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Der Wildtierhandel wird immer dreister. Erst vor kurzem wurde ein Orang-Utan im Gepäck eines Bali-Urlaubers gefunden, der ihn als Haustier mit nach Russland nehmen wollte. Ein gefährlicher und leider lukrativer Trend, vor dem Tierschützer nun ausdrücklich warnen. Während die einen schützen, treiben die anderen das Geschäft mit dem illegalen Handel von Wildtieren aber munter weiter. Eine Entwicklung, die nicht nur makaber und tierunwürdig ist, sondern zudem die Vielfalt dieser Welt bedroht. Auch die Oberpfalz und ganz Ostbayern blieben in der Vergangenheit nicht von solch grausamen Aktionen verschont.

2017 ging der Polizei auf einem Autobahnparkplatz bei Amberg ein illegaler Tiertransport ins Netz, der sich als größter illegaler Tiertransport in Deutschland heraustellen sollte. An Bord: mehr als 7000 Tiere. Darunter Mäuse, Ratten, Kaninchen, Meerschweine, Heuschrecken und Kakerlaken, aber auch streng geschützte Exoten wie vier Chamäleons und 75 Axolotl (mexikanische Schwanzlurche).

Der Handel beschränkt sich aber lange nicht auf exotische und geschützte Arten. Erst im Dezember vergangen Jahres staunten Fahnder der Waidhauser Bundespolizei nicht schlecht, als sie auf der A6 bei Pleystein, nahe der Grenze zur Tschechischen Republik, im Wagen zweier Ungarn ganze 37 Welpen fanden. In Kisten und Käfigen auf engstem Raum untergebracht winselten die Vierbeiner lautstark, als die Bundespolizisten den illegalen Tiertransport stoppten. Die Hundewelpen verschiedenster Rassen waren erst wenige Wochen alt. Die Tiere wurden damals nach Rücksprache mit einem Veterinär in Tierheime nach Wunsiedel, Nürnberg sowie Regensburg gebracht und anschließend entsprechend geimpft. Durch Bußgeld, Impfung und Unterbringung entstanden enorme Kosten um die 25.000 Euro für die beiden Ungarn, die die Welpen nach eigenen Angaben von Ungarn nach Belgien transportieren wollten.

Durch Hinweise aus der Bevölkerung konnten Tierschützer in Baden-Württemberg vergangenen Jahres einen Puma-Welpen retten. Dieser wurde in einer Wohnung als Haustier gehalten. Dabei sollte es überflüssig sein, zu betonen, dass Wildtiere dieser Art nicht zu diesem Zweck missbraucht werden dürfen. Sie sind auf die Natur angewiesen und im jungen Alter vor allem auf ihre Mutter. Oft stehen sie zudem unter Artenschutz.

Bedrohte Arten weltweit auf der Gepäckliste

Derartige Aktionen sind bei weitem kein Einzelfall und stellen nur die Spitze des Eisbergs dar. In Mexiko beispielsweise sollte vor etwa einem Jahr ein Tigerbaby in einer Box quer durch Mexiko geschickt werden – verbotenerweise versteht sich. Unbekannte hatten den Bengalischen Tiger mit Medikamenten betäubt und in den Container gesteckt. Der Zoll konnte durch den Einsatz eines Spürhundes auf die verbotene Fracht aufmerksam gemacht werden, woraufhin das dehydrierte und unterernährte Tigerbaby in ein Schutzzentrum gebracht wurde. Und erst letzte Woche versuchte ein Russe, ein zweijähriges Orang-Utang-Baby von Bali nach Russland zu schmuggeln, um es dort als Haustier zu halten. Frivol betäubte er den Menschenaffen und steckte ihn bewusstlos in einen Rattan-Korb. Zuvor hatte er das Tier gekauft, war sich aber ob des Handelsverbots nicht ganz im Klaren, vom unmenschlichen Verhalten einmal ganz abgesehen. Flughafen-Mitarbeiter konnten den Schmuggler, der festgenommen wurde, stoppen. Orang-Utans sind stark bedroht. Nur noch wenige sind auf den Inseln Sumatra und Borneo zu finden. Zudem befinden sie sich auch mit zwei Jahren noch in einem Alter, in dem sie nahe bei ihrer Mutter leben. Der Russe hatte sogar noch mehr vor: Im Gepäck fanden die Beamten außerdem zwei Geckos und fünf weitere Echsen.

Gerade im südostasiatischen Raum stoßen Zöllner immer wieder auf derartige Verbrechen. In Indien wurde ein vier Wochen altes Leopardenbaby sichergestellt, das sogar per eingechecktem Gepäck im Frachtraum von Thailand aus mitreiste. Es war logischerweise völlig entkräftet. Ähnliche Fälle gibt es immer wieder. Im Jahr 2011 etwa zeigte ein Fluggast, zu welch dreistem und unmenschlichem Verhalten Tierschmuggler fähig sind: Vier Leopardenbabys, ein kleiner Bär, ein junger Gibbon und ein Seidenäffchen. So die Bilanz seiner „Gepäckliste“.

Tierschützer klar benachteiligt – Allianz mit Internetriesen soll Handel einbremsen

Es ist schockierend, zu welch dreisten Maßnahmen illegale Tierhändler greifen und wie verbreitet das organisierte Verbrechen weltweit ist. Experten gehen beim illegalen Tiergeschäft von einem Umsatz von bis zu 19 Milliarden Dollar aus. Das macht ihn für die Betreiber annähernd lukrativ wie Menschen- und Drogenhandel. Die Problematik dieses Geschäfts spiegelt sich auch in Ungleichheit wider. Tierschützer setzten sich mühevoll und auch zeitintensiv gegen den illegalen Tierhandel ein, profitieren davon jedoch kaum. Ganz im Gegensatz zu ihren Antagonisten, denen das große Geld winkt. Bereits vor zwei Jahren brachte es Herbert Sauerer vom Tierheim in Feucht bei Nürnberg im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung treffend auf den Punkt: „Wer Tiere nutzt, kriegt Kohle - wer Tiere schützt, kriegt nichts.“ Die Händler sind oft Teil eines riesigen Netzwerkes mit mehreren Syndikaten. Das Geschäft ist äußerst penibel organisiert und weltweit vernetzt. Wird nichts gegen diese Art „Mafia“ unternommen, kann das verheerende Folgen für die Wildtierbestände weltweit haben.

Durch Allianzen mit Online-Giganten wollen Tierschutzorganisationen indes gegen den illegalen Tierhandel vorgehen. Der Markt breitet sich rasant aus, zudem sind Täter oft zu einem gewissen Grade anonym unterwegs, wie man es aus dem Darknet kennt. In wenigen Klicks machen sie dort durch den Handel mit Echsen, Affen und anderen Wildtieren Millionengewinne und degradieren dadurch mitunter auch vom Aussterben bedrohte Tierarten zum Spielzeug und Unterhaltungsmedium.

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