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In ihrem Land gibt es keinen sicheren Platz mehr für sie. Krieg und Verfolgung ist eine ständige Gefahr, der sie nur schwer entkommen können. Deshalb nehmen Flüchtlinge eine gefährliche und beschwerliche Reise auf sich, um dem Tod zu entrinnen. Weil die Konflikte in den betroffenen Ländern immer schlimmer werden, steigt auch die Zahl der flüchtenden Menschen. In Ländern überall auf der Welt ersuchen sie die Aufnahme. Darunter auch in Deutschland. Einmal angekommen erfahren sie jedoch nicht immer nur Akzeptanz.
 


Beobachtet man aufmerksam das Weltgeschehen und die politischen Verhältnisse in einigen Ländern, stellt man fest, dass stetig neue Konflikte entstehen und sich langjährige Kämpfe zusehends verschlimmern. Da verwundert es kaum, dass die Menschen in diesen Zonen einen Ausweg suchen. Schließlich leben sie unter der ständigen Angst, durch den Krieg oder gezielter Verfolgung von Volksgruppen getötet zu werden. Wie sehr sich die Situation zum Schlechten gewandelt hat, zeigen die aktuellen Zahlen des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen. Demnach sind mehr Menschen auf der Flucht als jemals zuvor. Der Abschlussbericht für das Jahr 2014 zählte 59,5 Millionen flüchtende Menschen weltweit. Davon verlassen 38,2 Millionen nicht etwa das eigene Land, sondern sind nur in andere Bereiche davon unterwegs. Die übrigen Flüchtlinge verteilen sich auf viele Länder. Besonders stark vom Zulauf betroffen ist die Türkei. Der Balkanstaat nahm 2014 1,59 Millionen Menschen auf. Direkt dahinter reihen sich Pakistan (1,51 Mio.) und der Libanon (1,15 Mio.) ein. Bei den Zuwanderungszahlen liegt Deutschland weit abseits der weltweiten Top 10. Dafür ist ein anderer Wert eklatant hoch, nämlich die Zahl der Asylanträge. In dieser Statistik stand Deutschland Ende 2014 auf dem ersten Platz.

So stand das Land in diesem Jahr einer großen Herausforderung gegenüber, denn der Verwaltungsaufwand ist durch die vielen Anträge extrem hoch. Lange sitzen die Flüchtlinge während des hängenden Verfahrens irgendwo fest und müssen geduldig warten, bis entschieden wird, was mit ihnen geschieht. Im besten Falle werden sie aufgenommen und können hierzulande ein neues Leben aufbauen, im schlimmsten Falle beginnt die Reise komplett von vorne. Auch der Freistaat Bayern steht einer großen Masse an Flüchtlingen gegenüber, wie das Staatsministerium für Arbeit, Familie, Soziales und Integration bestätigt: „Die hohen Zugänge stellen derzeit alle vor große Herausforderungen, die der Freistaat gemeinsam mit seinen Kommunen meistert. Klar ist aber auch, es können nicht alle Probleme der Welt alleine in Bayern gelöst werden. Deshalb müssen sowohl der Bund, als auch die EU ihrer Verantwortung nachkommen. Wichtig ist sowohl eine gerechte Verteilung der Asylbewerber in Europa, als auch die Bekämpfung der Fluchtursachen in den Herkunftsländern.“

In der Stadt Regensburg werden die Flüchtlinge zu einem großen Teil in der Pionierkaserne untergebracht. Die Zahlen der Erstaufnahmen stiegen über die vergangenen Monate stetig an. „Wir hatten im Mai 2015 ca. 500 Asylbewerber in der Erstaufnahmeeinrichtung aufgenommen; im Juni 2015 ca. 1000 und im Juli 2015 über 3300. Alleine von Freitag, 31.07.15 bis Sonntag, 02.08.15 erreichten rund 520 Asylbewerber die Pionierkaserne. Die Situation ist angespannt bis dramatisch. Aus diesem Grund mussten wir zwischenzeitlich in den drei kreisfreien Städten der Oberpfalz sowie in fünf von sieben Landkreisen den Notfallplan Asyl aktivieren. (Stand 05.08.15)“.


Allein in der Aussiger Straße leben derzeit 67 Asylbewerber in 16 Wohnungen. Unter ihnen auch acht Familien, die größte mit sechs Kindern. Sie stammen aus dem Kosovo, Eritrea, Iran, Russland, Mazedonien, Albanien, Ethiopien, Syrien und Georgien. „Vor kurzem hatten wir hier in der Aussiger Straße vier Geburten, zwei Frauen sind gerade noch schwanger“, erzählt Albert Müßig, Koordinator des Helferkreises Aussiger Straße und ehemaliger Jugendamtsleiter. „Die Asylbewerber leben sich gut ein, sind unseren Helfern gegenüber aufgeschlossen und nehmen die Unterstützung dankend an.“ Die 13 Mitarbeiter des Helferkreises handeln nach ihren christlichen Grundvorstellungen, helfen mit Herz und Verstand und tun alles dafür, den Flüchtlingen das Leben zu erleichtern. Arztbesuche, Behördengänge und Deutschkurse stehen genauso auf dem Plan wie eine gemütliche Ausstattung der Wohnungen. Die Gemeinschaftsunterkunft der Regierung, ehemalige Notwohnungen der Stadt, wurden frisch saniert und nur mit dem nötigen ausgestattet. Der Helferkreis bemüht sich um Vorhänge, Schränke und eine wohnliche Atmosphäre. „Die Asylbewerber bauen relativ schnell eine gute Beziehung zu unseren Helfern auf“, weiß Müßig. Die Stimmung untereinander ist positiv, es treffen viele verschiedene Charaktere mit den unterschiedlichsten Hintergründen aufeinander – zu Konflikten kommt es trotzdem selten. Die Reaktion der Anwohner ist da schon schwieriger. Während die Bewohner der angrenzenden Notwohnungen – die auch noch als solche genutzt werden - den Asylbewerbern eher kritisch gegenüberstehen und nicht immer einsehen, dass die Flüchtlinge Hilfe brauchen, werden sie von den restlichen Bewohnern akzeptiert. Doch auch hier kommt es vor allem abends öfters zu Beschwerden. „An den lauen Sommerabenden sitzen sie manchmal länger draußen zusammen und unterhalten sich, der Lautstärkepegel ist manchen Anwohnern zu laut.“ 

Auch Phuc Huynh, Inhaber der IT-Firma HUYNH, setzt sich im Rahmen des Projekts „Leuchtturm“ für Flüchtlinge ein. Im Umgang mit den Flüchtlingen beklagt er besonders die „gesellschaftliche Verrohung“, den Mangel an Mitgefühl und Empathie. „In Deutschland leben wir in einem goldenen Käfig. Doch wir sollten uns darüber bewusst werden, dass wir einer der größten Waffenexporteure weltweit sind. Die daraus resultierende Rechnung ist ganz einfach: Waffen verursachen Kriege, töten Menschen, reißen Familien auseinander, führen zu großem Leid, Elend und treiben die Betroffenen letztendlich zur Flucht.“ Daher ist es Huynh auch wichtig, Verantwortung zu übernehmen.

Das Projekt „Leuchtturm“ ,ein Gemeinschaftsprojekt von Eva Karl, Trude Donauer und Huynh Phuc, zielt vor allem darauf ab, die Flüchtlinge durch Teilhabe am öffentlichen Leben zu integrieren. „Es soll keine Ghettoisierung geben! Wir möchten einen kulturellen Dialog eröffnen.“ Dies soll durch eine Vielzahl an Veranstaltungen umgesetzt werden. So sollen im Garbo Kino monatlich Filme in der Landessprache der Flüchtlinge mit deutschen Untertiteln gezeigt werden – der Eintritt ist für Flüchtlinge und Regensburger frei. In der Bodega und dem Parkside kochen Flüchtlinge Gerichte aus ihrer Heimat, die Gäste zahlen freiwillige Spenden. Der Erlös wird für den Einkauf von heimischen Lebensmitteln verwendet. Aber das ist nur ein kleiner Teil, der vielen Ebenen, innerhalb derer sich „Leuchtturm“ engagiert. Auch die Versorgung von Flüchtlingsunterkünften mit WLAN, damit die Flüchtlinge mit ihrer Heimat in Kontakt bleiben können, ist ein wichtiger Schritt. „Smartphones sind heute kein Luxusgegenstand mehr. Sie sind oftmals das einzige, das ein Flüchtling mitnimmt.“ Aber auch ordentliche Kleidung, welche die Flüchtlinge nicht beim Gang durch die Öffentlichkeit ausgrenzt, ist wichtig. „Leuchtturm“ plant Kooperationen mit Einzelnhändlern wie Titus oder Beatnuts, die ausgemusterte Stücke spenden. Langfristig soll auch eine Kleidersammlung eingerichtet werden. „Diese dient natürlich nicht nur den Flüchtlingen. Auch hilfsbedürftige Regensburger erhalten hier Kleidung.“

Trotz der Hilfe und Unterstützung herrscht gerade in der Gemeinschaftsunterkunft der Aussiger Straße Unmut. „Vor allem die Flüchtlinge aus den westlichen Balkanländern werden alle wieder rückgeführt. Das ist nur eine Frage der Zeit und das wissen sie auch selbst“, erklärt Müßig. „Doch die Behörden sind langsam, ein wenig Zeit bleibt ihnen allen.“ Auch sie haben Anspruch auf bestmögliche Hilfe, schulpflichtige Kinder dürfen sofort nach der Ankunft den Unterricht besuchen. „Oft werden die Asylbewerber als unliebsame Mitbürger bezeichnet, doch wer sich näher mit der Situation und den Problemen der Flüchtlinge auseinander setzt, würde ganz anders darüber denken.“

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