Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) bietet als erstes Krankenhaus Ostbayerns die Implantation eines subkutanen Defibrillators an und hilft damit Patienten, bei denen ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod vorliegt.
Mit bis zu 100.000 Todesfällen pro Jahr ist der plötzliche Herztod die häufigste Todesursache in Deutschland. Patienten, die ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herzstillstand aufweisen, wird am UKR seit Kurzem eine innovative Therapie angeboten. Es handelt sich dabei um den sogenannten subkutanen Kardioverter Defibrillator (S-ICD), welcher als prophylaktische Maßnahme implantiert werden kann. Diese Technik steht nun erstmals auch den vielen Betroffenen in der Region Oberpfalz und Niederbayern zur Verfügung. Der Vorteil dieser neuen Methode ist, dass im Unterschied zu den konventionell implantierbaren Defibrillatoren (ICD) die Elektrode nicht mehr im Herzen, sondern unter der Haut angebracht wird.
Beim herkömmlichen Verfahren wird eine Elektrode über eine Vene in die rechte Herzkammer eingeführt und dort fixiert. Über diese Elektrode kann das Gerät Herzrhythmusstörungen erkennen und im Notfall einen Elektroschock abgeben. Mit dem neuen subkutanen Defibrillator muss nun kein Fremdmaterial mehr im Herzen und dem venösen Gefäßsystem eingebracht werden, was einen wichtigen Vorteil des S-ICD darstellt. Denn je weniger Fremdmaterial sich in Gefäßen oder im Herzen befindet, umso geringer ist das Risiko für Entzündungen oder die Bildung von Gerinnseln. Beim subkutanen Defibrillator wird die Elektrode direkt unter der Haut auf Höhe des Herzens platziert. Der eigentliche Defibrillator liegt nicht, wie beim konventionellen Modell im Bereich des oberen Brustkorbs, sondern unter der Achsel, um einen bestmöglichen Defibrillationsvektor zu erreichen. Dadurch wird als zusätzlich positiver Effekt auch ein ästhetisches Operationsergebnis erreicht, denn eine Narbenbildung im sichtbaren Brustbereich bleibt aus.
Durch ihre robustere Konstruktionsweise ist bei der neuen Elektrode mit einer längeren Haltbarkeit zu rechnen. Bei konventionellen Modellen kann es in zwanzig Prozent der Fälle nach etwa acht bis zehn Jahren zu Störungen der Elektrode kommen. Fehlschockabgaben können die Folge sein. Elektroden, welche nach einigen Jahren nicht mehr funktionieren oder infiziert sind, müssen in einer aufwendigen Operation entfernt werden. Ein weiteres Risiko bei mehrfachen Eingriffen ist zudem, dass durch Vernarbungen der weitere Zugangsweg zum Herzen verlegt sein kann.
Bei allen Vorteilen des neuen S-ICD behält die Implantation eines konventionellen ICD-Modells allerdings auch weiter ihre Bedeutung und stellt das Standardverfahren für Patienten dar, die zusätzlich auf die Funktion eines klassischen Schrittmachers angewiesen sind. Außerdem sind Patienten mit vorbekannten langsamen Kammerrhythmusstörungen mit dem konventionellen ICD besser versorgt. Von der neuen Methode, dem subkutanen Defibrillator, werden in erster Linie Patienten mit erhöhtem Risiko für einen plötzlichen Herztod ohne vorherige Rhythmusstörungen profitieren. Dazu zählen Patienten aller Altersgruppen mit primärer Herzmuskelschwäche oder eingeschränkter Pumpleistung des Herzens. Aufgrund der geringeren Komplikationsraten werden von dem neuen System aber vor allem junge Patienten profitieren, die beispielsweise erbliche Störungen im elektrischen Leitungssystem des Herzens haben.
Professor Dr. Lars Maier, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR, und Professor Dr. Christof Schmid, Direktor der Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie des UKR, welche beide gemeinsam den klinischen Schwerpunkt der Herzerkrankungen am Universitätsklinikum Regensburg vertreten, versprechen sich durch die Einführung der neuen Methode eine optimierte Versorgung der Patienten im ostbayerischen Raum. Beide sehen dies als wichtigen Schritt für ein künftiges „Universitäres Herzzentrum Regensburg“ am UKR.
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Bieten seit Kurzem die Implantation eines subkutanen Defibrillators am UKR an (v.l.n.r.): Professor Dr. Lars Maier (Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II), Professor Dr. Christof Schmid (Direktor für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie), Dr. Ekrem Üçer (Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II). Bild: UKR
Bieten seit Kurzem die Implantation eines subkutanen Defibrillators am UKR an (v.l.n.r.): Professor Dr. Lars Maier (Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II), Professor Dr. Christof Schmid (Direktor für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie), Dr. Ekrem Üçer (Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II). Bild: UKR