Jahrzehntelang war das Gloria-Kino mit seiner ikonischen halbrunden Fassade eines der prägendsten Gebäude im Regensburger Stadtbild – ein Treffpunkt für echte Filmfreunde. Dann stand es lange Zeit leer – immer wieder wurde es Opfer von Schmierereien. Sein Glanz aus vergangenen Tagen schien verloren. Doch nun kehrt endlich wieder Leben – und ein Hauch Dolce Vita.
Alt eingesessene Regensburgerinnen und Regensburger erinnern sich noch heute an den Duft von frisch zubereitetem Popcorn, der durch das Foyer zog. In die weichen, gemütlichen Stoffsessel konnte man einsinken wie in den heimischen Fernsehsessel. Mehrmals täglich liefen dort Filme – von aktuellen Blockbustern bis hin zu zeitlosen Klassikern. Mit seiner halbrunden Form glich das alte Kino eher einem kleinen Amphitheater als einem Lichtspielhaus, wie man es heute kennt.
Ein Blick in die Vergangenheit des Gloria-Kinos...
Viele kennen das Gebäude in der Simadergasse 2 noch als Gloria-Kino. Diese Regensburger Institution entstand dort in den 50er-Jahren. In den 80ern war es das größte Kino Regensburgs. Nach einer Sanierung im Jahr 2000 diente es dann vor allem als Diskothek – immer wieder wechselten die Betreiber. Von 2013 bis 2015 wurde es zum Sport-Kino mit Bar, es wurden etwa die Fußball-Bundesliga oder Formel1 übertragen. Dieses Konzept erfreute sich allerdings keiner großen Beliebtheit, weshalb in der Folge erneut ein Diskobetrieb entstand. 2015 kaufte Neli Färber, der Wirt des Orphée in Regensburg (Namenlos GmbH), das Gebäude. Der Plan war, wieder ein Kino daraus zu machen. Da geplante Fördergelder dann jedoch nicht bewilligt wurden, musste der Bau gestoppt werden. 2016 wurde bekannt, dass Franz Wunderlich von der Regensburger Händlmaier GmbH das Gebäude gekauft hatte und ab 2016 fand dort Promifotograf Rainer Fleischmann einen Platz für sein Studio. Der Vorbesitzer hatte verschiedene Nutzungsideen, nach Auszug des Fotostudios stand das Gloria jedoch leer und immer wieder haben sich Personen unerlaubt Zugang zum Gebäude verschafft um dort zu Nächtigen oder illegale Parties zu feiern. Seit 2022 gibt es einen neuen Eigentümer, der bisher nicht öffentlich in Erscheinung getreten ist. Schnell hat er die Sanierung und die Umwandlung in ein gastronomisches Konzept auf den Weg gebracht…

Das Gloria-Kino im Jahr 1960, © Stadt Regensburg, Bilddokumentation
In den vergangenen Jahren erinnerte jedoch nicht mehr viel an die schillernde Zeit des Gloria Kinos. Lange stand das Gebäude leer, immer wieder wurde es durch Graffitis und andere Schmierereien verunstaltet. Mit verschiedenen Aktionen wie dem Pilotprojekt zur Verschönerung der Simadergasse – initiiert vom „Labor der kreativen Köpfe“ im Rahmen der SmartCity-Förderkulisse R_NEXT – hatte die Stadt versucht, die Täter abzuschrecken. Und nun möchte Gastronom und Unternehmer Alex Desentis dieser Regensburger Institution wieder neues Leben einhauchen.

Das Gloria-Kino mit seinen gemütlichen Sesseln, 1960. © Stadt Regensburg, Bilddokumentation
Das Leben beginnt nach dem Kaffee
„La vita comincia dopo il caffè“ – Das Leben beginnt nach dem Kaffee. Ganz nach diesem bekannten italienischen Spruch sollen sich die Regensburgerinnen und Regensburger im künftigen Gloria schon in den frühen Morgenstunden einen echten italienischen Espresso an der Bar schmecken lassen – wie in Bella Italia.
Doch das Gloria wird mehr sein als nur ein Ort für den perfekten Kaffee. Ein facettenreiches Konzept hat sich der neue Inhaber überlegt: Pizza und Pasta wie bei Mamma soll es geben sowie italienische Feinkost zum Mitnehmen. Zudem sollen unter anderem spannende Workshops und andere kulturelle Events stattfinden. Und wer weiß, vielleicht wird sogar wieder der ein oder andere Film über die Leinwand laufen…
Alles wie in Bella Italia
Wenn man vom Viereimerplatz aus auf den Haupteingang des Glorias zuläuft, dann soll im Inneren ein kleiner separater Bereich mit schönen Holzvertäfelungen entstehen, der durch eine Wand vom hinteren Teil des Gebäudes – dem Hauptspeisesaal – abgetrennt ist. Eine große Theke wird sich über die gesamte Raumfront erstrecken und den ganzen Tag über mit leckeren italienischen Köstlichkeiten zum Mitnehmen befüllt sein. Hier können die Gäste bereits ab sieben Uhr morgens ihren original italienischen „Caffè“ genießen. Neben frischem italienischem Gebäck wie Cornetto oder Sfogliatella soll es auch selbst gebackenes Brot, Panini und Focaccia geben – seinen Belag kann man sich aber auch individuell zusammenstellen. Gemütliche Frühstücker können sich die erste Mahlzeit des Tages auch ganz bequem in einem kleinen Sitzbereich auf der rechten Seite schmecken lassen.

Ein Entwurf vom mexikanischen Architekten Michel Rojkind für den Grab-and-Go-Bereich.
Auch italienische Lebensmittel und Feinkost sowie Weine soll es direkt vor Ort zu kaufen geben. Pasta, Soßen und Pestos sollen von einer kleinen Manufaktur in Italien bezogen werden. Selbst klassische Caffettiere – die kleinen Espressokocher, wie man sie aus italienischen Küchen kennt, – können vor Ort erworben werden. Gebäcke wie Panettone werden saisonal angeboten. „Diese erhalten wir von einem sehr guten Hersteller, der die Panettone in tollen Dosen verkauft“, freut sich Alex Desentis. Den charmanten vorderen Teil stellt er sich vor wie ein kleines Café in Mailand, in dem er immer gerne sitzt, seinen Kaffee genießt und die Menschen beobachtet.
Das Herzstück
Etwa ab elf Uhr gibt es dann eine extra Mittagskarte, auf der drei bis vier Gerichte angeboten werden, die bereits vorbereitet sind und somit schnell serviert werden können.
Diejenigen, die ein entspanntes Mittagessen mit ihren Liebsten richtig auskosten und lange sitzen wollen, können auch aus der regulären Speisekarte ein Gericht wählen – von Fleisch und Fisch über Pizza bis hin zu Pasta. Dafür wird der großzügige Restaurantbereich im hinteren Teil des Hauses ebenfalls bereits zur Mittagszeit geöffnet sein. Besonders erlebbar wird das Kochen dabei durch die offene Gestaltung: Inmitten des Restaurants entstehen separate, freistehende Stationen für Pizza, Pasta und Fleisch.
In dem imposanten, hohen Gebäude mit der abgerundeten kupfernen Decke finden die Menschen sowohl im unteren Bereich als auch auf der Empore Platz – diese kann laut Alex Desentis auch für Firmenfeiern oder andere Events gebucht werden. Dieser Raum bildet das Herzstück des Restaurants.
Von Piano-Abenden bis zum italienischen Cinema
Dort sollen auch regelmäßig Veranstaltungen stattfinden – von Kochkursen und Workshops am Vormittag bis zu Life-Musik oder Piano-Konzerten am Abend. Eine Idee, die Kinofreunde begeistern dürfte, ist Alex Desentis‘ Plan, Cinema-Abende abzuhalten, an denen zum Beispiel italienische Filme gezeigt werden. Aber auch Fußballübertragungen kann er sich vorstellen. Für Zweisamkeit ist auch gesorgt: So soll ein Separee Private-Dining ermöglichen.
Wer lieber im Freien sitzt und mit dem besten Freund bei einem schönen Glas Wein über das Leben philosophiert, kann das im großzügigen Außenbereich des Glorias: Gäste finden in der Simadergasse am kompletten Gebäude entlang bis hin zum Brunnen am Viereimerplatz Sitzmöglichkeiten. Sind erst einmal alle Innen- und Außenplätze belegt, werden im Gloria um die 200 Gäste Platz finden.
Doch noch ist das alles nur eine schöne Vision.

Was bleibt von der Goldenen Zeit?
Wer aktuell die ehemaligen Kino-Räume betritt, begegnet Baugerüsten, Werkzeug und Staub. Die Bauarbeiten sind in vollem Gange und daran, dass dort bald etwas eröffnet, ist noch nicht zu denken. Das Innere wurde kernsaniert, nicht mehr viel erinnert noch daran, dass dort mal ein Kinobetrieb stattgefunden hat. Doch betrachtet man den Innenraum genauer, ist durchaus einiges geblieben, das an die Goldene Zeit erinnert: So sieht man noch ganz deutlich, wo die Leinwand angebracht war. Dieser Bereich soll weiterhin als Bühne genutzt werden. Und nicht nur das: Alex Desentis möchte genau an dieser Stelle wieder eine Leinwand anbringen, die bei Bedarf ausgefahren werden kann. Der neue Inhaber erklärt, wie wichtig es sei, dass die Kino-Atmosphäre erhalten bleibe. Die Gäste sollen auch künftig noch daran erinnert werden, dass hier vor nicht allzu langer Zeit ein Kino war. Betrachtet man die Bühne, fällt der Blick unweigerlich auf die Kunstwerke, die eindrucksvoll darüber thronen. Diese stehen unter Denkmalschutz und werden daher lediglich behutsam restauriert. Gleiches gilt für die Treppe, die auf die Empore führt, sowie das Geländer und mehrere Fenster – darunter auch die wunderschönen bunten im Aufgang. Sie alle bleiben fester Bestandteil des Gebäudes.

Inhaber Alex Desentis mit seiner Frau und seinen drei Kindern auf der Baustelle des Gloria.
Alles hausgemacht – wie bei Stefanos Mamma
Doch warum möchte ein Mexikaner ein italienisches Restaurant aufmachen? Der Grund reicht zurück bis in Alex Desentis‘ Jugend: Damals war er ständig bei seinem besten Freund Stefano zuhause. Er ist Italiener. Und dort hat er immer wieder das köstliche Essen von Stefanos Mamma und Nonna genossen – und seine Liebe für echtes italienisches Essen war entfacht.
In der Zeit hat er auch gelernt, wie italienische Hausmannskost zubereitet wird. Diese zauberhaften Aromen und die italienische Gastfreundschaft möchte er jetzt ins Gloria einziehen lassen. „Mir fehlt in Regensburg ein vergleichbares Konzept, wo es sich wirklich so anfühlt, als würde man Pasta von der Nonna essen“, beschreibt Alex Desentis.
Deshalb setzt er bewusst auf eine kleine Karte mit einer erlesenen Auswahl an Speisen: „Wir werden Lebensmittel von höchster Qualität direkt von ausgewählten Händlern aus Italien importieren und möchten möglichst viel selber machen: Von täglich frischem Brot bis zur Pasta. Den Unterschied schmeckt man einfach“, ist der Vollblut-Gastronom überzeugt. Ein exzellenter Koch soll das Menü saisonal immer wieder anpassen.

Ein Entwurf, wie der Hauptbereich künftig aussehen könnte. Viele Elemente erinnern noch an die Kino-Ära.
Zeitloses Flair statt flüchtigem Zeitgeist
„Wenn ich ein Restaurant eröffne, verkaufe ich nicht nur Essen, sondern ein Erlebnis – das geht schon bei der Begrüßung los. Unser gesamtes Servicepersonal soll unseren Gästen das Gefühl geben, Königinnen und Könige zu sein“, beschreibt Desentis. Bedienung, Essen, aber auch die Inneneinrichtung machen seiner Meinung nach das Gesamterlebnis aus.
So legt er großen Wert auf das Design und hat dafür den bekannten mexikanischen Architekten Michel Rojkind engagiert. Wichtig ist ihm, dass das Interieur zeitlos ist – edel, aber nicht zu modern und mit einem Hauch italienischer Leichtigkeit. Es wird Holzelemente geben und die kupferne Decke bleibt als imposanter Kontrast bestehen.
Der separate Grab-and-Go-Bereich soll seinen ganz persönlichen Charme erhalten. „Die Inneneinrichtung wird hier rustikaler sein als im Hauptbereich“, verrät der künftige Inhaber. Um für angenehmes Tageslicht zu sorgen, wird hinter den Sitzplätzen im Eck eine weitläufige Fensterfront eingearbeitet – dafür müssen die Nischen weichen, in denen einst die neuesten Filmplakate die Gäste ins Kino lockten.
La Dolce Vita in Sicht
Man kann sich bereits jetzt vorstellen, wie einem schon am frühen Morgen der Duft von frischem Cornetto entgegenweht, man an der Theke seinen ersten Espresso genießt und dabei ein paar Worte mit dem Nachbarn wechselt. Noch müssen wir uns ein wenig gedulden, denn das neue Gloria eröffnet im Herbst 2025. Doch das Dolce Vita lebt schon heute in Regensburg – mit wunderbaren italienischen Adressen wie Luna Rossa, Trattoria Marina, Amore Vino & Amici, Trattoria Sorano, Osteria Federico Secondo und vielen anderen, die mit hausgemachter Küche und echter Gastfreundschaft ein Stück Italien auf den Teller bringen. Und bald wird das Gloria diese kulinarische Vielfalt noch um eine weitere Facette bereichern.
Marina Triebswetter | filterVERLAG