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Für eine ganze Generation gehört Digital zum Lebensstil. Immer erreichbar und auf Abruf verfügbar sein steht im Mittelpunkt unserer digitalen Gesellschaft. Seit rund zehn Jahren digitalisiert das Smartphone unser Privatleben und verändert damit nachweislich unser Sozialverhalten. Von Vielen bleibt das unbemerkt, bis sie die Folgen der exzessiven Smartphone-Nutzung im Alltag spüren. Ab wann wird der Drang sich zu vernetzen schädlich?

Überall wo wir uns aufhalten, lauert auch unser täglicher Begleiter. Ständig griffbereit versorgt uns das Smartphone rund um die Uhr mit Nachrichten, Eilmeldungen und Unterhaltung. Stolze 221 Mal wird laut Studien durchschnittlich ein Blick auf den Display geworfen. Bis zu 80 Mal am Tag entsperrt der durchschnittliche Nutzer sein Gerät, und führt dabei etwa 2600 Interaktionen damit durch. Die Zahlen verdeutlichen, dass negative Auswirkungen auf das alltägliche Leben durch Smartphones mehr sind als nur Kulturpessimismus. Der ständige Drang sofort auf die Datenflut zu reagieren führt zu Reizüberflutung und letztendlich Konzentrationsstörungen und Stress. Sogar klassische Entzugserscheinungen wie Nervosität und innere Unruhe treten auf, wenn das Handy vergessen wurde, und verdeutlichen das Suchtpotenzial unseres digitalen Begleiters. Es wird Zeit, einfach mal abzuschalten und zur Ruhe zu kommen.

Als Digital Detox (digitale Entgiftung) formiert sich nun die Gegenbewegung zum nonstop-Surfen auf der Informationswelle. Analog ist „In“ - Viele wollen wieder bewusst auf ihre sozialen Interaktionen achten, im Moment leben und die Handynutzung im Alltag reduzieren. Allerdings macht unsere Neugier und die Angst etwas zu verpassen der Selbstbeherrschung häufig einen Strich durch die Rechnung. Es geht auch um Routine, denn oft lässt sich auch im eigenen Umfeld beobachten, wie in Leerlaufsituationen das Handy reflexartig gezückt wird. Das entzieht uns wertvolle Zeit zum Durchatmen ohne dass es uns bewusst ist. Bei der Entwöhnung helfen einfache Maßnahmen, die im Alltag leicht umsetzbar sind. Das Ziel dabei ist es, bewusste Auszeiten zu schaffen.

Den Sprung in die Unabhängigkeit sollen (ironischerweise) Apps erleichtern, indem sie die Nutzbarkeit von Funktionen und Diensten für eine bestimmte Zeit einschränken oder das Nutzverhalten aufzeichnen. Am Ende des Tages überraschen sie seinen Besitzer dann mit einer oftmals erschreckenden Bilanz und steigern die Selbsterkenntnis, die ja bekanntermaßen der erste Schritt zur Besserung ist.
Da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, steht er nun vor der Herausforderung Routinen zu brechen. Hier lautet das Zauberwort: Dienste auslagern. Angefangen beim Aufwachen, erspart ein analoger Wecker bereits den ersten Blick auf das Smartphone. Anstatt Zeit beim anschließenden Nachrichten checken zu vertrödeln, lässt sich produktiv in den Tag starten und sogar noch entspannt frühstücken.
Ist man mal unterwegs und das Datenvolumen verbraucht, realisiert man erst einmal die eigene Abhängigkeit von internetbasierten Diensten. Vorbereitung ist dabei schon die halbe Miete. Stadtpläne vorher anschauen, Restaurant zu Hause aussuchen oder notfalls reale Menschen nach dem Weg fragen, so ist man entspannter und zielgerichteter unterwegs.

Auch Termine verpasst man ohne Handy nicht. Eine Armbanduhr zu tragen erspart einen weiteren Blick auf das Smartphone, das in der Tasche darauf wartet, uns mit unwichtigen Meldungen abzulenken. Ein materieller Kalender im Taschenformat ist genauso effektiv und sogar übersichtlicher als ein digitaler Terminplaner im Smartphone.

Generell schadet es nicht, Push-Benachrichtigungen von Apps zu deaktivieren. So macht sich das Handy nicht pausenlos durch vibrieren, klingeln oder leuchten bemerkbar und das Gefühl etwas zu verpassen verschwindet langsam aus unseren Köpfen. Um wichtige Informationen abzurufen kann man anstatt Apps auch den Browser nutzen. Und die Nachricht von der Apokalypse wird uns ziemlich sicher noch auf anderem Wege erreichen.

Wenn der Tag sich dem Ende neigt lohnt es sich, eine bestimmte Zeit oder einen Raum zur Smartphone-freien Zone zu erklären, damit sich endlich die gewünschte Entspannung einstellt. Am Esstisch oder im Schlafzimmer, das Handy muss nicht überall mit. Am besten richtet man zu Hause einen festen Ablageplatz dafür ein. Auch wer Aktivitäten plant oder eine gute Zeit mit Freunden verbringt, wird schnell merken, wie wenig er sein Handy dabei vermisst. Es reicht, abends einmal die Nachrichten zu checken und es dann an seinen Platz zurückzulegen. Schnell wird man merken, dass sich die Welt trotzdem weiterdreht, und man nicht zu jeder Zeit an Ort und Stelle gebraucht wird.

Trotz dieser Ansätze kann es anfangs schwierig sein, sich den „neuen“ Situationen zu stellen, die ein Handyverzicht mit sich bringt. So büßt man beispielweise einen Teil seiner Spontanität ein, wenn man nicht in ständigem Kontakt mit Familie und Freunden ist, um kurzfristige Abendaktivitäten zu planen. Und zwar nicht ohne Grund: eine Studie der LMU München stellte fest, dass etwa 57 Prozent der Smartphone-User unverzüglich eine Antwort auf ihre Nachrichten erwarten. Gut möglich also, dass man mit seiner Entgiftungskur auf Unverständnis stößt und bei einigen Entscheidungen außen vor bleibt. Doch auch das Umfeld wird sich daran gewöhnen und der Planung mehr Zeit einräumen oder auf anderem Weg den Kontakt suchen. Anderenfalls kann eine persönliche Aussprache helfen, um dem Gegenüber sein Druckverhalten aufzuzeigen. Als positiver Nebeneffekt wird die moderne Unverbindlichkeit zunehmend beseitigt und reduziert unseren Freizeitstress. Das Durchhalten lohnt sich. Der Entzug kann uns die Aufmerksamkeit darauf richten, wann Medien und das Internet wirklich nützlich sind und das Leben einfacher und besser machen – und wann nicht.

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