Raum ist da, man muss ihn nur nutzen

Leerstand in Regensburg. Gemeint sind nicht ? wie sich viele Bürger vielleicht wünschen würden ? Wohnungen, sondern Ladenlokale in der Stadt. Während viele von diesen über einen längeren Zeitraum hinweg leer stehen, ist die Kulturszene der Stadt fortwährend auf der Suche nach Raum für Kunst, Kultur und Begegnung. Zeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

Das dachten sich Julia Sperber und Tilo Kmieckowiak - junge Studierende und kulturbegeisterte Regensburger Bürger - und gründeten die Initiative con_Temporary. Gemeinsam setzen sie sich für die kulturelle Zwischennutzung leerstehender Gebäude in Regensburg ein. Das Konzept ist denkbar einfach: Leerstehender und damit ungenutzter Raum wird belebt. Die bunte Kulturszene Regensburgs kann sich entfalten, es werden Orte für kreative Prozesse geschaffen. "Das lässt sich kostengünstig realisieren, bringt Leben in die Bude und Euch eine Bühne (egal ob zum drauf- oder davorstehen), sodass eine Win-Win-Win-Situation entsteht für Besitzer, Viertelbewohner, Kreativköpfe, die Stadt, Dich und Mich" heißt es bei con_Temporary.

Den Anstoß für Julia und Tilo zur Gründung der Initiative gab die Ankündigung im Januar 2014, dass der ArtClub schließen und auch das Ostentorkino, eine Regensburger Institution, einer "Eventlocation" weichen müsse. Stimmen wurden lauter, die sich fragten wo und wie sich eine freie Kulturszene in Regensburg überhaupt noch entwickeln könne. An Kreativität und Ideenreichtum mangelt es schließlich nicht, nur wohin? Con_Temporary findet, dass in dieser Hinsicht bereits ein Umdenken stattgefunden hat. Als Beispiel nennt es die Initiative "Komplex", die sich mit einem umfassenden Konzept für die kulturelle Umnutzung des Evangelischen Krankenhauses einsetzt. Hier sollen, nachdem das Krankenhaus 2017 schließen muss, dauerhafte Räume für die freie Kulturszene geschaffen werden. Auf dem Campus der Hochschulen finden derzeit bereits viele Kunstausstellungen, Konzerte oder neue Formen des Slams (Poetry/Science Slam) statt. Als ein Teil eben dieser kulturellen Bewegung in Regensburg sieht sich con_Temporary an.

Doch wer genau steht hinter der Initiative? Con_Temporary ist ein "loser Verbund" von jungen Regensburger Bürgern, größtenteils Studenten, die kulturell interessiert sind. "Noch haben wir keine Gesellschaftsform, in Zukunft möchten wir aber unter einem kulturellen Dachverein stehen", sagt Tilo. Über Flyer und das Internet informiert con_Temporary über seine Aktionen.


Auf dem Weg zur ersten Zwischennutzung hat con_Temporary große Unterstützung von Seiten der Stadt erfahren. Das leerstehende Ladenlokal befand sich im Besitz der Stadtbau GmbH, die es der Initiative gerne zur Verfügung stellte. "Alles easy going", resümiert Tilo, der die Zusammenarbeit mit der Stadtbau in Zukunft gerne intensivieren möchte. Denn die Suche nach einem geeigneten Raum sei der schwierigste Teil. Besonders gegenüber privaten Besitzern stößt die Initiative auf Skepsis. "Die Hoffnung für die Zukunft ist, dass die Idee möglichst viele Leute erreicht und den Hausbesitzern die Bedenken genommen werden, sodass diese von sich aus auf uns zukommen, um ihre Immobilie temporär zu beleben."

Die erste Zwischennutzung jedenfalls kann con_Temporary als positive Referenz verbuchen, kam doch sogar Regensburgs Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, um der Initiative seine Unterstützung auszusprechen. "Der OB war begeistert davon und versprach uns für die Zukunft ? sobald wir eine Rechtsform haben ? noch mehr Hilfe von Seiten der Stadt."

Noch gibt es keinen konkreten Plan für eine nächste Aktion. Fest steht aber, dass zum ersten Vorlesungswochenende nach den Semesterferien Ende Oktober im Rahmen des Popkultur Festivals eine erneute Zwischennutzung stattfinden soll. Wo, ist noch nicht klar, aber Tilo weiß: "Du musst anfangen zu organisieren, bevor der Raum da ist." Schließlich müssen Termine mit den Künstlern koordiniert und ein Rahmenprogramm zusammengestellt werden.