schon nähen können, aber für den Rest werden die Mitarbeiter angelernt“, verspricht Wetzels.
Dass sich „Made in Germany“ unter den aktuellen Umständen flächendeckend durchsetzen kann, bezweifelt Wetzels daher.
Doch für Blaumann funktioniert es – und die Marke wächst. Und wer weiß, vielleicht kann KI künftig helfen, den Personalmangel zu lindern. Und wenn auch der Staat das Potenzial erkennt und gezielt fördert, könnten weitere Unternehmen nachziehen.
Es stimmt auf jeden Fall hoffnungsfroh, dass es Betriebe wie Blaumann-Jeans gibt, die beweisen: „Made in Germany“ ist selten geworden, aber keineswegs Geschichte.
Marina Triebswetter I filter Magazin