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Die VR Bank Niederbayern-Oberpfalz hat 5.000 Euro für die Tafel Regensburg gespendet. Die erste Vorsitzende der Tafel, Christine Gansbühler, gab dabei einen beeindruckenden Blick hinter die Kulissen eines Vereins für Bedürftige, bei dem sie einst selbst Kundin war. 

„Es ist bestürzend, was alles weggeschmissen wird“, kommentiert Armin Wolf die Lebens- und Haushaltsmittel, die sich in den Hallen der Regensburger Tafel türmen. Bereits seit 7.30 Uhr in der Früh war er zusammen mit Martin Zinner von der VR Bank unterwegs, um die Ware in der Umgebung einzusammeln: Globus, Aldi, Lidl, Schmidbauer um nur einige Lieferanten zu nennen. Ein straffer Zeitplan, mit dem die insgesamt 120 ehrenamtlichen Helfer der Tafel bestens vertraut sind. Um 12 Uhr beginnt schließlich die Ausgabe, bis dahin müssen alle Lebens- und Haushaltsmittel an Ort und Stelle sein.  

Nummernsystem ohne Benachteiligung

An Ort und Stelle bedeutet in diesem Fall in den Ausgabe- und Lagerhallen der Tafel. Den Eingangsbereich zieren bunte Malereien mit Blättern, Blumen und einem Einhorn mit einem Törtchen ums Horn. Eingehüllt sind die Malereien in knalliges Grün. Der lebensfroh gestaltete Eingang erinnert dabei mehr an einen Kindergarten denn an einen Ort, der für viele Menschen in Regensburg die letzte Rettung ist, um ihr Leben sichern zu können. Links vom Eingang befindet sich eine Art Empfangshalle mit Bänken, auf denen die rund 5.000 Bedürftigen wöchentlich mehrmals Platz nehmen und darauf warten, bis ihre Nummer – ähnlich wie auf dem Bürgerbüro – aufgerufen wird. Innerhalb dieses Nummernsystem hat jeder Kunde, wie die Bedürftigen von den Mitarbeitern genannt werden, einen festen Rahmen von 30 Minuten. Mal gehört er zur Gruppe, die als erste in die Ausgabehalle darf, mal gehört er zur letzten. Das variiert von Woche zu Woche, damit es keine Bevorzugung, aber auch keine Benachteiligung gibt, wie Gansbühler erklärt. Am Montag öffnet die Tafel ihre Pforten ausschließlich für Frauen und Kinder, Mittwoch und Freitag sind Mischtage.

Fast wie im Supermarkt

Wurde ein Kunde aufgerufen, geht es in die heilige Halle, dem Ausgaberaum. Dort zahlt eine Person einen Obolus von zwei Euro, ab zwei Personen zahlt man vier Euro, teurer wird es aber auf keinen Fall, wie die erste Vorsitzende der Tafel betont. Nachdem der Ausweis am Scanner eingelesen wurde, geht es endlich ans Einkaufen – vorausgesetzt, der Kunde hält sich an eine entscheidende Regel: keine Tätlichkeiten. Einmal wird noch toleriert, schließlich kann jeder mal einen schlechten Tag haben, kommt es jedoch ein zweites Mal vor, ist Schluss mit der Großzügig- und Nettigkeit, sagt Gansbühler. Hält man sich jedoch an die gängigen Umgangsformen, startet das Einkaufen mit Brot und Gebäck von allen namhaften Bäckereien aus der Region. Da die Tafel plastikfrei arbeiten möchte, bringt jeder Kunde eigene Behälter und Taschen mit, die dann von den Ehrenamtlichen gefüllt werden. „Es ist ganz wichtig, dass jeder etwas bekommt“, hebt Gansbühler hervor. Leer ist bislang auch niemand ausgegangen, denn ihre Mitarbeiter wissen aufgrund langjähriger Erfahrung sehr gut, wie sie Lebens- und Haushaltsmittel portionieren müssen, damit auch wirklich niemand mit leeren Händen nach Hause gehen muss.   

Nach der Bäckerei-Abteilung geht es zur Joghurt-Theke: Egal ob Schoko-, Erdbeer- oder Naturjoghurt – es ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Das begehrteste Lebensmittel in dieser Abteilung: Milch. „Sie scheint für viele wirklich ein Lebenselixier zu sein“, schmunzelt Gansbühler. An der Wurst- und Käsetheke geht der Gaumenschmaus weiter. Auch hier ist das Kühlregal gefüllt mit Lebensmitteln, die zum Verzehr bereitstehen. Und das tun alle Lebensmittel der Tafel. Sollte das Mindeshaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten sein, ziert die Lebensmittel ein Schild mit dem Hinweis: „Mitnahme auf eigene Gefahr.“ Gefährlich im Sinne von gesundheitsschädlich sind aber auch diese Lebensmittel nicht. Denn schließlich geht es hier um Menschen und nicht um Schweine, wie Gansbühler deutlich mahnt. Bedenkliche Produkte wie Mayonnaise, Käse und Fleisch werden nach Ablauf des MHDs allerdings sofort entsorgt.  

Im Anschluss folgt der Obststand, auch „Tante Emma“ genannt und das nicht ohne Grund. Denn neben Äpfel, Bananen, Kiwi oder Weintrauben gibt es dort auch allerhand andere Leckereien wie Schokolade oder Reinigungsmittel wie Waschpulver zu erwerben – streng voneinander getrennt wohlgemerkt. Denn auch die Tafel muss sich an die Vorgaben von Gesundheits- und Gewerbeamt halten, und danach haben Lebens- und Haushaltsmittel nebeneinander nichts zu suchen. Die letzte Abteilung des etwas anderen Supermarkts ist schließlich der Gemüsestand, bei dem die Gartenvielfalt nicht zu wünschen übriglässt. Als „Herzstück“ der Tafel bezeichnet Gansbühler allerdings den Lagerraum. Sortieren, auffüllen, Kisten reinigen – die Hauptarbeit spielt sich nach Beginn der Ausgabe genau dort ab.

„Ihr seid ja Müllfresser“

In einem Regal der Lagerräume befinden sich im obersten Fach zwei Kartons. Der Inhalt? Neue Schulranzen. Im letzten Jahr hat jedes bedürftige Kind zur Einschulung eine neue Schultasche erhalten, erzählt Gansbühler stolz. Dabei sind auch viele Tränen geflossen – von den Müttern, den Kindern, und auch die Tafel-Mitarbeiter mussten bei diesem freudigen Anblick kräftig schlucken. Diesen Kindern würde so auch ein guter Start ins Schulleben ermöglicht, ergänzt Gansbühler. Zumindest würden sie schon mal nicht aufgrund eines gebrauchten Schulranzens unter all den Schulneuankömmlingen auffallen und gehänselt werden.



Die erste Vorsitzende weiß nämlich nur zu gut, was es heißt, bedürftig zu sein und deswegen ausgegrenzt zu werden. Nach der Schlecker-Pleite war sie arbeitslos und entschied sich für den Gang zur Tafel, um ihren Kindern Schule und Studium ermöglichen zu können. Sätze wie „Ihr seid ja Müllfresser“, die damals zu einer ihrer Töchter gesagt wurden, haben sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Und auf keinen Fall möchte sie, dass sich irgendjemand dafür schämen muss, zur Tafel zu gehen. Deswegen kämpft Christine Gansbühler dafür, das „Schmuddelimage“ von Tafeln loszuwerden. Das oberste Credo für sie ziert auch die Wand oberhalb des Obststandes: „Schaue nie auf Menschen herab, außer du möchtest ihnen aufhelfen.“

Kosten von 6.000 Euro monatlich

Im Kampf gegen Vorurteile ist jedoch nicht nur ein Umdenken innerhalb der Gesellschaft notwendig, sondern vor allem auch Geld. Allein die Regensburger Tafel hat monatliche Kosten von 6.000 Euro, 2.500 Euro gehen allein für die Miete drauf. Finanziert wird alles rein über Spenden und durch den Obolus der Kunden. Die 5.000 Euro, die einmal jährlich von der Stadt Regensburg fließen, sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und bereits am 20. Januar eines jeden Jahres aufgebraucht, erklärt Gansbühler.

Für Michael Zinner von der VR-Bank Niederbayern-Oberpfalz ist die Unterstützung der Tafel mit 5.000 Euro sowie Plüschtieren und Sonnenbrillen deswegen eine „tolle Sache“. Gerade ihm sei auch wichtig, dass man von dieser „Wegwerfgesellschaft“ wegkomme. Zudem habe er am eigenen Leib erfahren, welche harte körperliche Arbeit die Ehrenamtlichen Woche für Woche leisten. Es sei eine „tolle Erfahrung“ gewesen, dies einmal selbst mitzuerleben.   

Trotz vieler Spenden hängt die Tafel Regensburg derzeit etwas in der Luft, da der Mietvertrag bald ausläuft und eine Verlängerung durch die Vermieter noch ungewiss ist. Für helfende Hände oder Ideen, egal in welchem Bereich, ist deshalb stets Bedarf da, um auch in Zukunft den Bedürftigen in Regensburg einen bezahlbaren Supermarkt anbieten zu können.

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