Bei der Vorstellung des Sicherheitsberichts 2023 wurde deutlich, dass die Zahl der Straftaten in der Stadt Regensburg in fast allen Strafbereichen stark angestiegen sind. In der Pressekonferenz wurde daher auch über mögliche Gründe sowie Maßnahmen zur Bekämpfung der Kriminalität in Regensburg gesprochen. Auch der Regensburger Bahnhof wurde thematisiert.
Nachdem am Dienstag bereits der Sicherheitsbericht 2023 für die Oberpfalz vorgestellt wurde, wurde am gestrigen Mittwoch, den 20. März, auch die Kriminalitätsstatistik für Regensburg von Gerhard Roider, Dienststellenleiter der PI Süd, Robert Fuchs, Dienststellenleiter der Kriminalpolizei Regensburg, sowie Polizeirat Dr. Armin Glötzl präsentiert. Wie Roider bereits zu Beginn der Pressekonferenz sagte, habe der starke Kriminalitätsanstieg in der Stadt Regensburg die Polizei maßgeblich überrollt. Jede dritte Gewalttat in der Oberpfalz sei der Stadt Regensburg zuzuschreiben. Damit sei auch der starke Anstieg der Straftaten in der Oberpfalz maßgeblich von den hohen Zahlen der Stadt Regensburg beeinflusst.
Besonders in den Bereichen der Diebstahls- und Rohheitsdelikte sind enorm hohe Anstiege zu verzeichnen, wobei erstere laut Roider den absoluten Schwerpunkt in der Kriminalitätsbelastung darstellen würden. Auch im Vergleich zu Großstädten wie München, Nürnberg oder Fürth habe Regensburg die größten Anstiege zu verzeichnen. In Bezug auf die Erhöhung der Diebstahlskriminalität in der Oberpfalz sind 70 Prozent alleine auf das Stadtgebiet Regensburg zurückzuführen.
In der Aufklärungsquote sei allerdings ebenfalls eine leichte Steigerung zu verzeichnen.
Taschendiebstähle mehr als verdoppelt
Speziell die Zahl der Taschendiebstähle im Gebiet Regensburg ist an der Stelle hervorzuheben. Diese hat sich im Jahr 2023 mehr als verdoppelt. Mit einem Anstieg von 73 auf 177 Fälle entspricht das einer Steigerung um 142,5 Prozent.
Laut Aussagen der Polizei sind besonders viele der Delikte im Partyviertel der Stadt erfolgt. Hier würden die Täter häufig arbeitsteilig vorgehen. Einer lenkt das Opfer ab und der andere begeht den Diebstahl.
Die Ladendiebstähle haben sich ebenfalls um 46,9 Prozent erhöht – von 1.629 auf 2.393.
Auch der Diebstahl aus Kraftfahrzeugen wies deutlich höhere Zahlen im Vergleich zum Vorjahr auf. Im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls hingegen wurde lediglich eine leichte Erhöhung um 7,7 Prozent verzeichnet. Fahrraddiebstähle stiegen um 13,3 Prozent in Regensburg.
Anstieg der Raubdelikte
Die Raubdelikte in Regensburg standen bei der Pressekonferenz ebenfalls im Fokus. In diesem Bereich war ein Anstieg von 77 Prozent zu verzeichnen. Im Allgemeinen definiert Raub die Wegnahme einer Sache mit Gewaltanwendung, dazu gehören auch räuberische Erpressung und räuberischer Diebstahl. Letzterer macht einen Anteil von 38 Prozent der Raubdelikte aus.
Viele der Opfer aus diesem Bereich seien deutlich alkoholisiert, was Täter laut Fuchs ausnutzen würden. Er wendet sich daher mit dem deutlichen Appell, Genussmittel auch zum eigenen Schutz nur in Maßen zu genießen, an die Bevölkerung.
Mehr Delikte durch Zuwanderer
Aus dem Sicherheitsbericht ging ebenfalls hervor, dass sich die Delikte durch Zuwanderer erheblich erhöht haben. Laut Roider gab es hier 2018 bereits eine Spitze zu verzeichnen. Doch diese sei nicht vergleichbar mit dem Anstieg im vergangenen Jahr. Während 2018 vor allem die Zahlen im Bereich Ladendiebstahl angestiegen seien, sei jetzt durch alle Kriminalitätsfelder hinweg ein Anstieg zu verzeichnen. Was aus der Statistik deutlich hervorgeht ist, dass Zuwanderer aus Tunesien einen besonders hohen Teil der Tatverdächtigen ausmachen. Von 2.588 tatverdächtigen Zuwanderern entfielen allein 1.235 auf Tunesier. Das entspricht einem Anteil von 47,7 Prozent. Die Täter sind dabei überwiegend männlich und im Alter zwischen 18 und 40 Jahren. Doch woher kommen die hohen Zahlen speziell aus dieser Bevölkerungsgruppe? Roider sieht diese unter anderem durch den starken Anstieg der Anzahl an tunesischen Zuwanderern begründet, die im vergangenen Jahr ins Ankerzentrum nach Regensburg kamen. Seit Tunesier hier untergebracht worden seien, sei besonders die Zahl der Ladendiebstähle nachweislich massiv angestiegen.
Während der Anteil der Tunesier an der Gesamtbevölkerung in Regensburg 2023 0,14 Prozent ausmachte, verübten diese einen Anteil von 14,5 Prozent der Straftaten.
Delikte verändern sich
Was der Dienstellenleiter der PI Süd als auffällig beschreibt, ist, dass sich die Delikte zunehmend verlagern. Während zunächst die Ladendiebstähle angestiegen sind, steigen mittlerweile auch Drogendelikte bis hin zu Sexualdelikten und versuchten Tötungsdelikten.
Insgesamt ist die Zahl der deutschen Tatverdächtigen im Jahr 2023 von 3.398 auf 3.133 gesunken (-265). Die Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger stieg hingegen von 2.018 auf 2.744 (+726). Somit sind nach wie vor mehr deutsche Tatverdächtige zu verzeichnen, wobei mittlerweile fast die Hälfte nicht deutscher Herkunft ist.
Die Beamten machten während der Pressekonferenz mehrfach deutlich, dass es sich hierbei jedoch um wenige Einzeltäter handle und der Großteil der Menschen anständig sei.
Sexualdelikte in Regensburg deutlich gestiegen
Auch Robert Fuchs, Dienststellenleiter der Kriminalpolizei Regensburg, bestätigt, dass die aktuellen Herausforderungen die Polizei sowie die Kriminalpolizei personell an ihre Grenzen bringen. Er beschreibt im Bereich der Sexualdelikte eine Steigerung um 23,4 Prozent, womit in Regensburg der größte Anstieg innerhalb der Oberpfalz zu verzeichnen sei. Allerdings sei ein Großteil hierbei auf Belästigungen zurückzuführen. An der Verteilung aller Strafdelikte gemessen, nahm der Anteil an Sexualdelikten einen geringen Anteil ein.
35 der insgesamt 206 Sexualdelikte im Stadtgebiet waren dem Tatbestand einer Vergewaltigung zuzuordnen. Vergleicht man diese Zahl mit dem Vorjahr (28 Vergewaltigungen), ergibt sich auch hier ein Anstieg um 25 Prozent.
Fuchs appellierte in diesem Zusammenhang an die Bevölkerung, auch sexuelle Belästigungen immer anzuzeigen. Er vermutet in diesem Bereich eine sehr hohe Dunkelziffer, da Belästigung häufig nicht angezeigt werde.
Rauschgiftkriminalität leicht angestiegen
Im Bereich der Rauschgiftkriminalität war eine leichte Steigerung um 4,5 Prozent zu verzeichnen. Ein Großteil entfiel hier auf Cannabis, auf Platz zwei folgte Heroin, gefolgt von Kokain. Fuchs erläuterte, dass besonders im Bereich der Handelsdelikte ein Anstieg zu verzeichnen war. Er teilte außerdem die traurige Zahl von zehn Menschen mit, die in Regensburg ihr Leben an Drogen verloren haben. Diese seien zwischen 23 und 56 Jahre alt gewesen. Im Vergleich dazu waren es etwa in Würzburg 4 Drogentote und in Nürnberg 15. Fuchs betonte an der Stelle, dass Nürnberg jedoch die dreifache Bevölkerungsanzahl von Regensburg umfasst.
Haben wir es in Regensburg mit Bandenkriminalität zu tun?
Auf die Rückfrage, ob es sich in Regensburg zum Teil bereits um organisierte Banden handle, gaben sowohl Fuchs als auch Roider an, dass zu unterstellen sei, dass etwa im Bereich der Rauschgiftkriminalität bestimmte Strukturen vorlägen, die aber weiter beobachtet werden müssten. Roider erläuterte, dass auch etwa in Bezug bestimmter Diebstahlsdelikte, etwa von bestimmter Marken-Handtaschen oder spezieller Handys, Strukturen unterstellt werden könnten. Handys würden dann etwa häufig auf Werkseinstellung zurückgesetzt werden und in anderen Ländern verkauft werden.
Zahl von Körperverletzungen gestiegen
Dr. Armin Glötzl meldete ebenfalls alarmierende Zahlen in Bezug auf Körperverletzungs-Delikte. Diese übertrafen mit 1.449 Delikten im Stadtgebiet Regensburg laut seiner Aussage sogar den höchsten Wert aus dem Jahr 2019. Der Anstieg zum Vorjahr beträgt 13,8 Prozent. In der Innenstadt sind es sogar 17,2 Prozent. Dieser Wert sei auch auf das Partyviertel, das sich im Zentrum der Innenstadt befinde, zurückzuführen.
Zahl der Sachbeschädigungen zurückgegangen
Im Falle von Sachbeschädigungen konnte Dr. Glötzl immerhin einen Rückgang um 33,6 Prozent vermelden. Beschädigungen durch Graffitis nehmen in diesem Bereich nach wie vor den höchsten Anteil ein.
Hohe Dunkelziffer im Bereich Cybercrime
Fuchs beschreibt außerdem eine Erhöhung von Cyber-Kriminalität in Regensburg um 35,1 Prozent. Diese Zahl werde laut dem Dienststellenleiter der Kriminalpolizei Regensburg jedoch von einem hohen Dunkelfeld überschattet. Er vermutet zudem, dass sich – trotz der vielen Vorteile, die KI biete, die Zahl an Straftaten dadurch weiter erhöhen werde. Zu Cybercrime zählen etwa Fake Shops, sogenannte Sexpressungen, Cybermobbing oder auch Hasskriminalität im Internet.
Brennpunkt Bahnhof
Wie sich bereits seit geraumer Zeit abzeichnete, stellt der Bereich um den Regensburger Bahnhof einen besonderen Schwerpunkt im Bereich der Kriminalität dar. Hier konnte eine Erhöhung der Straftaten um 45 Prozent im Vergleich zu 2022 festgestellt werden. Mit 1.081 Delikten stellt dies in dem Bereich den höchsten Wert, auch im Mehrjahresvergleich dar, den Regensburg hatte.
Maßnahmen der Polizei gegen die Kriminalität
Zur Bekämpfung der Kriminalität hat die Polizei bereits mehrere Maßnahmen verabschiedet. Dazu zählen zum einen eine Erhöhung der Kontrollen, auch in Zivil, sowie öffentlichkeitswirksame Präventionsmaßnahmen. Zum anderen wurde bereits vor vier Jahren eine Ermittlungsgruppe speziell für Mehrfach- und Intensivtäter ins Leben gerufen (EG MIT), um Straftäter schneller in Haft beziehungsweise U-Haft zu bringen. Somit soll unter anderem verhindert werden, dass diese in der Zwischenzeit weitere Straftaten begehen. Hier konnte bereits eine nachweisbare Wirkung erzielt werden. 46 Täter sind bereits in U-Haft.
Es wurde ebenfalls eine behördenübergreifende Gruppe gebildet, zu der neben der Polizei und der Stadt Regensburg auch das Amtsgericht und die Staatsanwaltschaft Regensburg angehören. An der Stelle schildert Roider, dass die Gruppe nun auch um das Landesamt für Asyl und Rückführungen erweitert wird. Er betont, dass durch die laufende Erweiterung sich laufend neue Ideen zur Kriminalitätsbekämpfung sowie Prävention ergeben.
Zudem gibt es in einigen Bereichen, insbesondere um das Bahnhofsgebiet bereits Kameraüberwachungen, die häufig zur schnellen Aufklärung einer Tat beitragen. Die Ausweitung der Kameraüberwachung im Park im Bereich der Fürst-Anselm-Allee sowie eine erweiterte Beleuchtung ist ebenfalls in Planung. Hier laufen bereits die Vorbereitungen. Auch in dem Dreieck um das Petersweg-Parkhaus konnte kurzfristig eine Kameraüberwachung realisiert werden.
RNRed