Wer kennt es nicht: Der Kleiderschrank quillt über, und trotzdem findet man nichts zum Anziehen. Gerade in Zeiten von Fast Fashion sind die neuesten Trends oft schon wieder vorbei, bevor man das begehrte Kleidungsstück überhaupt ausführen konnte. Dazu kommen die Spontankäufen, die man spätestens am nächsten Tag schon bereut – und das Etikett ist natürlich schon abgeschnitten. So wächst und wächst der Kleiderschrank, aber trotz der Unmenge an Kleidung findet man sich morgens ratlos vor dem Spiegel.
Die Lösung kann eine Capsule Wardrobe sein: Sie vereint modische Klarheit und Nachhaltigkeit mühelos miteinander und löst noch ganz nebenbei das „Was soll ich anziehen“- Problem.
Was ist eine Capsule Wardrobe?
Eine Capsule Wardrobe ist eine Sammlung von begrenzten Kleidungsstücken, die sich alle miteinander kombinieren lassen. Das Ziel ist, mit einer überschaubaren Anzahl an Teilen, eine maximale Outfit-Vielfalt zu erzielen. Die Idee stammt von Susie Faux, einer Boutique-Besitzerin aus London, die den Begriff erstmals in den 1970er-Jahren prägte. Sie selbst besaß damals gerade einmal zwölf Kleidungsstücke. Wirklich bekannt wurde das Konzept jedoch erst 1985 durch Donna Karans „Seven Easy Pieces“-Kollektion. Eine kleine, aber perfekt kombinierbare Garderobe, die es Frauen ermöglichen soll, jeden Tag und für jeden Anlass stilvoll gekleidet zu sein – vom Büro bis zur date night.
Eine Capsule Wardrobe umfasst zwischen 20 und 40 Kleidungsstücken, je nach Lebensstil, persönlichen Vorlieben und Jahreszeiten. Dabei zählen Unterwäsche, Sportklamotten und Pyjamas nicht dazu. Beispielsweiße mit nur sieben Kleidungsstücken – einem weißen Hemd, T-Shirt, weißen Rock, Jeans, schwarzer Stoffhose, Blazer und Lederjacke – lassen sich unzählige Outfits kreieren. Solche Basics können noch durch ausgewählte Lieblingsstücke oder saisonale Akzente, die die Persönlichkeit unterstreichen, ergänzt werden.
Das weiße Hemd wird mit Jeans, Blazer und Turnschuhen zum lässigen Business-Casual-Look, während es mit Stoffhose und Pumps sofort eleganter wird. Für einen gemütlichen Stadtbummel wählen wir unser weißes T-Shirt und kombinieren es mit Jeans und Lederjacke. Übrigens kann auch dasselbe Outfit durch unterschiedliche Schuhe und Accessoires einen vollkommen unterschiedlichen Look erzeugen. So wird beispielsweise eine Kombi aus weißem Hemd und Rock mit Lederjacke und Boots zum Ausgeh-Look, während diese mit Pumps und Blazer einen klassisch-eleganten Stil erzeugt.
How To: Die perfekte Capsule Wardrobe aufbauen
Die private Modenschau
Zuerst ist es Zeit für eine private Modenschau um herauszufinden: Welche Farben, Schnitte und Kombinationen funktionieren immer? Zu was wird automatisch gegriffen? Diese Klamotten werden die Basis des neuen Kleiderschranks. Der Rest wird ausgemistet und kann auf Plattformen wie Vinted oder Ebay Kleinanzeigen verkauft werden. Das ist der schwierigste Schritt und benötigt viel Mut und Überwindung.
Qualität über Quantität
Wenn noch was fehlt, gilt: Wir können uns Teile nachkaufen – jedoch nur ausgewählte Stücke aus hochwertigen Materialien und einer sorgfältigen Verarbeitung. Man muss sich in der Geduld üben und den Anspruch haben, nur zu kaufen, etwas einem wirklich gefällt und seinen Qualitätsansprüchen entspricht. Und wenn man dann was gefunden hat, lohnt es sich, dafür mehr zu zahlen, da man ja auch weniger oft shoppen geht.
Locker bleiben
Am Ende gilt: Mode soll Spaß machen. Eine Capsule Wardrobe ist kein strenges Regelwerk, sondern eine Einladung, bewusster zu wählen – und trotzdem kreativ zu bleiben. Wenn etwas fehlt, darf es ergänzt werden. Hauptsache, der eigene Stil fühlt sich echt an!
Weniger ist mehr – bewusst und stilvoll
Wer die Idee umsetzt, erlebt weniger Entscheidungsstress, konsumiert bewusster und gewinnt Klarheit im Stil. Durch die Investition in Qualität entsteht eine Garderobe, die über Jahre trägt. Faux’ Ansatz ist mehr als Mode – er ist ein Statement für Nachhaltigkeit und zeigt: Weniger kann wirklich mehr sein.
Ein Fashion-Report von Juliane Obermeier I filter Magazin