Regensburger Forschen haben ein erweitertes Navigationssystem für Fußgänger entwickelt. "UR-Walking 2.0" nutzt Landmarken, d.h. Objekte in der Umgebung, die auf irgendeine Weise auffällig sind, für die Routenanweisung. Das Gerät funktioniert sowohl im Indoor- als auch im Outdoor-Bereich.
Das Fußgänger-Navigationssystem "UR-Walking" entstand bereits im vergangenen Jahr im Rahmen eines Forschungsseminars, das von Prof. Dr. Bernd Ludwig und Dr. Ludwig Hitzenberger vom Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur geleitet wurde. Ursprünglich wurde es entwickelt, um die Orientierung auf dem Campus zu erleichtern.
Im Unterschied zu herkömmlichen Navigationssystem unterstützt "UR-Walking" die Routenanweisungen nicht mit Entfernungsangaben sondern mit Hilfe sogenannter Landmarken. Landmarken sind Objekte in der Umgebung, die auf irgendeine Art und Weise herausragend oder auffällig sind. "Denn es bringt wenig, wenn ein System sagt 'Laufe 50 Meter und biege links ab'. Woher soll man wissen, wann die 50 Meter erreicht sind?", so Prof. Dr. Ludwig. "Für Fußgänger ist es eindeutiger, wenn die Anweisung 'Nach der Treppe links abbiegen' lautet."
Bevor sie bei "UR-Walking" für die Routenanweisungen eingesetzt werden können, müssen die Landmarken aber zuerst ins System übernommen werden. Bis vor einem Jahr war diese Datenaufnahme noch relativ kompliziert, da die Landmarken auf dem Campus von den Studierenden einzeln ausgewählt werden mussten. "Die angestrebte Ausweitung der Anwendung auf andere Orte ? Innenstadtbereiche oder große Bahnhöfe ? war mit einer solchen manuellen Erhebung nicht zu stemmen", erklärt Hitzenberger. "Dennoch blieb es natürlich unser Anspruch."
Dieses Ziel haben die Forscher nun erreicht, indem sie eine spezielle Systemerweiterung entwickelten. Die Smartphone-Applikation wurde so erweitert, dass auch der Nutzer App-Landmarken erstellen kann. Während der Bewegung und Navigation kann er auffällige Objekte auf seiner Route als Landmarke festlegen. Mit Hilfe der GPS-Position werden diese dann in eine zentrale Datenbank übernommen, die auch anderen Nutzern zur Orientierung dienen kann. Das Verfahren wird als "Collaborative Landmarking" bezeichnet.
Im Anschluss an die Aufnahme als Landmarke muss der Nutzer Details zu dieser angeben. Eine Landmarke kann beispielsweise durch ihre Größe, Form oder Farbe auffallen. Haben viele Nutzer ein bestimmtes Objekt bewertet, entsteht daraus das sogenannte "Social Salience Model". "Genau wie bei Openstreetmap oder auch bei YouTube setzen wir damit auf Inhalte, die vom Nutzer selbst verfügbar gemacht werden", erläutert Dr. Hitzenberger. "Nur mit einem solchen Konzept lassen sich große Massen an Daten erzeugen."
Neben dieser Methode der Datenerhebung überzeugt "UR-Walking 2.0" auch mit einer spektakulären Darstellung. Über 3D-Modelle kann der Nutzer auf seinem Tablet seine Umgebung im Indoor- und Outdoor-Bereich erkunden. Mit Hilfe von DOS 3D sollen sich die Nutzer dabei noch besser orientieren können, als das aus der Vogelperspektive einer Kartenansicht möglich wäre.
Den Prototyp des Systems werden die Regensburger Studierenden und ihre Dozenten auf der diesjährigen CeBit-Messe vom 05. bis zum 09. März in Hannover vorstellen. Sie sind bereits zum wiederholten Male Aussteller im Rahmen der weltweit größten Messe für Informationstechnik. Bei der CeBit wird das Team in Halle 9 ? beim Stand von "Bayern Innovativ" ? zu finden sein. "UR-Walking 2.0" wird dort auch in einem Film veranschaulicht, der in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk entstanden ist.
Neues Navi für Fußgänger
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- Kategorie: Junges Regensburg
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