section_topline
Redaktions-Hotline: +49 (0)941 59 56 08-0
section_mobile_logo_top
section_header
section_navigation
section_breadcrumbs
section_component

In Regensburg fiel am vergangenen Donnerstag der Startschuss für eine neue, vierteilige Vortragsreihe der kreativwirtschaftlichen Fördereinrichtungen in Augsburg, München, Nürnberg und Regensburg.

Die Vortragsreihe entsteht in Kooperation mit der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V., unterstützt und gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. Die Pilot-Veranstaltung in Regensburg fand unter dem Titel „Garage Spirit – Kreativwirtschaft experimentiert. Wer heute vermeintlich scheitert, kann morgen einen Schritt voraus sein.“ statt.

Referent Raphael Gielgen, Head of Trendscouting & Research für den international agierenden Designmöbelhersteller VITRA, formulierte einen begeisternden Appell an die zahlreichen Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kreativwirtschaft im Degginger: „Wir müssen den Mut haben etwas auszuprobieren, die wichtigsten Bausteine für die Welt von morgen sind Kreativität, Agilität und Neugierde.“

Unmögliches wagen

Etablierte Unternehmen sehen sich gegenwärtig und zukünftig immer stärkeren Herausforderungen ausgesetzt – das Unternehmen der Zukunft muss in seiner Struktur Agilität und in seinen Entwicklungsprozessen Flexibilität anstreben, so Gielgen. Diese Problematiken zu erkennen und diesen mit großer Offenheit zu begegnen, ja auch Neues oder gar „Unmögliches“ wagen – das war das Kernthema des Abends. Und: Wirtschaft und Kultur- und Kreativwirtschaft als ein wichtiges und unerlässliches Miteinander zu betrachten. „Es gibt mehr Gemeinsamkeiten zwischen Industrie, Kultur- und Kreativwirtschaft als man denken könnte“, so Johannes Helmberger, Vorsitzender des Vorstands der vbw Bezirksgruppe Oberpfalz.

„Wir müssen der Kreativwirtschaft Raum geben“, betonte Oberbürgermeister Joachim Wolbergs. „Knowhow und Kreativität machen Deutschland reich“, so Wolbergs weiter. Es seien die wichtigsten Rohstoffe in unserem Land, die auch entsprechend gefördert werden müssen. Derzeit verzeichnet die Stadt Regensburg rund 680 Unternehmen mit über 4 000 Erwerbstätigen im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft. Tendenz steigend.

Auch das Bayerische Wirtschaftsministerium widmet sich seit geraumer Zeit mit großem Einsatz der Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft. „Kultur- und Kreativwirtschaft gedeiht dort gut, wo es der Wirtschaft gut geht und ist entscheidender Entwicklungsfaktor eines Standorts“, bekräftigte Dr. Klaus-Peter Potthast vom Wirtschaftsministerium. Die Aufgabe des Staates sei es nun, die Kreativen zu fördern, um in weiterer Folge die Region zu stärken.

Raphael Gielgen plädierte in seinem Vortrag eindringlich für die Unabdingbarkeit des Treibstoffes „Neugierde“, welcher Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg in der Weltwirtschaft ganz nach oben katapultierte. „Die Unternehmensväter haben es uns vorgelebt. Doch wir haben verlernt, an das Unmögliche zu glauben“, so Gielgen. „Der Impuls für Kreativität ist Neugier. Diese treibt uns an. Und sie ist der Nährboden für Kreatives!“ Zusammen mit Matthias Grädler, der während des Vortrags die Inhalte plakativ und anschaulich mittels „Graffiti Facilitating“ visualisierte, gab Gielgen einen visionären Einblick in die Welt der Arbeit von morgen.

„Garagen oder Werkstätten, in denen alles passieren darf, erleben eine Renaissance“, prophezeite Raphael Gielgen und zeigte weitere internationale Referenzbeispiele auf, in denen Synergien zwischen Kreativen und Wirtschaftsunternehmen bereits erfolgreich und nachhaltig angestoßen wurden. Und er machte den hiesigen Akteuren vor allem Mut: Ein Standort wie Regensburg hat viel zu bieten – dennoch bedürfe es für engagiertes Handeln noch mehr Initiative. Sein Appell an die Regensburger Wirtschaftstreibenden: Die Kultur- und Kreativwirtschaft als Standortfaktor zu verstehen und die Ideengeber, Neudenker und Visionäre in die eigenen Entwicklungslabore einzuladen.

Es braucht Mut den Status Quo zu hinterfragen

Als erfolgreiches Beispiel vor Ort nannte Oberbürgermeister Wolbergs die Einladung der Brauerei Spital zu einer Ideenwerkstatt im Degginger im November 2015: sechs Kreative entwickelten Entwürfe für einen neuartigen Bierkrug. Aus dem Workshop des Traditionsunternehmens gründete sich ein Designkollektiv um Simon Budich, Stefan Plath und Christian Walter, die am Donnerstag exklusiv das Design des Krugs präsentierten. Die drei OTH-Studierenden zeigen den Entstehungsprozess bis Ende der Woche im Degginger in einer Ausstellung. „Neues schaffen ist einfach – die Potentiale zu erkennen, ist entscheidend“, so der OB.

Mathew Ulbrich, Co-Founder und Chief Creative Officer von TICKAROO, ein auf Live-Ticker und Front-End-Design spezialisiertes Start-Up, plädierte für die Garage und betonte in der Podiumsdiskussion: „Unsere Mitarbeiter dürfen scheitern, dieser Freiraum ist entscheidend.“ Für Ulbrich heißt Innovation, in Ideen zu investieren, deren Erfolg noch im Ungewissen liegt.

Zwei kreative Geschenke für Regensburg

Dass Begegnungen und visionäre Anstöße wie dieser Abend äußerst produktiv und zudem nachhaltig wirksam sein können, bewiesen Raphael Gielgen und Matthias Grädler mit ihrem Geschenk an den Standort: einem halbtägigen Workshop für 15 Personen aus den Kreativ-Branchen und 15 Personen aus der Wirtschaft bzw. dem Umfeld der Unternehmer im Regensburger Degginger. Über ein weiteres Geschenk kann sich die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg freuen: Das Vortragshonorar spendete Gielgen als Startkapital für eine Druckwerkstatt im Fachbereich Industriedesign, die unter der Leitung von Daniela Deutzer ihre Arbeit aufnehmen wird.

Krones AG als ein Best-Practice der Region

Melina Huber – die bei der Krones AG in Neutraubling nach ihrem Industriedesignstudium in Regensburg und einer studienbegleitenden Kooperation mit dem Unternehmen ein Jobangebot auf dem Tisch hatte – arbeitet heute als Projektleiterin der PET Packaging Design Group und entwickelt PET-Flaschen am Standort. Sie betonte mit Blick auf die Region, dass in ihren Augen das Bewusstsein für den Wert von Design noch nicht verankert sei – die Krones AG ist eine der Ausnahmen. Das Schlusswort hatte die 30-jährige Produktdesignerin: „Wenn ich eine Vision habe, gehe ich nicht zum Arzt, sondern ich nehme mit der Kraft der Vision andere mit auf die Reise.“

In Augsburg, München und Nürnberg wird die Veranstaltungsreihe mit weiteren spannenden Vorträgen zur Kultur- und Kreativwirtschaft ihre Fortsetzung finden.

Eventfilter

section_breadcrumbs
footer
Cookie-Einstellungen
nach oben