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Die private Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye e.V. hat heute Morgen mit einem Seeprotest gegen die Sperrung des Rettungsgebietes im Mittelmeer demonstriert. Über ihre beiden Schiffe Sea-Eye und Seefuchs spannten sie ein Banner mit der Aufschrift "Shame on you, Europe!" (Schäme dich, Europa!) rund 110 Seemeilen vor Tripolis auf. 

Der Ort der heutigen Aktion ist bewusst gewählt: Er markiert die Grenze, die das libysche Marionettenregime mit Duldung der europäischen Staaten und unter den Augen der Operation Sophia proklamiert hat. "Die Libyer haben mit den Millionenzahlungen aus Europa diese Mauer auf See errichtet, damit man dem Sterben nicht zusehen muss. Die humanitäre Katastrophe geht weiter, sie entzieht sich lediglich unseren Augen", kommentiert Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer die neue Abschottungspolitik von EU und Libyern. "Der Tod wird nach Afrika zurück verlagert, in die Folterlager von Libyen."

Die private Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye e.V. hatte am vergangenen Sonntag schweren Herzens beschlossen, seine geplanten Rettungsmissionen im Mittelmeer vorerst auszusetzen. Auf Anfrage teilte uns Sea-Eye gestern mit: "Die Lage vor Ort ist weiter ungewiss." Die Crew ist jedoch weiterhin einsatzbereit und die Boote sind auf Stand-by.

Grund dafür ist die veränderte Sicherheitslage im westlichen Mittelmeer, nachdem die libysche Regierung eine unbestimmte und einseitige Ausdehnung ihrer Hoheitsgewässer angekündigt hatte – dies verbunden mit einer expliziten Drohung an die privaten NGOs.

Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer: "Eine Fortsetzung unserer Rettungsarbeiten ist unter diesen Umständen aktuell nicht möglich. Wir können dies auch gegenüber unseren Crews nicht mehr verantworten." Zunächst wird Sea-Eye die veränderte Sicherheitslage vor der libyschen Küste sorgfältig analysieren und das weitere Vorgehen beraten. 

Auf Anfrage teilte uns Hannelore Buschheuer von Sea-Eye e.V. gestern mit, dass die Lage vor Ort weiter ungewiss sei. Sea-Eye ist jedoch weiterhin einsatzbereit und die Boote sind auf Stand-by. Die Wartezeiten können sie aber gut für nötige Reparaturen nutzen. Die 2. Vorsitzende der Hilfsorganisation hält von Regensburg aus regelmäßig Kontakt mit den Crews auf Malta.

In den letzten Tagen hatten auch andere Seenotrettungsorganisationen – darunter auch "Ärzte ohne Grenzen" – ihren vorläufigen Rückzug aus dem Search-an-Rescue-Gebiet vor der libyschen Küste verkündet. Hannelore Buschheuer zufolge ist am Dienstag sogar ein Flüchtlingsschiff beschlagnahmt worden: Die libysche Küstenwache setzte die „Golfo Azzurro“ der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms 27 Seemeilen vom Festland fest – also deutlich außerhalb libyscher Hoheitsgewässer.

Mit großer Sorge beobachtet die Regensburger Hilfsorganisation die Menschenrechtslage in Libyen. Michael Buschheuer: "Hunderttausende sind auf ihrer Flucht in der Hölle von Libyen gelandet und schutzlos der Willkür von Banditen, Schleppern und regierungsnahen Milizen ausgesetzt. Ihnen wird nunmehr auch die letzte Chance genommen, dieser Zwangslage zu entkommen." 

Der Sea-Eye-Gründer hofft, dass die Ankündigung von Kanzlerin Angela Merkel, den UN-Flüchtlingsorganisationen bei der Bewältigung der humanitären Krise in Libyen zu helfen, kein leeres Versprechen bleibt. "Wir hinterlassen eine tödliche Lücke im Mittelmeer. Ich appelliere an die italienische Regierung und die EU-Einsatzkräfte der Mission Sophia, jetzt endlich alles zu unternehmen, um das sinnlose Sterben der Flüchtenden zu beenden."

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