Oberpfalz: Geisterzug rast ungebremst bis ins Naabtal
- Details
- Kategorie: Panorama
- | filterVERLAG
Wegen der Fahrlässigkeit zweier Lokführer rollte in der vergangenen Woche ein Güterzug vom tschechischen Eger bis nach Schwarzenfeld im Landkreis Schwandorf. Der führerlose Zug war mit mehreren Tonnen beladen und fuhr mit Tempo 100 durch mehrere Bahnhöfe.
Der Güterzug sollte am Donnerstag im Auftrag des Privatunternehmens K-Rail GmbH etwa 2.000 Tonnen Holz von Eger nach Wiesau im Landkreis Tirschenreuth transportieren. Dabei sorgte menschliches Versagen für die darauffolgende Szene: Weil die Lokführer beim Ankuppeln der Lokomotiven die Bremsschläuche falsch miteinander verbunden hatten, konnte der Zug ungebremst losrollen. Dank schneller Reaktion durch DB Netz-Mitarbeiter richtete das Gespann keine Schäden an und konnte schlussendlich im Naabtal Halt machen.
Fahrdienstleiter verhinderten das Schlimmste
Der Güterzug wurde von zwei Diesel-Lokomotiven gezogen, die durch den Bremsschlauch miteinander verbunden wurden. Dabei unterlief den Lokführern vermutlich ein Fehler, berichtet der BR. Auch auf den vorgeschriebenen Bremstest wurde verzichtet, sodass die Fehlfunktion erst bemerkt wurde, als es zu spät war.
Als Folge fuhr der Geisterzug mit bis zu 100 Stundenkilometern durch die Oberpfalz. Dabei rollte er unteranderem durch Windischeschenbach, Neustadt an der Waldnaab und Weiden, so der BR. Im flach auslaufenden Naabtal sollte die Irrfahrt letzendlich ihr Ende finden. Der Geisterzug hatte laut dem Münchner Merkur so eine Strecke etwa 94 Kilometer hinter sich gelassen.
Die wohlüberlegte Reaktion der DB-Fahrdienstleiter ist Grund dafür, dass während der Fahrt kein Unglück passierte. Die betroffenen Fahrstraßen wurden auf grün gestellt, sodass kein Zug dem Geistergespann entgegen kommen würde. Sprecher der Bahn lobten im Gespräch mit dem Merkur das Handeln der DB Netz-Angestellten.
Bundespolizei ermittelt wegen Eingriffs in den Bahnverkehr
Die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung wurde zur Unterstützung der Bundespolizei zu den Ermittlungen hinzugezogen. Der Merkur berichtet, dass die Behörde aber von einer formalen Untersuchung absieht, da kein schwerer Unfall passierte. Das Eisenbahnunternehmen müsse nach eigenem Ermessen notwendige Maßnahmen ergreifen, erklärte Sprecher Gerd Münnich der Zeitung.
Die beiden Lokführer befanden sich während der Geisterfahrt in der vorderen Lokomotive, konnten diese aber nicht mehr stoppen. Nach dem Zwischenfall wurden sie infolgedessen fristlos entlassen, teilte K-Train-Geschäftsführer Gunther Pitterka dem BR mit.
Nachdem der Zug stoppte, konnten alle Gleissperrungen noch am Donnerstag gegen 18 Uhr aufgehoben werden. Die Lokomotiven wurden indes auch wieder freigegeben und sind in regulärer Nutzung.