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Inhaftierung, Zwangsumsiedlung, seelische und körperliche Gewalt: Die DDR-Diktatur habe die ganze Bandbreite repressiver Maßnahmen ausgeschöpft. Aber auch Jahrzehnte nach dem Mauerfall sei das Schicksal der Verfolgten nur wenigen bewusst, heißt es bei der Bundeszentrale für politische Bildung. Passauer Wissenschaftler wollen das ändern und herausfinden, was Verfolgte in der DDR motivierte, gegen den Strom zu schwimmen. Im Rahmen eines vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts verantwortet die niederbayerische Hochschule den Bereich „Diktatur und Gewissen“.

Das Ziel des Verbundprojekts, das von 2019 bis 2022 läuft: eine Datenbank nach dem Muster der Holocaust-Opfer-Datenbank der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zu erarbeiten. Damit könnten künftig erstmals exakte Aussagen zur Gesamtzahl der politischen Häftlinge und der aus politischen Gründen Getöteten, Deportierten und Verletzten in SBZ und DDR getroffen werden. 

Das Passauer Teilprojekt leitet die Professorin Barbara Zehnpfennig, Inhaberin der Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte. Es untersucht die Ideenwelten von Verfolgten und Verfolgern. Geklärt werden soll, was die mit der Durchführung der Repression beauftragten Institutionen motivierte und welche Rolle dabei die kommunistische Ideologie spielte. Ein weiteres Themenfeld ist, wie die Ausführenden ihre Handlungen vor sich selbst und vor ihrer Umgebung legitimierten. Analog erforschen die Wissenschaftler die Verfolgten. Deren Motivation ist bisher oftmals nur durch die Interpretation (halb-)öffentlicher Selbstzeugnisse erschlossen.

Die Wissenschaftler wollen herausfinden, welche tieferliegenden Motive sie veranlassten, einen anderen Weg als die Mehrheitsgesellschaft einzuschlagen und welche Faktoren dafür prägend waren: In Betracht kommen individuelle Wertvorstellungen, religiöse Überzeugungen, aus dem Westen entlehnte Ziele, das soziale Umfeld oder auch Erfahrungen mit dem Alltag der sozialistischen Gesellschaft.

Sprecher des Forschungsverbunds ist Professor Jörg Baberowski, Inhaber des Lehrstuhls für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin. Neben Passau sind an dem Vorhaben außerdem die Gedenkstätte Hohenschönhausen, das Menschenrechtszentrum Cottbus, die Robert-Havemann-Gesellschaft und die Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam beteiligt. Teil des Projekts sind darüber hinaus Professor Johannes Weberling von der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder sowie Professorin Isabella Heuser und Professor Stefan Röpke von der Charité-Universitätsmedizin Berlin.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Verbundprojekt „Landschaften der Verfolgung“ als eines von vierzehn Projekten, die sich mit der Geschichte der DDR auseinandersetzen. Zentrale Ziele dieser Forschungsinitiative: eine stärkere Verankerung der DDR-Forschung an den Hochschulen sowie die engere Vernetzung von (außer-)universitärer Forschung und Gedenkstätten. Die Initiative will Forschungsergebnisse auch für die Öffentlichkeit besser zugänglich machen.

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