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Der Erfolg des Knabenchors stand über dem Wohl der Schüler. So lautet das Ergebnis der neuen Studien zu den Missbrauchsfällen bei den Regensburger Domspatzen, die am Montag vorgestellt wurden.

Der Chor sei wichtiger gewesen als das Wohl der Kinder. Zu diesem Fazit kommen zwei Studien der Kriminologischen Zentralstelle Wiesbaden (Krimz) und der Universität Regensburg, die das Bistum Regensburg in Auftrag gegeben hat. Der Knabenchor sowie seine Schulen und Internate seien ein abgeschottete System gewesen, bei dem von außen kaum Korrektur und Kontrolle möglich gewesen sei, so Martin Rettenberger von der Krimz. Zudem hätten sich beim Chor eigene moralische Maßstäbe herausgebildet. Dies sei gerade in der Vorschule der Fall gewesen, wo zudem eine Atmosphäre der Angst erzeugt worden sei. Strafen habe es dabei zu jeder Tages- und Nachtzeit gegeben. Laut Ergebnis der Studien waren die Vorfälle auch aufgrund der undurchsichtigen Strukturen und der unklaren Verteilung der Verantwortung möglich gewesen.

In den wissenschaftlichen Studien wurden die Jahre 1945 bis 1992 untersucht. Für den Historiker Bernhard Löffler spielte bei den Missbrauchsfällen auch das kollektive Schweigen auf vielen Seiten eine Rolle – egal ob von kirchlicher, staatlicher oder elterlicher Seite. Im Fokus stand der Chor, so Löffler. Kindgerechte Pädagogik sei dabei Nebensache gewesen.

Mehr als 500 Vorfälle

Laut eines Abschlussberichts aus dem Jahr 2017 zu den Missbrauchsvorfällen sollen mehr als 500 Sänger von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen gewesen seien – in der Vorschule genauso wie im Gymnasium. Bekannt geworden war der Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen im Jahr 2010. Alle Taten sind mittlerweile jedoch verjährt. Beschuldigt wurden 49 Personen. 45 von ihnen waren körperlich und neun durch sexuelle Gewalt straffällig geworden.

Ambivalente Rolle von Georg Ratzinger

Untersucht wurde auch die Rolle des früheren Domkapellmeisters Georg Ratzinger. Beim Bruder des es emeritierten Papsts Benedikt XVI. habe es im Gegensatz zum damaligen Internatsleiter der Grundschule, Johann Meier, kein sadistisches System gegeben, so das Ergebnis der Studien. Allerdings habe auch er die Chorproben mit Jähzorn und überzogener Strenge mit Körperstrafen und psychischen Demütigungen geleitet. Ansonsten war er aber von den Schülern als wohlwollend und aufgeschlossen eingestuft worden.

Bischof Vorderholzer bittet erneut um Vergebung

Bischof Rudolf Vorderholzer drückte am Montag nochmals seine Trauer über den Missbrauch aus: „Es schmerzt mich und tut mir in der Seele weh“, so Vorderholzer. „Ich kann es nicht ungeschehen machen und die Betroffenen nur um Vergebung bitten.“ Für Vorderholzer zähle jetzt vor allem die Prävention und schließt sich damit der Meinung der Vertreter der Betroffenen an. Die meisten wünschten sich Ruhe, so Opfervertreter Peter Schmitt. Die Domspatzen sollen wieder ausschließlich für gute Musik stehen, so Schmitt weiter.

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