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Fit für die Zukunft ? aber wie? Der BUND Naturschutz, Der Bayerische Lehrerinnen und Lehrer Verband (BLLV) und VBio fordern mehr Nachhaltigkeit in der Bildungspolitik. Sie verlangen mehr finanzielle Mittel vom Staat - vor allem für die Umwelterziehung in der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung.

Der Bund Naturschutz sieht es als wesentliche Aufgaben des Staates, alle Bildungsangebote an Nachhaltigkeitszielen auszurichten und für eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Bildungseinrichtungen Sorge zu tragen. Wir fordern daher, in Übereinstimmung mit dem BLLV und dem VBio, eine bessere Ausstattung für den Bildungsbereich - und zwar nicht nur an Schulen sondern ebenso im Bereich der non-formalen Bildung und der Erwachsenenbildung.

Derzeit stehen für alle 50 Umweltstationen jährlich ca. 1,7 Mio. ? zur Verfügung, also im Schnitt 35.000 ? pro anerkannter Station. Das Freiwillige Ökologische Jahr wird mit 700.000 ? jährlich gefördert. Diese Summen sind seit Jahren unverändert. Dass auch für Umweltbildung die finanziellen Mittel bereitgestellt werden, dafür ist das Haus der Berge im Nationalpark Berchtesgaden das beste Beispiel. Nicht nur in den Bau wurde erheblich investiert (Baukosten ca. 18 Mio. ?) auch der laufende Etat wurde seit 2010 von 1,5 Mio. ? auf ca. 3 Mio. ? für 2014 erhöht. Wir erwarten, dass der bayerische Staat die Förderung nicht nur an den Hotspots konzentriert, sondern Umweltbildung in erheblich größerem Maße auch in der Fläche fördert, so Hubert Weiger, der 1. Vorsitzende des BUND Naturschutz in Bayern. Dazu müsste unter anderem der Fördertopf für Stationen sowie der Umweltfonds zusammen auf mindestens 5 Mio. ? jährlich erhöht werden.

Einen Forderungskatalog zur Umweltbildung in Bayern hat der BUND Naturschutz wir vor den Landtagswahlen an über 100 verantwortliche MdLs und Ausschussmitglieder geschickt und daraufhin eine ganze Reihe von zustimmenden Antworten quer durch die Parteien erhalten, berichtet Günter Krell, der Sprecher des Landesarbeitskreises Umweltbildung. Die Abgeordneten verwiesen in ihren Antwortschreiben auf die bestehenden Umweltstationen, geförderte Projekte in Bildung und Forschung sowie die Richtlinien für Umweltbildung. Das klingt erst einmal positiv, aber: Wir sehen auf der anderen Seite, dass es z.B. keine Selbstverständlichkeit ist im Biologiestudium noch solide Artenkenntnisse zu erwerben, so Peter Niesslbeck, Versitzender des VBIO Landesverband Bayern. Immer noch hangeln sich Umweltstationen von Projekt zu Projekt, weil es keine solide Finanzierung der erforderlichen Stellen gibt. In Ganztagsschulen werden zwar Umweltpädagogen gerne im Rahmen der Betreuung eingesetzt, aber für eine Schulklasse stehen insgesamt nur 6.000 ? an Zusatzmitteln für das ganze Schuljahr zur Verfügung. Und der Austausch zwischen den Schulen und den Umweltstationen beschränkt sich auf ein Modellprojekt mit sechs halben Stellen!

Der BUDN Naturschutz, der Bayerische Lehrerinnen und Lehrerverband sowie der VBIO fordern daher die bayerische Staatsregierung auf, im Rahmen der Finanzplanung, zum einen erheblich mehr Mittel für die Bildungspolitik bereitzustellen und dabei vor allem den Bereich der non-formalen Bildung, also die Erwachsenenbildung, das Freiwillige Ökologische Jahr, die Umweltstationen und Projekte in der Umweltbildung besser als bisher auszustatten.

Fit für die Zukunft ? das bedeutet mehr als die Ausbildung junger Menschen in einem Ingenieurstudium oder Werbung für die MINT-Fächer. Wir müssen uns als alternde Gesellschaft, als eine Gesellschaft im Umbruch auf eine ganze Reihe von Veränderungen einstellen. Zuwanderung, Anstieg der Kosten für Mobilität, Knappheit der klassischen Energieträger. Die notwendigen Verhaltensänderungen werden umso leichter, je mehr wir alle in der Lage sind, unseren Status oder unser persönliches Glück weniger über das Verbrauchen von Gütern zu definieren, sondern in der Möglichkeit, es sinnstiftend und kompetent selber zu gestalten. Schule und Ausbildung müssen daher außer den fachlichen Kompetenzen auch Kompetenzen vermitteln, die ein gemeinwohlorientiertes Verhalten fördern. Lebens-Einsichten statt Karriere-Aussichten werden möglicherweise eher dazu führen, dass unser demokratisches Gesellschaftsmodell einen guten Weg in die Zukunft beschreitet.

Wir appellieren daher an die bayerische Staatsregierung, erheblich mehr als bisher die Ziele der Bildung für Nachhaltigkeit zur Grundlage der Forschungsförderung, Bildung und Ausbildung zu machen, so Hubert Weiger, Klaus Wenzel und Peter Niesslbeck unisono. Es kann und darf nicht sein, dass z.B. in den Studiengängen für Landwirtschaft die Grundlagen des ökologischen Landbaus nicht verpflichtend sind. Ein anderer Schwerpunkt, der aus unserer Sicht dringend in Angriff genommen werden muss, ist berufliche Bildung bzw. Ausbildung. Für Berufsschulen sollte die bewährte Form des Fachberaters aus dem Grundschulbereich übernommen werden. In allen Ausbildungszweigen muss fächer- und berufsfeldübergreifend das Thema Energiewende in die Lehrpläne integriert werden. An den Regierungen sollte daher für den Bereich der beruflichen Schulen auch ein Fachmitarbeiter den Bereich Umweltbildung und Nachhaltigkeit abdecken.

Der Bayerische Lehrer-und Lehrerinnenverband (BLLV) unterstützt den Katalog des BUND Naturschutz ausdrücklich und unterstreicht die Forderung nach Verbesserung der Rahmenbedingungen für die schulische Bildung im Bereich Ökologie und Nachhaltigkeit. Voraussetzung sei allerdings ein anspruchsvoller Lern- und Leistungsbegriff, der zu nachhaltigen Bildungsprozessen führt. BLLV-Präsident Klaus Wenzel merkt dazu kritisch an:

"Es wird viel über Nachhaltigkeit geredet. Leider wird dabei aber vergessen, auch über Nachhaltigkeit in der Pädagogik nachzudenken. Aus meiner Sicht sind nachhaltige Lernprozesse an den Schulen nur schwer möglich. Nicht etwa, weil die Lehrerinnen und Lehrer damit überfordert wären, sondern weil sie gezwungen sind, Schüler mit fragmentarischen Wissensbeständen zu konfrontieren, die sie ständig abfragen müssen". Im Mittelpunkt stehe die engmaschige Leistungsmessung toten und trägen Faktenwissens. "Heranwachsende reproduzieren auf diese Weise leere Inhalte, ohne sie füllen zu können, ich meine damit, ohne sie kritisch zu hinterfragen und in Zusammenhänge stellen zu können oder - und das ist leider oft der Fall - ohne sie wirklich zu verstehen. Dafür fehlt einfach die Zeit." Wer solide Bildungsprozesse anstoßen wolle, müsse Schülern und Lehrern also zunächst einmal mehr Zeit geben, z.B. die hohe Prüfungsdichte abbauen und sich vom 45-Minuten-Takt verabschieden, was in rhythmisierten Ganztagsschulen gut möglich wäre. Klaus Wenzel: "Grundsätzlich müssen wir aus unseren Schulen Lern- und Lebensorte machen, in denen die ganzheitliche Bildung im Vordergrund steht. Handlungsorientierte Umweltbildung spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle".

(Bild: Bernd Kasper / www.pixelio.de)

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