In Jogginghose zum Traumjob

In Asien und Amerika gehört es bereits zum Alltag, in Deutschland wird es immer beliebter: Das Vorstellungsgespräch via Video und Skype. Doch welche Vor- und Nachteile hat diese Art der Internet-Telefonie? Was sollte man beachten? Und was halten große deutsche Unternehmen wie Otto oder BayWa davon?

Ein Skype-Gespräch bringt so einige Vorteile mit sich, das haben bereits die meisten Firmen in Asien und Amerika erkannt. Der Unternehmer kann sich so beispielsweise schnell einen Eindruck vom Bewerber machen und eine leichte erste Vorauswahl bei großer Bewerberanzahl treffen. Der Kandidat selbst spart sich hohe Fahrtkosten und ist weniger nervös, da er sich beim Gespräch in einem ihm gewohnten Umfeld befindet. Auch die sonst so wichtige Körpersprache fällt beim zeitsparenden Vorstellungsgespräch via Video wortwörtlich unter den Tisch.

Unternehmen haben gespaltene Meinungen

Seit 2009 nutzt der Versandhandel Otto Videochats, um Bewerber zu interviewen. Allerdings findet die Personalentscheidung hier nie allein auf der Grundlage eines Skype-Gesprächs statt. Falls danach auf beiden Seiten noch Interesse besteht, folgt die Einladung zu einem persönlichen Gespräch. Ähnlich läuft es bei Osram: Hier ist ein spezieller Video-Raum vorhanden, doch von seiten der Bewerber fehlt es oft an technischem Equipment. Skype-Gespräche gibt es, da es eine wunderbare Möglichkeit ist, auch mit Kandidaten aus dem Ausland in Kontakt zu treten. Als letzte Instanz gibt es allerdings auch hier immer ein persönliches Vorstellungsgespräch. Doch warum nicht gleich so? Die Onlinemarketing-Firma DocCheck beispielsweise ist der Meinung, dass die Internet-Telefonie zeigt, wie unkompliziert und technikaffin ein Bewerber ist ? wer sich nicht auf einen Videochat einlässt, passt vermutlich nicht zum Unternehmen.
Auch Universitäten mit internationalem Bewerberfeld nutzen Skype-Gespräche. So zum Beispiel Corinna Albrecht, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Göttingen, die Studenten für den Masterstudiengang "Deutsch als Fremdsprache" auswählt. Dabei werden allerdings ALLE Kandidaten einem Video-Bewerbungsgespräch unterzogen, auch diejenigen, die fast neben der Uni wohnen.
Die Firma BayWa bevorzugt ausschließlich das persönliche Gespräch, schließlich könne man einen kräftigen Händedruck nicht mit einer Begrüßung bei der Internet-Telefonie vergleichen.

Schlechter erster Eindruck

Eine kanadische Studie zeigt übrigens, dass Beteiligte eines Video-Vorstellungsgesprächs grundsätzlich schlechter abschneiden als im persönlichen Gespräch ? sowohl der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber. Studienteilnehmer bewerten den Prozess als unfair, da sie sich nicht in der Lage fühlen ihr Können adäquat zu zeigen. Außerdem fühlen sich die Video-Bewerber schlechter informiert.  Die Personaler kommen unglaubwürdiger und weniger vertrauenswürdig rüber.

Tipps und Tricks, mit denen Sie gut ankommen

Wer sich nun trotzdem an ein Skype-Vorstellungsgespräch wagen will, sollte sich folgende Tipps zu Herzen nehmen:
Überprüfen Sie unbedingt, ob die Technik (Mikrofon, Internetverbindung, Kamera, etc.) gut funktioniert. Kaum etwas behindert das Gespräch mehr als eine Internetstörung.
Sorgen Sie für die passende Beleuchtung, vermeiden Sie Spots oder zu große Kontraste. Blicken Sie anstatt auf den Bildschirm direkt in die Kamera, um Augenkontakt herzustellen!
Achten Sie auf ein ruhiges und neutrales Umfeld: Verbannen Sie Ihre Mitbewohner und Haustiere aus dem Raum, entfernen Sie Poster und Bilder und räumen Sie das Zimmer auf.
Tragen Sie bestenfalls ein Business-Outfit in dunklen Farben oder ? je nach Branche ? gehobene Freizeitkleidung.
Setzen Sie in Skype Ihr aktuelles Bewerbungsfoto als Profilbild ein und überprüfen Sie Ihren Skype-Namen: Sollte dieser "swagger1988" oder "pinkprincess23" lauten, ändern Sie ihn am besten umgehend.
Üben Sie das Video-Gespräch vorher mit einem Freund, zeichnen Sie es auf und werten es dann aus. So sehen Sie, was Sie noch ändern oder verbessern sollten.
Sollte in der "Ernstsituation" doch Ihre Katze auf die Tastatur springen oder ein Wecker anfangen zu kreischen, bleiben Sie gelassen und lachen Sie darüber.
Auch in Puncto Beinkleid sollten Sie zweimal überlegen und die Jogginghose besser im Schrank lassen. Schließlich könnte es sein, dass Sie zwischendurch plötzlich aufstehen und etwas holen müssen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Glück und eine gute Internetverbindung bei diesem besonderen Vorstellungsgespräch!