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Am 02. August macht Rea Garvey auf Schloss Pürkelgut Halt und holt sich als Support die Soul-Pop-Sängerin Leslie Clio mit ins Boot. Derzeit schlägt der charmante Ire mit seinem vierten Studioalbum „Neon“ neue Töne an und schafft damit nach eigener Aussage eine „urban-streetlike“ Atmosphäre, die er so zuvor noch nicht hatte. Wir haben uns bereits vor dem Konzert mit ihm unterhalten.

Producer, Songwriter, Kollaborationen, die Tour, dann auch noch Coach und Juror im Fernsehen und dein soziales Engagement: Wird es dir nicht ab und an zu viel oder macht genau diese Mischung das aus, was dir Spaß macht und dich inspiriert?

Ich glaube, die Mischung ist wichtig für mich, aber immer in einer Reihenfolge. Mein Privatleben ist natürlich an erster Stelle, sozusagen neben meinem Glauben und meiner Existenz, und meine Liebe zur Musik ist dann der nächste Schritt. Bein Songwriting fängt es an, den Aufnahmeprozess liebe ich auch, und dann geht’s in den Live-Prozess, und dann gibt es ein kleines Fenster, wo ich das Gefühl habe „Okay, ich möchte was anderes unternehmen“ – und dann fängt es irgendwann an zu kribbeln, und ich will unbedingt nochmal Songwriting machen. Diesen Kreis kenne ich schon seit Anfang an. Die anderen Projekte, also „The Voice“ oder andere Fernsehshows, Produzieren oder Songwriting für jemand anderen sind immer unterschiedlich und kommen und gehen, aber die Musik bleibt.
 
Seit einigen Jahren bist du solo unterwegs. Vermisst du das Bandleben oder gefällt es dir solo besser? Was sind denn die Pros und Cons?

Ich glaube, es lebt sich genauso – es gibt halt Pro und Contra. Pro ist natürlich, dass man alle Entscheidungen für sich treffen kann. Das habe ich, glaub‘ ich, irgendwann in der Entwicklung für meine Musik gebraucht. Als Bandmitglied muss man ab und zu Kompromisse eingehen, und das ist auch okay. Aber irgendwann wurden diese Kompromisse zu schwer. Die Freundschaften, die man in einer Band hat, sind natürlich ein bisschen anders als als Solokünstler, weil alle an einem Strang gezogen haben.

Ich kann mich an die harte Zeit erinnern, als wir gar kein Geld hatten, extrem viel gearbeitet haben und nur uns selbst hatten – das schweißt schon zusammen und da ist man unzerbrechlich. Bis das irgendwann nicht mehr der Fokus ist. Und ich glaube, das war dann die Zeit zu gehen. Ich habe dieses Musikgefühl, dass ich mich austoben will. Ich will was erleben, ich will immer meine beste Musik rausholen, und da hat man natürlich mehr Freiheiten als Solokünstler. Es ist eigentlich ziemlich gut ausgeglichen. Ich liebe beide Seiten – die Zeit als Solokünstler liebe ich, und die Zeit mit Reamonn habe ich auch geliebt.

Welche Botschaft ist dir als Person des öffentlichen Lebens besonders wichtig? Was willst du vermitteln?

Ganz ehrlich? Ich frag mich selber manchmal: „Was will ich denn sagen?“ Weil ich glaube, ich habe schon die Pflicht, was Wertvolles zu sagen, wenn ich ein Mikrofon in der Hand habe. Meine erste Pflicht ist, Musik zu bieten und nicht irgendwie von der Bühne zu predigen oder ein politisches Statement zu machen. Ich glaube aber, das Glück im Leben, glücklich zu sein, wird zu wenig geschätzt. Manche würden sagen, es fällt mir leicht, aber ich komme aus einer ganz einfachen Herkunft. Und ich glaube, mein Ziel war und ist immer, glücklich zu sein. Ich hab das Gefühl, das ist eine Art Magnet. Man zieht Dinge an sich. Ich begegne ganz vielen Menschen, die sehr viel gearbeitet haben für diesen ganz großen Traum, für den Riesenerfolg, nicht unbedingt in Musik, sondern im Geschäft oder so, die dann enttäuscht sind, weil es nicht das ist, was sie gedacht haben.

Was ich versuche, daraus zu lernen, ist, dass man jeden Tag so nimmt, wie er ist, und nicht versucht, irgendwelche Ziele in drei Jahren zu erreichen. Es ist jeden Tag so wichtig, dass man das Leben genießt. Wir werden von allen Seiten zugeballert mit so viel Negativität und so viel Angst, und ich denke, das führt nicht zu was Positivem. Ich glaube, dass man weniger Angst haben muss und dafür mehr positive Gedanken und Gefühle, um die Schwierigkeiten und Probleme zu lösen und zu überwinden. Ich glaube, Angst wird irgendwann zu Hass, weil jemand dran schuld ist. Ich habe meinem Glauben zu danken und meiner Familie, sodass ich mit positiven Gedanken nach vorne gehe.

Wenn ich eine Botschaft hab‘, dann, dass man viel mehr mit Produktivität gewinnen und erleben kann, wie wenn man sich versteckt und Angst hat. Es ist auch heutzutage so, dass man in politischen Kreisen weltweit hört, dass man sich schützen muss, und ich finde, das ist ein Mittel, das die Politik nutzt, um Angst zu schaffen – und das finde ich unverantwortlich. Diese Angst dürfen wir gar nicht haben. Wovor schützen wir uns? Im Endeffekt müssen wir anfangen, uns vor den Politikern zu schützen. Ich verhedder‘ mich manchmal in diesen Gedanken auf der Bühne, wenn ich mir denke „Ich will nicht hier oben stehen und alle zupredigen“, aber ich will eigentlich, dass jeder das Leben genießt. Und ich will, dass jeder ein Lächeln in sich selbst findet, weil das so viel wert ist – im Vergleich zu dieser Angst und dem „Ich mach‘ alle Türen zu“.

Würdest Du sagen, dass dies das Wichtigste an deinem Beruf ist? Diese Message?

Ich glaube, es ist wichtig, das nicht zu ignorieren. Die Musik ist der Schlüssel, die Verbindung zwischen mir und meinem Publikum, und das ist immer noch das Wichtigste. Dass ich Musik in die Welt bringe, das anderen Freude bringt und wir das gemeinsam erleben. Und wenn wir dann wie Freunde reden, dann gibt es Themen, die man ansprechen muss – ob das Klimawandel ist, ob es Glauben ist oder Politik oder die Welt, wie sie heute ist. Ich glaube, unsere Verantwortung als Musiker ist schon, diese Zeit zu richten. Aber jeder muss auf seine eigenen Kompetenzen achten. Ich weiß nicht, wie gut ich darin bin, ich geb‘ mein Bestes, aber versuche nicht zu sagen „Ich weiß es genau“. Ich sag eher meine Meinung und versuche, Gedanken zu inspirieren. Wenn man mal für eine Minute recherchieren würde, wie gut tatsächlich alles ist, anstatt dass man so oft hört, wie schlecht alles ist, wäre man schon viel besser drauf (schmunzelt).

Was macht Rea Garvey, wenn er nicht Musik macht?

Ich hab tatsächlich mehrere Hobbies, ich komm‘ aber zu wenig dazu (lacht)! Ich mag sehr gerne Sport – nein, das ist eine Lüge. Ich mag’s nicht, ich find’s wichtig (lacht)! Ich weiß, das ermöglicht sehr vieles, was ich mache. Ich bin jemand, der zeitweise Sport macht. Ich merk‘ halt, okay, Weihnachten war ziemlich hart, man hat die Zeit genossen, ich feiere gerne – und dann irgendwann sagt man halt, ich muss mich jetzt richten. Sport ist schon ein Luxus. Wenn ich eine Stunde am Tag Sport machen kann mit einem langjährigen Freund von mir, der Fitnesstrainer ist, dann freu‘ ich mich.

Ich liebe auch andere Dinge – ich bin in alle Richtungen interessiert. Als Sportler zum Beispiel kann ich alles spielen, aber bin nirgends der Beste. Das ist so meine Art. Ich liebe antike Möbel – meine Mutter hat mir das irgendwann ins Ohr gelegt. Ich liebe es, mit Holz zu arbeiten, und ich bin ziemlich gut mit meinen Händen. Ich mach‘ zumindest weniger kaputt als ich repariere. Ich liebe Maschinen – ob das Motorräder sind oder Autos oder Flugzeuge – die beeindrucken mich, und vor allem die Arbeit, die darin steckt. In einer Zeit, in der man die ganze Motorenindustrie überholen muss, damit es das Klima nicht so betrifft wie sie es gerade tut, das ist spannend und das wird sich auch geben, da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wir müssen nur aktiv dranbleiben.

Kleiner Blick in die Kristallkugel: Was passiert in den nächsten fünf Jahren bei dir? Welche Ziele und Wünsche hast du?

Die nächsten fünf Jahre ist schwierig – ich bin auf jeden Fall durchgeplant bis Ende 2021. Den Kalender kenn‘ ich. Ich weiß, dass ich auf jeden Fall erst mal „The Voice“ wieder mache, dass Tours anstehen, und Festivals, die ich in diesem Jahr nicht gespielt habe, will ich dann nächstes Jahr spielen. Ich weiß, dass ich ein Album in mir habe – ich weiß nicht, wie es heißt und wo es mich hinführt, aber ich merk‘ schon… Ich war schon mehrmals im Studio und hab gemerkt – nee, zu früh, zu früh. Und irgendwann geh‘ ich ins Studio und sag‘ „Jetzt ist es soweit“. Diesen Prozess liebe ich.

Ich hab‘ die Ruhe auch nicht in mir. Ich will auf jeden Fall arbeiten. In Frankfurt mache ich drei Shows mit Michael Mittermeier und Sasha, das heißt „Christmas Chaos“ – das war ein Abend, an dem wir aus waren und angefangen haben, darüber zu schnacken, und dann gesagt haben „Fuck it, let’s do it!“, und dann haben wir die Halle gebucht und jetzt sind alle Nächte fast ausverkauft. Das ist auch eine Sache, die ich sehr gerne mache. Irgendwann dreht sich die Uhr und man sagt, jetzt will ich, keine Ahnung, auf ein Fahrrad steigen und nach Polen fahren… alles ist möglich (lacht)!

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