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Viele Geschäfte in der Regensburger Innenstadt sind nur noch durch Umwege zu erreichen, Anwohner und ansässige Läden müssen den Baustellenlärm direkt vor der Haustüre ertragen. Die Straßen in der zentralen Fußgängerzone werden aufgerissen, vor vielen Ladentüren prangt derzeit ein einziger Abgrund. Der Grund? Eine Neugestaltung und die darunterliegenden Kanäle, die schon über 100 Jahre alt sind. Eine jahrelange Sanierung, die große Opfer fordert. 

Die Geschäfte haben mit den Bauarbeiten zu kämpfen, verlieren in dieser Zeit viele Kunden, zeitweise müssen sie tageweise schließen. Doch die Sanierung und Ausstattung der Infrastruktur ist notwendig, der Großteil der Fußgängerzone stammt aus den 70er Jahren. Dieses Jahr gingen die Arbeiten in der Pfauengasse und der Weißen-Lilien Straße los. Bis 2020 werden außerdem die Drei-Helm-Gasse, die Viereimergasse, die Königsstraße sowie die Schwarze-Bären-Straße saniert. „Verschiebungen und Verzögerungen, die sich etwa aufgrund von archäologischen Funden, bautechnischen Problemen oder der Witterung ergeben können, sind nicht auszuschließen“, so heißt es von Seiten der Stadt Regensburg. „In der Vorweihnachtszeit soll die Fußgängerzone als bedeutendes Einkaufsziel auf jeden Fall frei vom Baustellenbetrieb gehalten werden.“ Rund sechs Millionen Euro werden die Sanierungsarbeiten insgesamt kosten, die genauen Ausgaben sollen noch im Zuge der weiteren Planungen erarbeitet werden. „Soweit die Maßnahmen nach dem Kommunalabgabengesetz beitragspflichtig sind, werden die Anlieger mit dem in der städtischen Straßenausbaubeitragssatzung vorgesehenen Beitragssatz an den Kosten beteiligt.“

Schon in der Planungsphase gab es jede Menge Treffen und Workshops der Stadt Regensburg, bei denen Anlieger, Einzelhändler und in der Altstadt vertretende Interessensgruppen ihre Anregungen zur Umsetzung verbreiten konnten. Außerdem führte das Stadtplanungsamt im Herbst 2015 eine Umfrage zur Stadtmöbilierung durch, die in die Planungen der Fußgängerzone berücksichtigt wurde. Letztendlich ist die Gestaltung der Fußgängerzone an die der Gesandtenstraße und Ludwigstraße angepasst. Hier wurde das neue Konzept bereits umgesetzt.

Die Gassen erhalten einen fußgängerfreundlichen Belag aus kleinformatigem Pflaster, stellenweise gibt es einen Belagswechsel mit großformatigem Pflaster. Diese Flächen eignen sich perfekt für Sitzecken und Grünflächen mitten in der Regensburger Altstadt. Außerdem sind neue Spielpunkte für Kinder in der Königsstraße und der Viereimergasse geplant. 

Die Einzelhändler in der Pfauengasse und Weißen-Lilien Straße, die derzeit von den Baumaßnahmen und Einschränkungen betroffen sind, stehen der Sanierung kritisch gegenüber. Die Kunden meiden die Altstadt merklich.

Christine Schimpfermann, Planungs- und Baureferentin der Stadt Regensburg, erläutert die Maßnahmen:

Welche Nachteile bietet die Bauphase für ansässige Geschäfte?
"Wie jede Baustelle bringt natürlich auch die Sanierung der Fußgängerzone Lärm, Schmutz und Behinderungen mit sich. Natürlich ist uns klar, dass wir hier mitten im Herzen der Stadt mit vielen Geschäften, Büros, Praxen und Anwohnern in einem sehr sensiblen Bereich arbeiten. Deshalb haben wir bereits ab Mai 2015 in zahlreichen Workshops und Bürgerveranstaltungen über die Baumaßnahme informiert. Zudem legen wir auch großen Wert darauf, dass alle Geschäfts- und Hauseingänge immer erreichbar sein werden. Die Baumaßnahme ist sehr effizient und flexibel geplant, um Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. Eine extra beauftragte PR-Agentur wird mit diversen Maßnahmen und Veranstaltungen dafür sorgen, dass die Altstadt trotz Baustelle Menschen anzieht und so die Geschäfte unterstützen."

Wie versucht die Stadt, dass die Geschäfte trotzdem weiter zugänglich bleiben während der Baumaßnahmen?
"Indem wir die Arbeiten entsprechend planen. Straßen und Gassen werden immer nur halbseitig aufgerissen, sodass man jederzeit daran vorbeigehen kann. Außerdem sorgen wir mit tagesaktueller Beschilderung dafür, dass die Besucherinnen und Besucher stets wissen, wie sie zu bestimmten Geschäften gelangen können."

Müssen teilweise Geschäfte auf Zeit schließen?
"Von unserer Seite aus nicht. Es kann allerdings vorkommen, dass ein Geschäftsführer beschließt, beispielsweise seine Inventur oder den Betriebsurlaub in die Woche zu legen, in der die Baustelle direkt vor der Haustür liegt. Da wir in engem Austausch mit den Geschäftsbetreibern stehen, sind sie gut über die Bauphasen informiert und können so für sich planen."

Wie reagieren die Geschäfte / Bürger auf die Baumaßnahmen?
"Natürlich ist niemand begeistert über eine Baustelle direkt vor der Haustüre. Doch es sind sich alle einig, dass der altmodische Flickenteppich, aus dem die Zentrale Fußgängerzone momentan besteht, nicht mehr zeitgemäß ist. Zudem liegen unter der Erde über hundert Jahre alte Kanäle, die dringend saniert werden müssen. Das wissen und verstehen die Geschäftsleute - und natürlich freuen sie sich auf die neu gestalteten Straßen und Plätze, die sicher viele Kunden anlocken werden. Bis dahin werden wir sie mit Rat und Tat unterstützen, damit sie die Bauzeit gut überstehen. Und nicht zuletzt hoffen die Geschäfte natürlich auch, dass ihnen die Regensburgerinnen und Regensburger die Treue halten und auch während der Bauzeit bei ihnen einkaufen."

So stehen Einzelhändler und Kaufleute den Sanierungsmaßnahmen gegenüber:

Ingo Saar, Geschäftsführer der Faszination Altstadt e.V.
Die Kommunikation zwischen der Stadt Regensburg und den ansässigen Geschäften gestaltete sich sowohl vor der Bauphase als auch aktuell während der Bauarbeiten sehr gut. Schon ein Jahr im Voraus wurden die Geschäfte durch Infoabende und Workshops von Seiten der Stadt umfassend informiert, wie sie sich auf die Sanierungsarbeiten einstellen können. Eigentümer und Einzelhändler haben bei der Stadt einen direkten Ansprechpartner, an den sie sich jederzeit bei Fragen wenden können. Dafür wurde von der Stadt eigens ein Kommunikationsteam eingerichtet. Für die Einzelhändler sind die Baumaßnahmen eine Herausforderung, der sie sich stellen. Natürlich ist niemand erfreut, wenn sich eine Baustelle direkt vor der Ladentür befindet, dennoch herrscht eine konstruktive Atmosphäre.

Hofpfisterei (Heidi Piendl): „Man kennt es schon, dass weniger Kunden da sind. Es ist schon um einiges ruhiger geworden. Der Lärm ist außerdem grausam, alles vibriert. Noch dazu wurde heute auch noch das Wasser für ein paar Stunden abgestellt.“

Vinzenzmurr (Melanie Höfer): „Wenn sie die Wasserleitungen erwischen, ist das eine Katastrophe. Vor allem für eine Metzgerei ist das gar nicht spaßig. Letzten Donnerstag kamen die Bauarbeiter reingestürmt, weil sie eine Leitung erwischt haben. Insgesamt ist es einfach sehr laut. Schade, dass die Bauarbeiten nicht stückchenweise vorgenommen werden. Jeder der kann, wird die Altstadt meiden.“

Tschibo: „Erfreut ist natürlich keiner darüber. Wir haben gescheite Geschäftseinbußen. Aber da müssen wir jetzt durch. Wenn das Ergebnis danach schön wird, dann nehmen wir das natürlich in Kauf. Wir hoffen allerdings, dass es schnell vergeht und vor allem, dass die Kunden uns treu bleiben.“   

zero (Catharina Kluge, Alexandra Hickl): „Man merkt jetzt schon einen Unterschied bei der Anzahl der Kunden. Der Lärm ist sehr laut und vor allem unangenehm, wenn man den ganzen Tag damit konfrontiert ist. Außerdem staubt es auch in das Geschäft. Wir haben aber Verständnis dafür und werden auch nicht für ein paar Tage schließen. Laut der Stadt Regensburg sollen die Geschäfte ja durchgehend zugänglich sein.“

Calzedonia: „Die Kunden kommen uns wegen der Baustelle abhanden. Aber es muss eben gemacht werden. Am Ende ist wenigstens das Ergebnis dann hoffentlich gut. Gerade jetzt vor dem Sommerstart ist es für uns aber besonders ärgerlich.“

Das sagen die Regensburger Bürger zu der Baustelle in der zentralen Fußgängerzone:

Janine Rennert, 39, Regensburg
„Irgendwann muss alles mal modernisiert werden. Hauptsache, danach ist es attraktiver und ansprechender. Die, die das Ganze geplant haben, werden sich schon was dabei gedacht haben, dass es so lange dauert. Ich kenne solche langen Baustellen von meiner Heimat. Die Geschäfte werde ich also trotzdem weiter besuchen.“ 

Johanna Brender, 26, Regensburg
„Ich bin erst letzte Woche hergezogen. Meine Heimatstadt wurde auch schon einmal für zehn Jahre untertunnelt, daher bin ich Baustellen gewohnt. Die Geschäfte sind schwer zugänglich, aber ich werde sie trotzdem besuchen. Ohne Baustellen ist zwar alles schöner, aber wenn es notwendig ist, kann man eben nichts machen. Vielleicht lohnt es sich am Ende aber genauso wie bei meiner Heimatstadt. Die ist jetzt auch viel schöner.“

Robin Schönleben, 24, Regensburg
„Ich glaube, das Ganze ist bitterer für die Geschäfte als für mich. Die haben nämlich eher Probleme mit dem Lärm und den Baustellen. Aber es muss eben gemacht werden. Wenn es möglich ist, versuche ich die Straßen mit Baustellen zu meiden und gehe lieber woandershin.“

Anonym, 50, Regensburg
„Wenn es danach dann schöner und wegen der Rohre nötig ist, dann ist das eben so. Solange es nur kleinere Baustellen und nicht die komplette Altstadt sind, ist das okay. In den Geschäften werde ich deshalb weiterhin einkaufen.“

Alfred Tischner, 76, Bad Abbach
„Die Baustellen sind schon eine Behinderung. Aber es muss eben Mal sein, da kommt man nicht dran vorbei. Meine Stammbäckerei werde ich trotz der Baustellen weiterhin besuchen und dort mein Brot kaufen.“

Anonym (Regensburger Pensionär)
„Ich habe eine klare Meinung zu der Sache: Es ist illegal ohne Ende und verstößt gegen jegliche Unfallverhütungsvorschriften. Darüber werde ich auch die Stadt und das Gewerbeaufsichtsamt informieren. Der Fußgängerverkehr müsste auf jeden Fall unterbunden werden. Vor allem Schwenkbaufahrzeuge und Bagger mit Schaufeln sind gefährlich, Menschen sollten auf keinen Fall so nah an ihnen vorbeigehen dürfen. Um die Baustelle gehört ein Bauzaun und eine Komplettsperre. Dann könnte man das Ganze auch in einem Hauruckverfahren durchhauen und es nicht auf drei Jahre hinauszögern. Man kann das alles ganz anders organisieren.“

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