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Hinsichtlich ihrer Schwere ist sie wohl die am meisten unterschätzte Krankheit Deutschlands. Mit über 5 Millionen Erkrankungen pro Jahr gehört sie sogar zu den häufigsten Krankheiten überhaupt. Neuesten Studien zufolge liegt das Risiko im Laufe des Erwachsenenalters an einer Depression zu erkranken bei Frauen  bei ca. 22 % –  bei Männer bei ca. 13 %. Summa summarum trifft es somit jeden sechsten Deutschen.

Abgeschlagenheit, Interesselosigkeit und Lustlosigkeit kennt jeder – Stimmungstiefs gehören zum Leben, wie das Salz zur Suppe. Doch stellen Sie sich vor, das Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem eigenen Empfinden stellt sich zusätzlich ein. Selbstvorwürfe, Schuldgefühle oder negative Gedankenschleifen prägen plötzlich das Selbstbild und den Tagesablauf. Sie werden immer unruhiger und unkonzentrierter, leiden plötzlich an Schlaf- und Appetitlosigkeit, stehen täglich wie gerädert auf und fragen sich, wie Sie diesen grauenvollen Tag nur überstehen sollen... Spätestens nach einer zweiwöchigen dauerhaften Niedergeschlagenheit kann von einer depressiven Episode gesprochen werden, deren Schweregrad sich an der Anzahl der somatischen Begleitsymptome bemisst.

Ursachen

Wird nach den Ursachen der Depression gesucht, findet sich zwar meist ein auslösendes Ereignis (z.B. der Verlust/Tod eines Nahestehenden/Geliebten, eine abrupte Veränderung der Lebensumstände wie eine Geburt oder ein Wohnortwechsel oder eine dauerhafte Überlastungssituation im Beruf), doch anders als bei einem gebrochenem Bein lässt sich die Ausformung einer depressiven Episode nicht immer an einem einzigen Auslöser festmachen. Vielmehr formt sich eine Depression erst durch die Kombination und gegenseitige Wechselwirkung von psychosozialen und neurobiologischen Faktoren vollkommen aus. Sich selbst helfen bei einer Depression, gelingt deswegen oft auch nur durch das Hinzuziehen eines Spezialisten, der die Verschränkungen und Wechselwirkungen der beteiligten Kräfte entweder medikamentös oder therapeutisch regulieren und ausgleichen kann.

Vulnerabilität und Resilienz

Die psychosoziale Situation markiert hierbei die biographische Anamnese der Betroffenen, in deren Lebenslauf sich entweder festigende oder destabilisierende Persönlichkeitsaspekte mehr oder weniger ausgeprägt haben. Die Psychologie spricht hier von Vulnerabilität (Verwundbarkeit) und Resilienz (Psychische Widerstandsfähigkeit). Traumata, negative Erfahrungen, Verschlossenheit etc. gehören beispielweise zu den vulnerablen Faktoren, welche die Chance, an einer Depression zu erkranken, erhöhen, während eine behütete Kindheit, ein stabiler Freundeskreis und positive Erfahrungen diese Chance deutlich verringern.  

Veranlagung

Aus neurobiologischer Sicht ist bei den Betroffenen immer eine verringerte Serotonin- und Noradrenalin-Ausschüttung zu beobachten. Dieser Mangel an „Glückshormonen“ verstärkt bei den Patienten das Gefühl der Niedergeschlagenheit – negative Gedankenschleifen werden durch das Fehlen von Freude und Lust verstärkt, verminderter Antrieb hält die Patienten weiterhin fern von positiven Erlebnissen, sodass sich Ohnmacht und Hilflosigkeit einstellen. Vererbbare hormonelle Störungen wie die Schilddrüsenunterfunktion können somit ebenfalls zu den vulnerablen Faktoren gezählt werden, da sie die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin im Gehirn beschleunigen und dadurch sowohl Antrieb als auch Lustempfinden deutlich reduzieren können.

The point of no return?

Die Gefahren einer Depression werden zumeist deutlich unterschätzt. Viele Betroffene vergessen immer wieder, dass es sich bei einer Depression um eine Krankheit handelt und scheuen sowohl den Arztbesuch als auch das Gespräch mit ihrem näheren Umfeld. Die Betroffenen ziehen sich nicht selten zurück und isolieren sich immer weiter, was zu einer Verstärkung und Vermehrung der somatischen Symptome führt. Leidensdruck und Scham steigen an. Während bei einer leichten Depression die Alltagshandlungen noch völlig problemlos ausgeführt werden können, häufen sich mit Zunahme der Intensität der Erkrankung die Probleme bei der Bewältigung von alltäglichen oder beruflichen Handlungsroutinen. Das Erkennen des Nicht-bewältigen-können der Probleme führt weiterhin zu einer Senkung des Selbstwerts. Der Übergang einer mittelschweren Depression zu einer schweren depressiven Episode ist meist durch das Einschleichen von Suizidgedanken gekennzeichnet – ein Arztbesuch wird unvermeidlich, therapeutische Hilfe unabdingbar.

Hilfe suchen und annehmen

Sicherlich, nicht jede leichte Depression muss bis hin zu ihrer schwersten Ausprägungsform verlaufen, dennoch sind die Übergänge während des Krankheitsverlaufs oft fließend und für die Betroffenen selbst kaum zu erkennen. Auch erhöht sich bei Nichtbehandlung der Krankheit die Rückfalltendenz, sodass immer zu einer ärztlichen Behandlung geraten werden muss. Hilfe finden die Betroffenen bei akutem Leidensdruck meistens bei den telefonischen Notfallseelsorgern. Bei Suizidgedanken sollte immer notärztliche Hilfe angefordert werden. Auch ein digitaler Selbsttest kann abklären, ob sich eine Person bereits in einer depressiven Episode befindet. Weitere Informationen unter: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start

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