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Imposante Gebirgsformationen, davor karge Bergketten und ganz vorne Hirten mit ihren Tieren in einer sanften Hügellandschaft – Ludwig Richters „Frühlingsmorgen im Lauterbrunner Tal (Auszug der Sennen)“ gehört zu den Vorzeigestücken der deutschen Romantik. Unter den Malschichten entdeckte Vorzeichnungen weisen zudem auf eine interessante Entstehungsgeschichte hin, der das Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg auf den Grund gegangen ist.

Richter wollte die Figurengruppe zunächst anders anlegen und behalf sich dabei mit einer Skizze seines Kollegen Julius Schnorr von Carolsfeld. Die Kabinettausstellung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg greift diese Spur vom 17. Mai bis 23. Juni auf und führt den kreativen Austausch zwischen den beiden Künstlerfreunden vor Augen.

Wie Puzzleteile fügen sich die Exponate zu einem Gesamtbild zusammen: Im Mittelpunkt steht der „Frühlingsmorgen im Lauterbrunner Tal (Auszug der Sennen)“ und dessen Infrarotreflektografie, eine Aufnahme im gleichen Maßstab. Im Vergleich mit der besagten Zeichnung von Julius Schnorr von Carolsfeld lässt sich unter den verworfenen Figuren vor allem ein markanter Hirte, der nach oben blickt und sich auf den Stock stützt, erkennen. Ein weiteres Gemälde Richters, das „Tal bei Amalfi mit Ausblick auf den Meerbusen von Salerno“, 1826 in Rom entstanden, zeigt hingegen Schnorrs Figuren eins zu eins. Weitere Zeichnungen und Drucke von Richter sowie seine persönlichen Erinnerungen und Werke seines Bruders Willibald ergänzen den Einblick in die Entstehungsgeschichte der außergewöhnlichen Alpenlandschaft.

Jahrhundertelang verschollenes Werk mit überraschender Entdeckung

Rund 115 Jahre lang war Richters 1827 vollendetes Werk verschollen. Erst 2009 konnte es durch glückliche Fügung wiedergefunden werden. Eine weitere überraschende Entdeckung sollte bald folgen. Die kürzlich angefertigte Infrarotreflektografie machte Bleistiftlinien sichtbar, die sonst von Malschichten
verdeckt sind. Diese Unterzeichnungen verraten, dass Ludwig Richter die Figuren ursprünglich anders geplant hatte. Ihre Haltung und Verteilung in der Bildfläche zeigen im Detail Ähnlichkeiten mit einer Zeichnung seines Freundes Julius Schnorr von Carolsfeld (Leipzig 1794 – 1872 Dresden). Das von Richter hoch geschätzte Blatt mit Schnorrs Widmung ist bis heute erhalten und bildet eines der Exponate in der Regensburger Ausstellung.

Kennenlernen in der Künstlerkolonie in Rom

Schon seit seiner Jugend hatte sich Ludwig Richter auf Landschaftsmotive konzentriert. Die Natur studierte er am liebsten bei seinen Wanderungen. Geprägt hat ihn zunächst sein Vater, der ihn bereits früh unterrichtete. Carl August Richter war Professor für Landschaftsmalerei an der Dresdner Kunstakademie – seine Stelle sollte Ludwig später übernehmen. Julius Schnorr von Carolsfeld beschäftigte sich hingegen mit Figurenszenen. Er wählte insbesondere religiöse Themen, die damals im Umkreis der sogenannten Nazarener zum Ausganspunkt für einen erneuerten Kunstbegriff wurden: Man wollte sich von den Vorbildern der klassischen Antike loslösen und „Herz, Seele und Empfindungen“ zum Ausdruck bringen. Die so gesinnten deutschen Maler fanden sich in einer Künstlerkolonie in Rom zusammen. Hier lernten sich 1825 auch Richter und Schnorr von Carolsfeld kennen und Richter erhielt von Schnorr gleich wichtige Anregungen für die Staffagefiguren in den Landschaftsszenen.

Dialog mit besonderem Phänomen

Zwischen den beiden entwickelte sich ein bemerkenswerter Dialog – aus kunsthistorischer Sicht ein besonderes Phänomen. 200 Jahre zuvor arbeiteten nicht selten spezialisierte Maler gemeinsam an einem Bild, zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist das jedoch ein Ausnahmefall. So ist das Zusammenwirken des Landschaftsmalers und des Figurenspezialisten vor allem im Zeichen des romantischen Freundschaftskults zu sehen.

Begleitprogramm mit Expertenvorträgen

Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm begleitet die Ausstellung. Die Eröffnung findet in Form einer Matinee am Sonntag, 17. März, um 11 Uhr statt. Begleitend wird ein Kinderprogramm angeboten. Agnes Tieze stellt die Präsentation in einer Serie von Kurzführungen vor. Die erste findet unter dem Titel „Mittagspause im Museum“ am 27. März, um 13 Uhr statt, weitere folgen am 17. April, 8. Mai, 22. Mai und 5. Juni.

Am Donnerstag, 9. Mai, um 19 Uhr hält der Historiker Maximilian Wagner den Vortrag „Wie im unendlichen Luftmeer schwebend“. In Anlehnung an das Motiv des Gemäldes führt er darin in die Thematik der Berge und des Bergsteigens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. „Eine Künstlerfreundschaft, die unter die (Mal-)Haut geht“ lautet der Titel der Expertenführung mit Jan Nicolaisen vom Museum der bildenden Künste Leipzig, die sich mit den Unterzeichnungen in Richters Gemälden allgemein und speziell bei „Tal bei Amalfi“ beschäftigt. Diese findet am Donnerstag, 16. Mai um 19 Uhr statt.

Die zweite Expertenführung gibt Prof. Ivo Mohrmann von der Hochschule für Bildende Künste Dresden am Sonntag, 2. Juni, um 14 Uhr. Auf den Spezialisten für die Strahlenuntersuchung von Kunstwerken gehen die gemäldetechnologischen Untersuchungen des Regensburger Richter-Bildes zurück. In seinem Beitrag „Mit meiner Arbeit hab ich Sorg und Müh…“ erläutert er die zeichnerische Vorbereitung von Ludwig Richters Gemälden. Der letzte Ausstellungstag ist am Sonntag, 23. Juni.

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