section_topline
Redaktions-Hotline: +49 (0)941 59 56 08-0
section_mobile_logo_top
section_header
section_navigation
section_breadcrumbs
section_component

2014 ist ein Jahr des kollektiven Erinnerns und Gedenkens: 25 Jahre nach Beendigung des Kalten Krieges und dem Fall der Berliner Mauer, 75 Jahre nach Ausbruch des Zweiten und 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges gedenken nicht nur die Deutschen ihrer Schicksalsjahre 1989, 1939 und 1914.

Die öffentliche Erinnerungs- und Gedenkkultur läuft weltweit auf Hochtouren. Vor diesem Hintergrund leistet die szenisch-musikalische Revue "Davon geht die Welt nicht unter" einen unterhaltsamen und durchaus nachdenklichen Beitrag zum Thema Erinnerung und Gedenken und stellt kritisch in Frage, ob wir wirklich aus der Geschichte lernen.

Das Kooperationsprojekt des Germanistentheaters und des UR Stage Clubs der Universität Regens-burg zeigt unter der Leitung von Dr. Simone Merk in vier Szenen die Geschichte einer deutschen Familie über vier Generationen hinweg und nimmt so die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts von 1914 bis 2004 stationenhaft in Augenschein. Zugleich wird die Geschichte eines "deutschen Jahres" vom Sommer 2004 über den Herbst 1974 und den Winter 1944 bis zum Frühjahr 1914 im Rückblick erzählt. Thematisch reicht der Bogen dieser Zeitreise in die Vergangenheit von den Montagsdemonstrationen gegen die Hartz IV-Gesetze im Sommer 2004, der zunehmenden Radika-lisierung der studentischen Protestbewegung bis hin zum RAF-Terrorismus im Herbst 1974, der Entfesselung des totalen Krieges nach Goebbels Sportpalast-Rede und der Evakuierung der Stadt-bevölkerung aufs Land im Winter 1944 bis zum letzten Friedensfrühjahr 1914, als die Mitglieder der angesehenen Fabrikantenfamilie Hofreiter kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nach einer Beerdigung in Streit geraten und so das Familiendrama seinen unaufhaltsamen und schicksalhaften Lauf nimmt.

Dieser szenische Parforce-Ritt durch das 20. Jahrhundert wird musikalisch durchsetzt von deut-schen Schlagern und Chansons der 20er bis 40er Jahre. Die Lieder werden auf der Bühne von den Darstellern mit Klavierbegleitung live dargeboten und unterbrechen die Handlung, treiben diese voran oder kommentieren das Bühnengeschehen genauso wie es dem Zuschauer aus dem klassischen Musical-Genre vertraut ist.

Sommer 2004: Siegfried ist kein strahlender deutscher Held; er ist genau das Gegenteil. Er ist ein Verlierer auf ganzer Strecke. Sein Geld hat er durch Spekulationen am Neuen Markt und den Kauf von T-Aktien verloren. Opfer seiner eigenen Gier und unfähig den Verlockungen und heilsge-schichtlichen Versprechen des entfesselten, neoliberalistischen Markts zu widerstehen, ist er nicht in der Lage, Verantwortung für sein eigenes Tun und Handeln zu übernehmen. Auf der Suche nach einem Sündenbock für sein Scheitern und seinen sozialen Abstieg zum Hartz IV-Empfänger erin-nert er sich der vermeintlichen "Heldentaten" seines Opas im Kampf der deutschen Wehrmacht vor Stalingrad. Wie in einer filmischen Überblendung nimmt er durch die stilisierte Erinnerung an seinen Opa in Form eines soldatischen Ehrengedenkens die nationalsozialistische Ideologie der Großelterngeneration an. Durch diesen ideologischen Rückgriff findet er einen in seinen Augen geeigneten Sündenbock für sein eigenes Scheitern. Er schreit nach Rache und ist gewillt, diese auch in die Tat umzusetzen.

Nach und nach entblättert sich dem Zuschauer Siegfrieds Geschichte und die Geschichte seiner Familie wie ein rückwärts gelesenes Buch. Es ist eine Geschichte des Scheiterns und der Zuschauer wird zum Augenzeugen dieses Scheiterns. Er begegnet Figuren, die in den Handlungsmustern der jeweiligen Vorgängergeneration gefangen und deshalb nicht in der Lage sind, sich den Heraus-forderungen ihrer eigenen Zeit zu stellen. Dieses lebensfeindliche Erbe setzt sich von Generation zu Generation fort. Die Figuren können aus den Schatten der Vergangenheit nicht heraustreten und lei-den unter Schattentraumatisierungen. Der Grund ihrer eigenen Lebensunfähigkeit bleibt ihnen letztendlich versagt, denn sie können sich nicht daran erinnern. Nur eines ist gewiss: In nichts ist der Mensch so manipulierbar wie in seiner Erinnerung.

Die Aufführungen finden vom 17. bis 21. Juli jeweils um 19.30 Uhr im Theater an der Uni statt. Einlass ist ab 19.15 Uhr (freie Platzwahl). Karten können zum Preis von 7 ? (ermäßigt 5 ?) im Vor-verkauf bei Bücher Pustet an der Universität (ab 3. Juli) und an der Abendkasse erworben werden. Kartenreservierungen werden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! entgegengenommen. (Abholung und Bezahlung der reservierten Karten bis spätestens 19.00 Uhr an der Abendkasse. Nicht abgeholte Karten gehen in den freien Verkauf. Öffnung der Abendkasse an den Vorstellungsabenden ab 18.30 Uhr.)

Eventfilter

section_breadcrumbs
footer
Cookie-Einstellungen
nach oben