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Es sollte ein schöner Familienausflug am wohl ersten warmen Frühlingstag des Jahres werden. Doch Hildegard Gerl musste am Sonntag morgen mit ansehen, wie sich ihr Mann Eduard beim Einsteigen in den wartenden Regionalexpress nach München schon im Bahnhof von Regensburg zu Tode stürzte. Der Höhenunterschied zwischen Bahnsteigkante und Zugtür wurde dem 93-jährigen zum Verhängnis.

Als RE4255 an Gleis 9 im Regensburger Hauptbahnhof hielt, stand das unternehmungslustige Ehepaar schon bereit, Verwandte in München zu besuchen. Es war nicht ihre erste Reise mit den Regionalzügen der Deutschen Bahn. Ob es am forschen Schritt des rüstigen 93-jährigen oder einer momentanen Unachtsamkeit lag, konnten sich weder seine Frau noch die umgehend alarmierten Rettungskräfte erklären. Eduard Gerl war offenbar so von seinem Tritt ins Leere überrascht, dass er es nicht mehr rechtzeitig schaffte, sich an einer Haltestange abzustützen.

Stattdessen prallte der Rentner im Fallen mit dem Kopf gegen gegen die eiserne Stange und blieb im Eingangsbereich des Regionalzuges liegen. Der Verletzte wurde unmittelbar mit dem Notarztwagen ins Uniklinikum gebracht, wo die Ärzte allerdings nicht mehr für den 93-jährigen tun konnten. Der etwa zwanzig Zentimeter hohe Niveau-Unterschied zwischen Bahnsteigkante und Einstiegsbereich des RE4255 wurden Eduard Gerl zum Verhängnis. Nicht der erste Unfall, der sich aufgrund dieser ungünstigen Gegebenheiten im Zugverkehr an bayerischen Bahnhöfen ereignete - aber bis dato der unglücklichste.

Lukas Iffländer, Sprecher des Fahrgastverbands "pro Bahn" (zuständige Bezirksgruppe Oberpfalz) spricht von einem ewig bestehenden Dilemma. "Es gibt zwei Standards an deutschen Bahnsteigen, 55cm und 75 cm Höhe. Alle modernen Züge wie ICE oder die agilis sind auf letztere ausgelegt. Der Wagenboden des Doppeldeckers (auch RE4255) liegt knappe 20 Zentimeter unterhalb der Kante des Bahnsteigs, da er zum einen oft an kleineren Bahnhöfen (mit 55er-Niveau) halte und man ja auch zwei Stockwerke unterbringen muss". Nur die Türen des ersten Wagens am Triebkopf seien auf 75er-Niveau - extra für Rollstuhlfahrer.

Beim Einstieg in die Doppelstockwagen macht man damit in Regensburg unumgänglich einen gewaltigen Schritt nach unten. "Gerade für Menschen mit Behinderung oder Familien mit Kinderwägen ist das oft ein riesen Problem", berichtet Iffländer. Bei Neu-Ausschreibung für Züge achte man aber mittlerweile drauf, dass es nur noch ein Einsteigen auf 75er-Niveau wie im Regensburger Hauptbahnhof gibt - damit wäre die Barrierefreiheit bei fast jedem Zug garantiert. RE4255 kam an diesem Sonntag vormittag leider ohne das Ehepaar Gerl in München an. Die Fahrgäste hätten mit Sicherheit eine noch größere Verspätung in Kauf genommen, wäre Eduard Gerl nur noch unter den Aussteigenden.

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