In Regensburg tropft es in den Hörsaal, in Erlangen löst sich der Putz von der Decke und auch in anderen Städten sieht es nicht besser aus. Liebe Studenten, Vorsicht ist geboten! Die bayerischen Unis bröckeln. Viele Gebäude sind sanierungsbedürftig, doch das kostet viel Geld und Zeit.
Erst Ende Juni zeigte sich der marode Zustand unserer Universitäten wieder. Im Seminargebäude der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen bröckelten etwa vier Quadratmeter Deckenputz herab. Wahnsinn! Denn hier sollen Studierende eigentlich in guter und sicherer Atmosphäre lernen und forschen.
Der Universitätsfotograf und Archäologe Georg Pöhlein war geschockt, als er vor kurzem sein Büro betrat und feststellte, dass er nun anstelle antiker Objekte erst einmal seinen PC und sein Fotostudio ausgraben muss. Martin Boss, der Leiter der archäologischen Sammlung, witzelt: "Das hier ist ja jetzt sozusagen das ganz natürliche Lebensumfeld für einen Archäologen." Doch eigentlich ist wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studierenden nicht zum Lachen zumute. Universitätskanzler Thomas A.H. Schöck ist ratlos. Immer wieder hat er das Wissenschaftsministerium auf diverse Baufälligkeiten hingewiesen, doch dass ihm nun kurz vor seiner Pensionierung wortwörtlich die Decke auf den Kopf fällt, damit hat er nicht gerechnet. Er schätzt den Renovierungsbedarf allein an der Philosophischen Fakultät auf knapp 40 Millionen Euro.
Allerdings stehen der Friedrich-Alexander-Universität für den Unterhalt maroder Gebäude jährlich nur 4,1 Millionen Euro zur Verfügung. Eine Ministeriumssprecherin äußerte, dass sich Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch der Problematik durchaus bewusst sei. Sollte es bei der nächsten Legislatur zu Koalitionsverhandlungen kommen, werde dies definitiv ein zentrales Thema sein.
Großflächige Sanierungsarbeiten an der Universität Regensburg
Nicht nur die Hochschule in Erlangen ist äußerst baufällig. Auch die Regensburger Universität ist dringend renovierungsbedürftig. Schimmel, Eimer für herein tropfendes Regenwasser, undichte Fenster- alles keine Seltenheit auf dem hiesigen Campus. Doch im Vergleich zu Erlangen laufen die Sanierungsmaßnahmen in der Donaumetropole bereits: Etwa 670 Millionen Euro soll die auf 25 (!) Jahre angelegte Generalsanierung kosten. Aber bereits von 2008 bis 2012 wurden allein 102 Millionen Euro in erste Renovierungsarbeiten investiert. Erneuert wurde unter anderem die Mensa, das Vielberth-Gebäude wurde als zusätzliches Hörsaalgebäude erbaut und das Stammgelände erweitert und verschönert. In den Jahren 2010 und 2011 wurden außerdem die Fassaden der Philosophisch-Theologischen Fakultät saniert. Im Moment wird darüber hinaus ein Ausweichgebäude für die Naturwissenschaften geschaffen. Ab dem Sommer 2014 soll dort künftig der Fachbereich Biologie sein neues Zuhause finden, wohingegen die Vorklinik und die Physiker dann in die alten renovierten Gebäudeteile einziehen könnte.
Renovierungsarbeiten an Bayerns Hochschulen
Auch andernorts kennt man die universitäre Baustelle nur zu gut. An der Universität Augsburg beispielsweise wurde bis zum letzten Jahr die Mensa mit einem Kostenpunkt von 20,6 Millionen Euro generalüberholt, ebenso die Cafeteria in Passau für etwa 9,2 Millionen Euro. In Bayreuth wurden von 2009 bis 2013 verschiedenste Neubauten, Sanierungsmaßnahmen und Erweiterungen im Wert von rund 127 Millionen Euro vorgenommen. Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg renoviert im Moment ihre sanitären Anlagen. Außerdem soll hier bis Ende 2014 eine "Übergangs-Mensateria" im Wert von 11 Millionen Euro fertiggestellt werden, damit im selben Wintersemester mit der Erneuerung der Hauptmensa und der darunter liegenden Tiefgarage begonnen werden kann. Hier liegen die Kosten bei rund 42,7 Millionen Euro. Die Ludwigs-Maximilians-Universität in München dagegen ist anscheinend auf Spartrip: Für gerade einmal 3,5 Millionen Euro wurden von Juli 2012 bis Ende April 2013 der Lichthof, das Audimax und weitere Teile des Hauptgebäudes renoviert.
Aber wie geht es in Erlangen weiter? Momentan ist das Untergeschoss der Fakultät gesperrt. Behelfssekretariate wurden im Nachbargebäude eingerichtet. Doch erste Renovierungsarbeiten sind in Sicht: Immerhin die eingestürzten Decken sollen nun für 1,5 Millionen Euro und bis zum Wintersemester 2013/2014 erneuert werden. Ein Teil des Gebäudes soll dann zumindest wieder freigegeben werden. Wie es jedoch an der Friedrich-Alexander-Universität, in Regensburg und an den anderen baufälligen Universitäten und Hochschulen insgesamt weitergehen wird, zeigt die Zeit und bis dahin gilt mancherorts Helmpflicht.
Fällt unseren Studenten die Decke auf den Kopf
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- Kategorie: Junges Regensburg
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